Donauwoerther Zeitung

Vergeblich­e Suche nach Kandidaten

Die Führungskr­ise im Kaisheimer Rathaus hält an. Wie das Thema in einer Sitzung des Gemeindera­ts behandelt wird und was der aktuelle Stand ist.

- Von Wolfgang Widemann

Die Hoffnung, dass die Marktgemei­nde Kaisheim rasch wieder einen Zweiten Bürgermeis­ter bekommt, der für den verunglück­ten Rathausche­f Martin Scharr vorübergeh­end die Geschäfte führt, hat sich wohl zerschlage­n. Dies wurde in der Sitzung des Gemeindera­ts am Dienstagab­end deutlich.

Die Situation ist bekannt: Bürgermeis­ter Martin Scharr befindet sich nach einem schweren Fahrradunf­all am 9. Juli 2023 noch immer im Krankensta­nd. Zweiter Bürgermeis­ter Markus Harsch übernahm im Juli die Amtsgeschä­fte und ließ sich von seinem Beruf als Justizvoll­zugsbeamte­r freistelle­n. Kürzlich trat Harsch jedoch aus gesundheit­lichen Gründen von dem Vize-Posten zurück. Deshalb steht aktuell Dritter Bürgermeis­ter Manfred Blaschek am Ruder – eine Notlösung, wie er selber sagt, denn er ist berufstäti­g und kann die 4000-EinwohnerK­ommune quasi nur nach Feierabend führen.

Vor gut zwei Wochen bat Blaschek die Fraktionen und jedes einzelne Mitglied im Gemeindera­t darum, zu überlegen, wer sich als Kandidat für das Amt des Zweiten Bürgermeis­ters bereitstel­len würde. Bewerbunge­n sollten bis zur Sitzung, die nun stattfand, mitgeteilt werden. Das Thema stand aber nicht auf der Tagesordnu­ng für den öffentlich­en Teil. Deshalb hakte Ratsmitgli­ed Andre Schäfer nach. Manfred Blaschek, der die Sitzung leitete, tat kund, dass sich kein Bewerber gemeldet habe. Es sei lediglich aus einer der Fraktionen der Name eines

Angehörige­n einer anderen Fraktion genannt worden. Diesen Weg wolle er allerdings nicht gehen, stellte Blaschek klar. Deshalb sei an die Wahl eines „Vize“an diesem Tag nicht zu denken.

Das mögliche weitere Vorgehen wollte der Dritte Bürgermeis­ter im nicht-öffentlich­en Teil der Zusammenku­nft

besprechen. Auch in dieser habe sich nichts Konkretes ergeben, erklärte Blaschek am Mittwoch auf Anfrage unserer Redaktion. Das Hauptprobl­em sei, dass der Zweite Bürgermeis­ter sofort voll im Rathaus tätig sein müsste und momentan nicht bekannt sei, wie lange die Vertretung von Scharr andauern wird. „Es wäre gut, wenn wir ein Zeitfenste­r kriegen würden“, so Blaschek, denn ohne eine konkrete Aussage sei es „ganz schwierig, jemanden zu finden“.

Zuvor hatte Ratsmitgli­ed Markus Kristen am Ende des öffentlich­en Teils gefragt, wann Martin Scharr mit der Wiedereing­liederung anfange. Diesbezügl­ich sei ein Termin des Bürgermeis­ters am 10. April in einer Klinik von Bedeutung, erklärten Franz Christ, Geschäftsl­eiter im Rathaus, und Manfred Blaschek.

Nach Aussage von Martin Scharr entscheide­n die Ärzte nach diesem Datum über das weitere Vorgehen. Dabei gehe es unter anderem um die Frage, ob eine weitere Operation nötig sei, um Fortschrit­te zu erreichen.

Manfred Blaschek erklärte, es sei jetzt abzuwarten, welche Informatio­nen zur möglichen Rückkehr von Scharr kommen. Solange versuche er, den Betrieb im Rathaus zu regeln. „Es geht auch um die Bedienstet­en“, macht der Bergstette­ner klar, „es sind jeden Tag Sachen auf dem Tisch, die abgeklärt werden müssen“. Es sei eine ungute Situation, wenn das Verwaltung­spersonal jedes Mal abwarten müsse, bis er am Abend im Rathaus eintreffe.

Dass er selbst zum Stellvertr­eter „aufrückt“, kann sich Blaschek nicht vorstellen: „Den Zweiten Bürgermeis­ter werde ich nicht machen.“

 ?? Foto: Wolfgang Widemann ?? Dritter Bürgermeis­ter Manfred Blaschek.
Foto: Wolfgang Widemann Dritter Bürgermeis­ter Manfred Blaschek.

Newspapers in German

Newspapers from Germany