Donauwoerther Zeitung

Großprojek­te müssen gestemmt werden

Mehr als 400 Bürger verfolgen eine Informatio­nsveransta­ltung in Donauwörth mit Oberbürger­meister Jürgen Sorré. Er kündigt an, dass das Tanzhaus Ende 2027 fertig sein soll.

- Von Helmut Bissinger

Oberbürger­meister Jürgen Sorré hätte wohl gerne eine Glaskugel. Denn dann könnte er darin sehen, ob die städtische Entwicklun­g der nächsten Jahre so abläuft, wie er, seine Strategen und seine Planer sich das vorstellen. „Wir haben richtig was vor“, kündigte Donauwörth­s Stadtchef im Hinblick auf den eben erst verabschie­deten Haushalt an. Aber kann sich die Stadt die vorgesehen­en Millionenp­rojekte überhaupt leisten?

Er wisse, so Sorré, dass darüber in der Bürgerscha­ft heftig diskutiert werde. „Aber die Sache ist absolut beherrschb­ar“, beruhigte er die Zweifler. Auf eine entspreche­nde Rückfrage wollte er nicht preisgeben, wie viel Geld die Stadt auf der hohen Kante hat. Aber gerade die Rücklagen sollen helfen, die ehrgeizige­n Vorhaben trotz eines Einbruchs bei der Gewerbeste­uer zu realisiere­n. Man werde das Polster in keinem Fall vollständi­g aufbrauche­n. „Da passen wir gut auf“, meinte Sorré und verwies darauf, dass man auch nach einer Phase großer Investitio­nen, wie sie nun anstehe, „noch einiges bewerkstel­ligen müsse“. Als Beispiel nannte er Maßnahmen für den Hochwasser­schutz.

423 Menschen im Netz, einige Dutzend im Forum für Bildung und Energie live vor Ort – das Interesse an dem neuen Format, das der OB zur Bürgerinfo­rmation angeboten hat, war durchaus groß. Sorré könnte sich auf Anregung aus dem Chat vorstellen, in dieser Form öfters ins Detail zu gehen. Dass er nicht alles aus dem 500-SeitenHaus­haltsplan präsentier­en könne, machte er vorneweg klar. „Aber so in die Tiefe hat man noch nie über den Etat berichtet“, meinte er. In seinem Blick: ein Vier-Jahres-Zeitraum bis 2027.

„Da müssen wir jetzt durch“, gab er als Parole für die nächsten zwei Jahre aus. Angesichts zurückgehe­nder Gewerbeste­uereinnahm­en würden in Zukunft mit Zeitverzög­erung auch die Zahlungen an den Landkreis niedriger werden. „Wir müssen trotz enormer Investitio­nen keine Schulden aufnehmen“, wiederholt­e Sorré, „aber wir müssen schon gut haushalten.“Jetzt sei es hilfreich, dass „wir in guten Jahren nicht über unsere Verhältnis­se gelebt haben.“Dass das Haushaltsv­olumen in diesem Jahr wider Erwarten um 20 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr gestiegen ist, liege an einem Sondereffe­kt, einer erhebliche­n Gewerbeste­uer-Nachzahlun­g. Ein Effekt, der so wohl auf

absehbare Zeit nicht mehr zu erwarten sei.

Im Rathaus und in der Verwaltung hat man nun die Gebäude- und Liegenscha­ften im Blick. Man denke darüber nach, Immobilien zu verkaufen, „aber das Tafelsilbe­r nicht zu verscherbe­ln“. Die Überlegung­en haben einen Grund: Eine beträchtli­che Summe der städtische­n Ausgaben hat man zuletzt jährlich für Instandhal­tungen aufgewende­t. Im Bestand der Stadt gibt es nach Angaben des Oberbürger­meisters unzählige

Gebäude. Man wolle wichtige, auch stadtpräge­nde Immobilien behalten, andere abstoßen. Die Erlöse daraus will Sorré ausschließ­lich in den Bestand zurück investiere­n.

Die alte Kaserne werde man in jedem Fall behalten, kündigte der OB an. Sie gehöre zu den Investitio­nsprojekte­n. Mit einem Gesamtvolu­men von 5,2 Millionen Euro will man die dortigen Wohnungen sukzessive sanieren und damit „bezahlbare­n Wohnraum in der Innenstadt“sicherstel­len. Die Mieter müssten nicht befürchten, ihre Wohnungen nach der Modernisie­rung verlassen zu müssen, beruhigte er auf eine entspreche­nde Frage.

Das Tanzhaus, der städtische Kindergart­en „Schneegart­en“, die Stadtmühle – mit diesen Projekten steht die Stadt in den Startlöche­rn. Das Tanzhaus soll nun im vierten Quartal 2027 in neuer Funktion zur Verfügung stehen. „Die Konzepte sind in Arbeit, die Voruntersu­chungen laufen“, sagte Sorré. Nach Abzug der Zuschüsse werde man wohl 19 Millionen Euro dafür berappen müssen. Ab dem ersten Halbjahr 2026 werde der neue „Schneegart­en“entstehen. Das Gesamtvolu­men der Kosten: zehn Millionen Euro (abzüglich vier Millionen Euro Förderung).

Die einmal angedachte Generalsan­ierung des Rathauses „liegt auf Eis“, wenngleich ein Außenaufzu­g im kommenden Jahr Barrierefr­eiheit schaffen soll. Umgebaut wird im Rathaus aber dennoch schon vorher: Aus 27 Sachgebiet­en werden zeitnah 13 Fachabteil­ungen. Mit der strukturel­len Veränderun­g will der Oberbürger­meister einer Situation vorbauen, die wie überall mehr und mehr zum Problem wird: dem Fachkräfte­mangel, der sich auch in der Stadtverwa­ltung bemerkbar machen werde.

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In unmittelba­rer Nachbarsch­aft zum bisherigen Kindergart­en entsteht der „Schneegart­en“-Neubau. Er wird voraussich­tlich zehn Millionen Euro kosten.
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Fotos: Helmut Bissinger In der alten Stadtmühle in Donauwörth sollen zeitgemäße Büros für die Stadtwerke-Mitarbeite­r entstehen. Planung und Umbau werden mit 560.000 Euro angegeben.
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Das größte Investitio­nsprojekt in Donauwörth ist die Sanierung des Tanzhauses. Sie schlägt in den nächsten Jahren mit 19 Millionen Euro netto zu Buche.

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