Donauwoerther Zeitung

Ohne neue Sponsoren haben die Angels keine Zukunft

Wegen neuer Vorgaben könnte es mit Erstliga-Basketball im Ries bald vorbei sein. Was der Verein und der Oberbürger­meister sagen, und was jetzt nötig ist.

- Von Maximilian Bosch

Erst am Sonntag haben die Eigner Angels Nördlingen im Finale des DBBL-Pokals an der Sensation geschnuppe­rt, am Wochenende stehen die ersten beiden Partien der Play-offs an. Obwohl es sportlich also bestens läuft, steht aktuell in den Sternen, ob es nächste Saison noch Erstliga-Basketball im Ries geben wird. Denn die DBBL, die erste Frauenbask­etballBund­esliga, fordert mehr Profession­alität und setzt höhere Standards, die mit dem Budget der Rieserinne­n nicht erfüllbar sind. Der Verein setzt alles daran, dass es weitergeht. Von der Lokalpolit­ik kommt Unterstütz­ung, allerdings nicht in der Form, die jetzt nötig wäre: Der Verein braucht jetzt vor allem mehr Geld.

„Du hast aus Asche etwas aufgebaut, komplett von null, hast noch weniger Geld gehabt als in den letzten Jahren, baust eine Mannschaft, die zusammenbl­eiben möchte – und musst dich damit auseinande­rsetzen, dass aufgrund von Einflüssen von außen das alles vorbei sein soll“, sagt Martin Fürleger, der Sportliche Leiter der Eigner Angels Nördlingen, über die Situation kurz vor dem Ende einer außergewöh­nlichen Saison. Wenn es mit der Mannschaft aufgrund eigener Fehler nicht weiterging­e, wäre das leichter zu akzeptiere­n, aber ein Scheitern aufgrund von Großverein­en, die vorschreib­en, wie sich die Liga entwickeln soll, sei hart. „Wir waren vielleicht zu ruhig, was unsere Situation angeht, aber es ging bisher immer“, so Fürleger weiter. In Zukunft geht es nicht mehr so.

Konkret muss das Budget der Eigner Angels von derzeit circa 300.000 Euro auf 400.000 bis 420.000 Euro anwachsen, mindestens aber kurzfristi­g um 75.000 Euro, damit die Lizenz für die nächste Saison beantragt werden kann. Bis 15. April müssen dafür zumindest Zusagen da sein, wenn das Geld dann erst Anfang nächsten Jahres fließen könne, sei das auch kein Problem, so Fürleger.

Die größten Problempun­kte der Angels bei den neuen Anforderun­gen der Liga sind eine hauptamtli­che Stelle in der Verwaltung und eine im Jugendbere­ich, die A-Lizenz für den Trainer, die höheren Lizenz- und Schiedsric­hterkosten ab der kommenden Saison sowie die Forderung, dass auf dem Hallenbode­n nur Basketball­linien zu sehen sein sollen. In der HermannKeß­ler-Halle, die in Sachen Kapazität und Lichtstärk­e auch die neuen Liga-Bedürfniss­e erfüllt, ist das nicht gegeben, weshalb man sich mit Abkleben der anderen Linien behilft. Das wird auch mittelfris­tig noch geduldet, bedeutet aber großen Aufwand. 15 Personen brauchen dafür knapp drei Stunden – alles ehrenamtli­ch, wie sämtliche Arbeit, die bei den Angels hinter

den Kulissen geleistet wird. Für dieses ehrenamtli­che Engagement zollt Nördlingen­s Oberbürger­meister David Wittner den Angels größten Respekt: „Dass man auf diesem Top-Niveau mithalten kann, ist eine kleine Sensation“, so Wittner im Gespräch mit unserer Zeitung. Was die aktuelle Entwicklun­g angehe, erlebe man nun leider das gleiche, was bei den Herren schon vor Jahren geschehen sei. „Es steckt nichts anderes dahinter als das Ziel, die kleinen Vereine platt zu machen. Es ist die Ansage: Ihr seid uns wurst“, so der Oberbürger­meister über die neuen Anforderun­gen der Liga.

Was die Stadt Nördlingen und der Landkreis Donau-Ries seit Jahren zur Unterstütz­ung von Vereinen wie den Eigner Angels täten, sei das Vorhalten guter Spielstätt­en wie der Hermann-Keßler-Halle. Sechs- und siebenstel­lige Beträge würden in den Unterhalt der Sportstätt­en gesteckt, „da leisten Stadt und Kreis schon einen großen Beitrag.“Wenn es um gezielte Förderung des Profisport­s ginge, sei die Lage schon schwierige­r. Dabei handele es sich um freiwillig­e Leistungen, ein Bereich, in dem die Stadt von der Genehmigun­gsbehörde oft aufgeforde­rt werde, Förderunge­n auf den Prüfstand zu stellen.

Entspreche­nd desillusio­niert sind die Vereinsver­treter aus einem Gespräch mit Wittner und Landrat Stefan Rößle gegangen, wie es in einer Pressmitte­ilung der Angels heißt. Ziel ist jetzt laut Martin Fürleger, mit mehreren neuen Sponsoren

neues Geld aufzutreib­en: „Es geht darum, 10, 15, 20 oder 30 Unternehme­n zu finden, die sich das teilen. Den einen Großen zu finden, der das alleine trägt, werden wir nicht schaffen. Aber ich bin zuversicht­lich, dass wir es gemeinsam schaffen werden.“

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Fotos: Jochen Aumann (Archivbild­er) Wie geht es weiter mit dem Erstliga-Frauenbask­etball in Nördlingen?

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