Donauwoerther Zeitung

Das soll anders werden im Groß-Dekanat

Frank Wagner wechselt von Donauwörth nach Nördlingen. Er wird dort Chef des künftigen evangelisc­hen Dekanats Donau-Ries. Was bald an Veränderun­gen ansteht.

- Von Thomas Hilgendorf

Aus drei mach eins. So lautet die Agenda der evangelisc­hen Dekanate im Landkreis Donau-Ries in den kommenden Jahren. Die drei bislang eigenständ­igen Einheiten Nördlingen, Donauwörth und Oettingen werden fusioniere­n – so viel ist bekannt. Bislang unklar blieb bis Anfang dieser Woche, wer künftig den Hut aufhaben wird, sprich: wer Dekan werden wird im neu zu schaffende­n Groß-Dekanat Donau-Ries. Nun ist die Katze aus dem Sack: Frank Wagner aus Donauwörth wird Chef im neuen Gebilde. Und seine Aufgaben sind zweifelsoh­ne enorm, zumal die kirchliche Landschaft ohnehin vor einer ganzen Reihe von großen Fragen steht.

Frank Wagner ist noch nicht allzu lange in der Region. Seit 2022 ist er in Donauwörth, und nun heißt es erneut: Koffer packen – auch wenn es diesmal nur in die Nachbarsta­dt nach Nördlingen geht, und nicht wie einst aus dem Allgäu nach Nordschwab­en. Der Gedanke, dass es Wagner werden könnte, der nach der jetzt anstehende­n Zusammenle­gung der Donau-Ries-Dekanate an der Spitze stehen wird, war unterdesse­n im Vorfeld einer, den nicht wenige Beobachter für wahrschein­lich gehalten hätten. Ab 1. Januar 2025 wird Wagner Dekan des dann real existieren­den Dekanats Donau-Ries sein. Nördlingen­s Dekan Gerhard Wolfermann wird Ende Juni in den Ruhestand verabschie­det. Doch was wird sich ab 2025 konkret ändern für die Evangelisc­hen an der Basis, in den Gemeinden, im Ehrenamt?

„Für das einzelne Kirchenmit­glied wird sich zumindest nichts Wesentlich­es ändern, außer dass der Name ein anderer ist – eben Dekanat Donau-Ries. Und dass der Dekan für alle drei Regionen dann in Nördlingen arbeitet“, erklärt Wagner im Gespräch mit der Redaktion. Regionale Befindlich­keiten gebe es heute nicht mehr in dem Maße, wie es früher war, fügt der gebürtige Nördlinger Wagner hinzu; bereits seit Jahren arbeiteten die kirchliche­n Einrichtun­gen bereits eng zusammen, auch innerhalb der Jugendarbe­it gebe es Kooperatio­nen, sodass die Fusion nichts Abwegiges sei. Vielmehr liege sie auf der Hand.

Ein Grund für die Neuerungen liegt freilich auch an starken Veränderun­gen an der Basis. Die Austrittsz­ahlen sind auch in der evangelisc­hen Kirche in den vergangene­n Jahren angestiege­n, Einnahmen durch die Kirchenste­uer sinken folglich: Nach den aktuellste­n vorliegend­en Zahlen, die den Zeitraum 2020 bis inklusive März 2023 umfassen, sind rund um Nördlingen 295 Menschen aus der evangelisc­hen Kirche ausgetrete­n, rund um Donauwörth 218.

Doch noch sind die Mitglieder­zahlen insgesamt auf einem beachtlich­en Niveau im Kreis DonauRies: Knapp 30.000 Menschen gehören hier der evangelisc­hen Kirche an. Die muss allerdings fortan auf einem schmalen Grat wandeln – man will zwar keinen Rückzug aus der Fläche, aber sieht sich

trotzdem gezwungen, nach Einsparpot­enzialen zu suchen. Das ist denn auch der Grund für den zuletzt veröffentl­ichten Landesstel­lenplan gewesen, der bayernweit personelle Kürzungen vorsieht. Wagner äußert in diesem Zusammenha­ng, dass die durch seinen Weggang nach Nördlingen frei gewordene Pfarrstell­e in Donauwörth „zukunftsfä­hig“nachbesetz­t werden soll – wie diese Struktur jedoch konkret aussehen werde, sei noch unklar. Man sei hier noch „in Absprache mit der Landeskirc­he“.

Wie Wagner weiter erklärt, sollen fortan „Doppel- und teils auch Dreifachst­rukturen“in den kirchliche­n Verwaltung­en abgebaut werden. „Wir brauchen die größeren Einheiten“, betont der Donauwörth­er Dekan. Das ist auch auf Ebene der Landeskirc­he eine längst beschlosse­ne Sache: Von 66 bayerische­n Dekanaten werden künftig nurmehr 44 verbleiben.

Was das im Konkreten bedeutet, beschreibt das Wort „Zusammenar­beit“. Dekanatsüb­ergreifend­e Kooperatio­nen gebe es im kirchliche­n Bereich längst, etwa bei der Diakonie oder beim Evangelisc­hen Bildungswe­rk, sagt Wagner. Beide Einrichtun­gen arbeiteten seit Jahren landkreisw­eit. Nun seien Bündelunge­n und Kooperatio­nen auch beispielsw­eise bei der Jugendarbe­it oder bei großen Festen und

Veranstalt­ungen denkbar. Ob Donau-Rieser Kirchentag, TaufEvents, gemeinsame Jugendzelt­lager oder ein Dekanatsmi­ssionsfest – vieles sei denk- und machbar.

Indessen werde sich die generelle Arbeit in der Kirche ebenfalls ändern müssen, so der künftige Donau-Rieser Dekan: „Wir müssen als Kirche wieder mehr raus zu den Leuten“– ferner müssten die junge Generation sowie die Familien wesentlich stärker in den Fokus genommen werden. Auch die ökumenisch­e Zusammenar­beit mit der katholisch­en Kirche oder mit nichtkirch­lichen Vereinen solle vertieft werden. Es gebe viel zu tun, nur eines solle nicht sein: „Wir dürfen nicht den Kopf in den Sand stecken und jammern. Wir als Kirche haben das Evangelium, und das ist und bleibt die gute Botschaft.“

„Wir brauchen die größeren Einheiten.“

Frank Wagner

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Foto: Thomas Hilgendorf Frank Wagner wechselt von Donauwörth nach Nördlingen – und wird als künftiger Donau-Rieser Dekan für Nördlingen, Donauwörth und Oettingen zuständig sein.

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