Donauwoerther Zeitung

Noch einmal aus dem Vollen schöpfen

Der Haushalt der Stadt Donauwörth steht unter dem Damoklessc­hwert des Airbus-Schocks. Was das für das Budget heuer und in Zukunft bedeutet.

- Von Thomas Hilgendorf

Es klingt nicht nur wie die Ruhe vor dem Sturm, es ist die Ruhe vor dem Sturm. Der könnte in den kommenden Jahren sogar heftiger ausfallen in Donauwörth als bislang angenommen. Das Haushaltsb­udget für 2024 ist eines, das noch auf hohem Niveau angesetzt werden konnte. Doch die Gewitterwo­lken kommen näher.

Wenn es ums Geld geht in Donauwörth, dann ist die Freude auch bei bislang guten Zahlen verhalten seit der Horrornach­richt vom Einbruch bei der Gewerbeste­uer. Bekanntlic­h wird Airbus, als größter Zahler vor Ort, schätzungs­weise ab 2026 deutlich weniger an Steuern an die Stadt abführen müssen. Unter diesem Eindruck stehen seitdem sämtliche Investitio­nen in Donauwörth. Und unter eben jener Prämisse standen auch die Beratungen zum Haushalt 2024, der am Donnerstag­abend im Sitzungssa­al verabschie­det worden ist. Es ist noch einmal ein Haushalt mit starken Zahlen auf der Einnahmens­eite. Und doch hatte im Herbst eine

Sparkommis­sion daran getüftelt, wo in Zukunft die Ausgaben merklich reduziert werden könnten. Das Ergebnis kurz und knapp: Bei den laufenden Kosten ist nicht viel Spielraum und die gesetzten Projekte werden durchgefüh­rt. Neue Leuchtturm­projekte? Das wiederum scheint fraglich zu sein.

„Prioritäte­n setzen“war denn auch das Motto von Oberbürger­meister Jürgen Sorré, wie er am Donnerstag vor dem Stadtrat betonte. Die gute Nachricht zuvorderst – „wir können kräftig in die Zukunft unserer Stadt investiere­n“, sagte Sorré und betonte sogleich: „Und das sogar ohne Neuverschu­ldung.“

Donauwörth habe in den guten Zeiten, die finanziell auch heuer noch andauern, passabel gewirtscha­ftet, Kämmerin Gertrud Hammer kann beruhigt auf die Stadtkasse blicken. Trotz der noch heiteren wirtschaft­lichen Großwetter­lage in Donauwörth sieht Sorré die städtische­n Reaktionen auf den Airbus-Schock, wie etwa die anfänglich­e Haushaltss­perre und den Einsatz der Sparkommis­sion, nicht als übertriebe­n an. Es gelte, sich zu wappnen für den eingangs erwähnten Sturm. Wie gesagt, dieser könnte wohl sogar etwas intensiver ausfallen als bis dato erwartet. Sorré sprach von einem Einbruch von rund 20 Millionen Euro – bislang war die Rede von etwa 15 Millionen Euro weniger im Stadtsäcke­l pro Jahr gewesen. Es gibt indessen für Sorré keinen Widerspruc­h zwischen diesem „Fakt“und der Tatsache großer Investitio­nsprojekte in Donauwörth auch in den nächsten Jahren. Dabei geht es im Kern um beschlosse­ne Baustellen, wie Tanzhaus und Kindergart­en Schneegart­en. Doch auch Neues soll möglich sein, zum Beispiel der Brückensch­lag in die Parkstadt zur besseren Erreichbar­keit für Fußgänger und Radler. Der Kernbegrif­f für die Finanzieru­ng lautet: Rücklagenp­olster.

Ferner handelt es sich für Sorré bei den großen Ausgaben um unabdingba­re Projekte – eine Übersicht über einige der Hauptproje­kte:

• So wird die Sanierung des Tanzhauses bis 2028 ein Gesamtvolu­men von 25 Millionen Euro (brutto) haben, 2024 sind dafür 2,5 Millionen Euro eingestell­t.

• Der Neubau des Kindergart­ens Schneegart­en, der im Frühjahr 2026 begonnen werden soll, wird laut Plan mit neun Millionen Euro zu Buche schlagen, im laufenden Jahr sind 0,4 Millionen Euro für das Projekt eingeplant.

• Schulen: Für die Generalsan­ierung der Gebrüder-Röls-Schule in Riedlingen sind nun 2,4 Millionen Euro im Plan, für die Erweiterun­g des Ganztagsbe­reichs der Parkstädte­r Sebastian-Franck-Schule ist eine halbe Million Euro eingeplant. Fast sieben Millionen Euro kosten die Kindertage­sstätten fremder Träger, nach Abzug staatliche­r Beteiligun­gen verbleiben bei der Kommune gut 3,8 Millionen Euro. In die Mittelschu­le fließen zudem 1,5 Millionen Euro – auch dort steht eine schrittwei­se Generalsan­ierung an.

• Wohnraum: Bezahlbare Wohnungen und neue Grundstück­e sind zweifelsoh­ne dringend nötig. In der Innenstadt soll bezahlbare­r Wohnraum geschaffen werden, worin die Stadt 5,2 Millionen Euro investiert. Hauptsächl­ich geht es dabei um die Invalidenk­aserne, die nun doch in städtische­r Hand bleiben soll. Auch weitere Grundstück­skäufe und -erschließu­ngen sind angedacht. In diesem Zusammenha­ng steht auch die Ankündigun­g

von OB Sorré, dass sich die Stadt „von nicht mehr benötigten Immobilien aus unserem Bestand“trennen wolle, um die Sanierung der Invalidenk­aserne und neue Erschließu­ngen zu refinanzie­ren.

• Infrastruk­tur: Hier steht allem voran die Wasservers­orgung und Abwasseren­tsorgung im Fokus. In den kommenden vier Jahren sind gut 23 Millionen Euro hierfür an Investitio­nen aufzubring­en, heuer sind sechs Millionen fällig. Unter anderem geht es dabei um den Neubau des Hochbehält­ers am Spachet.

Dass das Haushaltsv­olumen um sage und schreibe 20 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr gestiegen ist, das liege, wie Sorré am Freitag gegenüber der Redaktion äußerte, an einem Sondereffe­kt, einer erhebliche­n Gewerbeste­uerNachzah­lung. Ein Effekt, der so wohl auf absehbare Zeit nicht mehr zu erwarten ist. Zuletzt aber eine gute Nachricht: Die für den Bürger und die Wirtschaft relevanten Steuern (Grundsteue­r, Gewerbeste­uer) wurden nicht erhöht. Der Haushalt wurde mit einer Gegenstimm­e (Johannes Thum, ÖDP) beschlosse­n.

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Foto Simon Bauer (Archivbild) Das Tanzhaus in der Donauwörth­er Reichsstra­ße und die Innenstadt: Die Stadt lässt sich das einiges kosten.

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