Ohne neue Sponsoren haben die Angels keine Zukunft
Wegen neuer Vorgaben könnte es mit Erstliga-Basketball im Ries bald vorbei sein. Was der Verein und der Oberbürgermeister sagen, und was jetzt nötig ist.
Erst am Sonntag haben die Eigner Angels Nördlingen im Finale des DBBL-Pokals an der Sensation geschnuppert, am Wochenende stehen die ersten beiden Partien der Play-offs an. Obwohl es sportlich also bestens läuft, steht aktuell in den Sternen, ob es nächste Saison noch Erstliga-Basketball im Ries geben wird. Denn die DBBL, die erste FrauenbasketballBundesliga, fordert mehr Professionalität und setzt höhere Standards, die mit dem Budget der Rieserinnen nicht erfüllbar sind. Der Verein setzt alles daran, dass es weitergeht. Von der Lokalpolitik kommt Unterstützung, allerdings nicht in der Form, die jetzt nötig wäre: Der Verein braucht jetzt vor allem mehr Geld.
„Du hast aus Asche etwas aufgebaut, komplett von null, hast noch weniger Geld gehabt als in den letzten Jahren, baust eine Mannschaft, die zusammenbleiben möchte – und musst dich damit auseinandersetzen, dass aufgrund von Einflüssen von außen das alles vorbei sein soll“, sagt Martin Fürleger, der Sportliche Leiter der Eigner Angels Nördlingen, über die Situation kurz vor dem Ende einer außergewöhnlichen Saison. Wenn es mit der Mannschaft aufgrund eigener Fehler nicht weiterginge, wäre das leichter zu akzeptieren, aber ein Scheitern aufgrund von Großvereinen, die vorschreiben, wie sich die Liga entwickeln soll, sei hart. „Wir waren vielleicht zu ruhig, was unsere Situation angeht, aber es ging bisher immer“, so Fürleger weiter. In Zukunft geht es nicht mehr so.
Konkret muss das Budget der Eigner Angels von derzeit circa 300.000 Euro auf 400.000 bis 420.000 Euro anwachsen, mindestens aber kurzfristig um 75.000 Euro, damit die Lizenz für die nächste Saison beantragt werden kann. Bis 15. April müssen dafür zumindest Zusagen da sein, wenn das Geld dann erst Anfang nächsten Jahres fließen könne, sei das auch kein Problem, so Fürleger.
Die größten Problempunkte der Angels bei den neuen Anforderungen der Liga sind eine hauptamtliche Stelle in der Verwaltung und eine im Jugendbereich, die A-Lizenz für den Trainer, die höheren Lizenz- und Schiedsrichterkosten ab der kommenden Saison sowie die Forderung, dass auf dem Hallenboden nur Basketballlinien zu sehen sein sollen. In der HermannKeßler-Halle, die in Sachen Kapazität und Lichtstärke auch die neuen Liga-Bedürfnisse erfüllt, ist das nicht gegeben, weshalb man sich mit Abkleben der anderen Linien behilft. Das wird auch mittelfristig noch geduldet, bedeutet aber großen Aufwand. 15 Personen brauchen dafür knapp drei Stunden – alles ehrenamtlich, wie sämtliche Arbeit, die bei den Angels hinter
den Kulissen geleistet wird. Für dieses ehrenamtliche Engagement zollt Nördlingens Oberbürgermeister David Wittner den Angels größten Respekt: „Dass man auf diesem Top-Niveau mithalten kann, ist eine kleine Sensation“, so Wittner im Gespräch mit unserer Zeitung. Was die aktuelle Entwicklung angehe, erlebe man nun leider das gleiche, was bei den Herren schon vor Jahren geschehen sei. „Es steckt nichts anderes dahinter als das Ziel, die kleinen Vereine platt zu machen. Es ist die Ansage: Ihr seid uns wurst“, so der Oberbürgermeister über die neuen Anforderungen der Liga.
Was die Stadt Nördlingen und der Landkreis Donau-Ries seit Jahren zur Unterstützung von Vereinen wie den Eigner Angels täten, sei das Vorhalten guter Spielstätten wie der Hermann-Keßler-Halle. Sechs- und siebenstellige Beträge würden in den Unterhalt der Sportstätten gesteckt, „da leisten Stadt und Kreis schon einen großen Beitrag.“Wenn es um gezielte Förderung des Profisports ginge, sei die Lage schon schwieriger. Dabei handele es sich um freiwillige Leistungen, ein Bereich, in dem die Stadt von der Genehmigungsbehörde oft aufgefordert werde, Förderungen auf den Prüfstand zu stellen.
Entsprechend desillusioniert sind die Vereinsvertreter aus einem Gespräch mit Wittner und Landrat Stefan Rößle gegangen, wie es in einer Pressmitteilung der Angels heißt. Ziel ist jetzt laut Martin Fürleger, mit mehreren neuen Sponsoren
neues Geld aufzutreiben: „Es geht darum, 10, 15, 20 oder 30 Unternehmen zu finden, die sich das teilen. Den einen Großen zu finden, der das alleine trägt, werden wir nicht schaffen. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir es gemeinsam schaffen werden.“