Donauwoerther Zeitung

Ein Blick in die Krone

In diesem Jahr soll das Großprojek­t fertig sein. Manager Martin Götz zeigt, wie die Baustelle derzeit aussieht und warum das Dach noch nicht gedeckt wird.

- Von Jan-Luc Treumann

Als Projektman­ager Martin Götz im vergangene­n Jahr die potenziell­en Pächter durch die Baustelle der Krone führte, habe es mehrere Momente gegeben, in denen die Begeisteru­ng für die Krone groß war, erzählt Götz nun im März. Momente, die das Gefühl auslösten: Dieses Hotel wollen sie pachten. Einer davon war im Gewölbekel­ler, gleich links die Treppe runter, wenn man das Hotel neben dem Rathaus betritt. So mancher sei da ergriffen gewesen, sagt Götz. Ein Baustellen­licht in der Nähe brennt noch am Ende dieses Arbeitstag­es auf der Krone, ein wenig unterstütz­t vom Schein der Handytasch­enlampe wird schon deutlich – es ist eine besondere Atmosphäre: eine halbrunde Decke, einen Teil davon ziert eine hubbelige ziegelrot-beigefarbe­ne Steinwand, den anderen eine Holzversch­alung. Darüber kommen noch eine Mörtelschi­cht und Naturstein­e – an einen Raum, in dem früher einmal öffentlich­e Toiletten waren, erinnert nichts mehr, sondern es wirkt wie ein Weinkeller. Im kommenden Jahr soll hier ein Restaurant sein. Es ist nicht die einzige Besonderhe­it, die Götz bei einer Baustellen­führung präsentier­t.

Im Raum daneben stehen zwei massive Säulen, sie tragen das Gewicht der Krone – noch. Ein Stockwerk darüber wird einmal der Empfangsbe­reich sein und eine kleine Bar. Ein Stahlträge­r liegt auf den beiden Säulen, die in den Keller hinunterra­gen. Das soll es nicht mehr brauchen: „Wir schaffen eine Holzfassad­enkonstruk­tion, die die Last über das ganze Gewölbe verteilt“, sagt Götz. Balken fangen über die Länge des Gebäudes das Gewicht ab, so war es nämlich früher schon einmal: „Wir geben dem Gebäude die damalige Stabilität zurück.“

Es ist nicht der einzige Bereich, in dem die historisch­e Krone zurück zu ihren Wurzeln gebracht worden soll. Im ersten Stock etwa sind zwei Arten von Türstöcken zu sehen – manche sind oben rund, andere rechteckig. Was rund war, wurde einfach eckig gemacht. Es ist Götz anzumerken: Es schmerzt ihn, wie viele Hundert Jahre mit dem Gebäude umgegangen worden ist und es so in den Zustand gebracht wurde, der die umfangreic­he Sanierung notwendig gemacht hat. Und immer wieder passiere Unvorherge­sehenes: „Erst wenn wir einen Balken anschneide­n, wissen wir, ob und wie viel wir austausche­n müssen“, sagt Götz.

Anderes betrifft den Zugang: „Wir haben lange nicht gewusst, wie der Bereich der historisch­en Krone erschlosse­n war.“Doch schließlic­h habe man Spuren eines alten Treppenhau­ses entdeckt, das nun wieder aufgebaut und bis unter den Dachstuhl reichen wird. Der ist schon ziemlich fortgeschr­itten, musste bekanntlic­h angehoben werden, weil er sich nach Westen geneigt hatte. Demnächst soll hier über den Neubau die Technik eingezogen werden und sich über Schächte in der alten Krone Stockwerk für Stockwerk verteilen. Das Dach ist aber noch nicht gedeckt – obwohl man es tun könnte. „Das

Dach wird dadurch schwer – da sind die Handwerker im zweiten Stock nicht so scharf drauf“, erklärt Götz. Daher bleibt das Notdach bestehen, das noch einen ganz anderen Eindruck des Gebäudes erweckt: „Die Oettinger werden sich wundern, wie klein die Krone ist.“Denn die Konstrukti­on sei zwei Meter vom eigentlich­en Dach entfernt und vermittele so von der Straße aus eine andere Größe.

Die alte Krone ist noch eine deutliche Baustelle: neue Holzbalken neben historisch­en; ausgelegte Kokosmatte­n, die zwischen Holz und Ziegel gelegt werden, um die Balken künftig vor Feuchtigke­it zu schützen; tragende Säulen, die durch teureres Fichten- statt günstigere­s Nadelholz ersetzt werden, damit sie nicht schneller altern als andere Bereiche: Dass diese Baustelle bis Ende des Jahres 2024 beendet sein soll, scheint noch schwer vorstellba­r, nicht jedoch für den Kronenmana­ger: „Es ist möglich, bis Ende 2024 fertig zu werden.“Der Zeitplan sei eng, aber machbar, eine erneute Krankheits­welle dürfe es auf der Baustelle aber nicht geben.

Schon einiges mehr lässt sich im Neubau der Krone erkennen, der für Götz einen unschätzba­ren Vorteil bietet: „Wir haben uns viele Altstadtho­tels angeschaut. Wir haben in Oettingen die historisch­e Substanz, verbunden mit dem Vorteil eines kompletten Neubaus.“Fahrstuhl, Heizung, Küchenauss­tattung etc. könnten gut nach den entspreche­nden Standards gebaut werden. Das bot einen weiteren Vorteil für die Pächter, die sich auch von der Küche begeistert zeigten. Da sei einmal die Lage: Biergarten, Kronensaal, Foyer, Restaurant­s – alles ist auf kurzen Wegen erreichbar. Mitarbeite­r haben Tageslicht­fenster und sogar einen Hof, in dem sie sich aufhalten können: „Das ist ein gutes Produkt für einen guten Betreiber“, meint Götz. Auch gebe es schon erste Bewerbunge­n für Personalst­ellen. Ein weiterer Punkt, der die möglichen Betreiber von der Krone überzeugte, waren die bereits fertigen Zimmer: „Als wir die gezeigt haben, hat jeder gesagt: Ich will.“Entschiede­n hat sich Oettingen bekanntlic­h für Castlewood Hotels & Resorts.

Als Nächstes werden die Aufträge für die Einbaumöbe­l und Bodenbeläg­e vergeben, Bäder kommen in fertigen Boxen, Wandverkle­idungen im Neubau werden angebracht. Manchmal, wenn Götz es für ein, zwei Tage nicht auf die Baustelle geschafft hat, erkennt er manchen Bereich kaum wieder. Er freut sich schon auf das fertige Hotel: „Das wird der Wahnsinn.“

 ?? Fotos: Werner Rensing ?? Im Gewölbekel­ler wird eines der Restaurant­s entstehen. Der Boden wurde etwas tiefer gelegt, damit man dort besser stehen kann.
Fotos: Werner Rensing Im Gewölbekel­ler wird eines der Restaurant­s entstehen. Der Boden wurde etwas tiefer gelegt, damit man dort besser stehen kann.
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Dies hier wird die Küche der Krone. Im Vordergrun­d soll einmal die Zapfanlage stehen, hinter der blauen Plane geht es in einen Innenhof für die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r. Ein Vorteil: Es gibt Tageslicht.
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Im Laufe der Jahrhunder­te wurden Türrahmen, die oben rund waren, eckig ausgebaut. Das wird bei der Sanierung rückgängig gemacht.

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