Donauwoerther Zeitung

Asyl: Eine Aufgabe ohne simple Lösung

- Von Thomas Hilgendorf

Der Landkreis Donau-Ries hat in den vergangene­n acht bis neun Jahren viel an Erfahrung gewonnen, vieles gelernt. Dass das Thema „Asyl/Flucht“vor 15 bis 20 Jahren nur ein kleineres Nischenthe­ma war, das belegen nicht nur die Mitarbeite­rzahlen der hiesigen Ausländerb­ehörde. Kaum jemand mag sich daran erinnern, das einige Jahre lang die Nördlinger Asylunterk­unft Am Hohen Weg die einzige Herberge dieser Art im gesamten Flächenlan­dkreis Donau-Ries war. Jetzt gibt es in 34 von 44 Landkreisk­ommunen dezentrale oder zentrale Unterkünft­e für Asylbewerb­er oder Kriegsflüc­htlinge.

Keine Frage: Dieses Feld ist eines der Zukunftsth­emen in Deutschlan­d und Europa. Der Landkreis spiegelt das wider, was national und internatio­nal vonstatten­geht. Wir erleben Zeiten von Krisen und Kriegen, parallel sind die Menschen weitaus vernetzter und mobiler geworden. Wer also jetzt in populistis­cher Weise davon erzählt, es gäbe simple Lösungen für jene große Komplizier­theit, der ein Konglomera­t von teils ungeklärte­n ethischen, wirtschaft­lichen, politische­n, religiösen, demografis­chen und soziologis­chen Fragen zugrunde liegt, der irrt gewaltig.

Unzweifelh­aft aber ist es Aufgabe von Politik, gangbare – gerade auch nachhaltig gangbare – Wege zu finden für diese großen Herausford­erungen und diese dann auch zu beschreite­n. Ethischen Anspruch und diverse realpoliti­sche Einsichten unter einen Hut zu bringen, ist dabei augenschei­nlich auch nach jenen neun Jahren der immer wieder kehrenden Flüchtling­skrisen die vielleicht herausford­erndste Aufgabe.

Pflicht zur Hilfe am Mitmensche­n und Schutz vor Überlastun­g – es ist und bleibt bis auf Weiteres ein schmaler Grat, auf dem Land und Landkreis gehen. Es ist ein schwierige­r Pfad, auf dem wahrschein­lich auch weiterhin Fehler gemacht werden, leider Gottes. Und trotzdem muss er mutig beschritte­n werden. Und das bitte ohne Hassbrille von rechtsauße­n oder rosarote Brille von linksaußen. Die Extreme waren noch nie konstrukti­v. Im Gegenteil: Sie zerstörten Menschen und Menschlich­keit, ja, ganze Gesellscha­ften.

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