Das soll anders werden im Groß-Dekanat
Frank Wagner wechselt von Donauwörth nach Nördlingen. Er wird dort Chef des künftigen evangelischen Dekanats Donau-Ries. Was bald an Veränderungen ansteht.
Aus drei mach eins. So lautet die Agenda der evangelischen Dekanate im Landkreis Donau-Ries in den kommenden Jahren. Die drei bislang eigenständigen Einheiten Nördlingen, Donauwörth und Oettingen werden fusionieren – so viel ist bekannt. Bislang unklar blieb bis Anfang dieser Woche, wer künftig den Hut aufhaben wird, sprich: wer Dekan werden wird im neu zu schaffenden Groß-Dekanat Donau-Ries. Nun ist die Katze aus dem Sack: Frank Wagner aus Donauwörth wird Chef im neuen Gebilde. Und seine Aufgaben sind zweifelsohne enorm, zumal die kirchliche Landschaft ohnehin vor einer ganzen Reihe von großen Fragen steht.
Frank Wagner ist noch nicht allzu lange in der Region. Seit 2022 ist er in Donauwörth, und nun heißt es erneut: Koffer packen – auch wenn es diesmal nur in die Nachbarstadt nach Nördlingen geht, und nicht wie einst aus dem Allgäu nach Nordschwaben. Der Gedanke, dass es Wagner werden könnte, der nach der jetzt anstehenden Zusammenlegung der Donau-Ries-Dekanate an der Spitze stehen wird, war unterdessen im Vorfeld einer, den nicht wenige Beobachter für wahrscheinlich gehalten hätten. Ab 1. Januar 2025 wird Wagner Dekan des dann real existierenden Dekanats Donau-Ries sein. Nördlingens Dekan Gerhard Wolfermann wird Ende Juni in den Ruhestand verabschiedet. Doch was wird sich ab 2025 konkret ändern für die Evangelischen an der Basis, in den Gemeinden, im Ehrenamt?
„Für das einzelne Kirchenmitglied wird sich zumindest nichts Wesentliches ändern, außer dass der Name ein anderer ist – eben Dekanat Donau-Ries. Und dass der Dekan für alle drei Regionen dann in Nördlingen arbeitet“, erklärt Wagner im Gespräch mit der Redaktion. Regionale Befindlichkeiten gebe es heute nicht mehr in dem Maße, wie es früher war, fügt der gebürtige Nördlinger Wagner hinzu; bereits seit Jahren arbeiteten die kirchlichen Einrichtungen bereits eng zusammen, auch innerhalb der Jugendarbeit gebe es Kooperationen, sodass die Fusion nichts Abwegiges sei. Vielmehr liege sie auf der Hand.
Ein Grund für die Neuerungen liegt freilich auch an starken Veränderungen an der Basis. Die Austrittszahlen sind auch in der evangelischen Kirche in den vergangenen Jahren angestiegen, Einnahmen durch die Kirchensteuer sinken folglich: Nach den aktuellsten vorliegenden Zahlen, die den Zeitraum 2020 bis inklusive März 2023 umfassen, sind rund um Nördlingen 295 Menschen aus der evangelischen Kirche ausgetreten, rund um Donauwörth 218.
Doch noch sind die Mitgliederzahlen insgesamt auf einem beachtlichen Niveau im Kreis DonauRies: Knapp 30.000 Menschen gehören hier der evangelischen Kirche an. Die muss allerdings fortan auf einem schmalen Grat wandeln – man will zwar keinen Rückzug aus der Fläche, aber sieht sich
trotzdem gezwungen, nach Einsparpotenzialen zu suchen. Das ist denn auch der Grund für den zuletzt veröffentlichten Landesstellenplan gewesen, der bayernweit personelle Kürzungen vorsieht. Wagner äußert in diesem Zusammenhang, dass die durch seinen Weggang nach Nördlingen frei gewordene Pfarrstelle in Donauwörth „zukunftsfähig“nachbesetzt werden soll – wie diese Struktur jedoch konkret aussehen werde, sei noch unklar. Man sei hier noch „in Absprache mit der Landeskirche“.
Wie Wagner weiter erklärt, sollen fortan „Doppel- und teils auch Dreifachstrukturen“in den kirchlichen Verwaltungen abgebaut werden. „Wir brauchen die größeren Einheiten“, betont der Donauwörther Dekan. Das ist auch auf Ebene der Landeskirche eine längst beschlossene Sache: Von 66 bayerischen Dekanaten werden künftig nurmehr 44 verbleiben.
Was das im Konkreten bedeutet, beschreibt das Wort „Zusammenarbeit“. Dekanatsübergreifende Kooperationen gebe es im kirchlichen Bereich längst, etwa bei der Diakonie oder beim Evangelischen Bildungswerk, sagt Wagner. Beide Einrichtungen arbeiteten seit Jahren landkreisweit. Nun seien Bündelungen und Kooperationen auch beispielsweise bei der Jugendarbeit oder bei großen Festen und
Veranstaltungen denkbar. Ob Donau-Rieser Kirchentag, TaufEvents, gemeinsame Jugendzeltlager oder ein Dekanatsmissionsfest – vieles sei denk- und machbar.
Indessen werde sich die generelle Arbeit in der Kirche ebenfalls ändern müssen, so der künftige Donau-Rieser Dekan: „Wir müssen als Kirche wieder mehr raus zu den Leuten“– ferner müssten die junge Generation sowie die Familien wesentlich stärker in den Fokus genommen werden. Auch die ökumenische Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche oder mit nichtkirchlichen Vereinen solle vertieft werden. Es gebe viel zu tun, nur eines solle nicht sein: „Wir dürfen nicht den Kopf in den Sand stecken und jammern. Wir als Kirche haben das Evangelium, und das ist und bleibt die gute Botschaft.“
„Wir brauchen die größeren Einheiten.“
Frank Wagner