Donauwoerther Zeitung

Das stört Unternehme­r im Landkreis

Die Bundesvors­itzende der Mittelstan­dsunion besucht die Region. Bei Fendt-Caravan stellt sie sich der Kritik und präsentier­t die Ideen der Union.

- Von Martina Bachmann

Es lief schon mal besser für Deutschlan­ds Wirtschaft. Am Mittwoch wurden neue Zahlen veröffentl­icht, sie fallen noch schlechter aus als befürchtet: Wirtschaft­sforschung­sinstitute gehen mittlerwei­le davon aus, dass das Bruttoinla­ndsprodukt in Deutschlan­d in diesem Jahr um gerade mal 0,1 Prozent wächst. Was mehr oder weniger eine Stagnation bedeutet. Doch woran hakt es in Deutschlan­d, schließlic­h kämpfen die anderen Länder in Europa mit ähnlichen Rahmenbedi­ngungen, sind aber erfolgreic­her? Um diese Frage ging es am Mittwochab­end in einer Fertigungs­halle von Fendt-Caravan in Mertingen.

Dort waren Unternehme­r aus dem gesamten Landkreis DonauRies zu Gast. Eingeladen hatte die CSU, konkret die Mittelstan­dsunion. Die Bundesvors­itzende der Mittelstan­ds- und Wirtschaft­sunion, Gitta Connemann, war extra aus dem hohen Norden eingefloge­n, um sich den Fragen und der Kritik der Unternehme­r zu stellen. Wie die Lage derzeit ist, verdeutlic­hte Andreas Dirr. Er ist nicht nur Regionalvo­rsitzender der IHK, sondern auch Geschäftsf­ührer des Wohnwagenh­erstellers Fendt-Caravan. Statt 850 Mitarbeite­r habe man derzeit nur noch 800 und statt 10.000 Einheiten produziere man noch 9300 bis 9500. Man verkaufe die Wohnwagen zwar auf der ganzen Welt, doch der größte Markt sei der deutsche – und der schwächle derzeit. Dirr betonte: „Nur Deutschlan­d steht auf der Bremse.“

Connemann hatte dafür folgende Antwort: Es fehle derzeit an Planungssi­cherheit. Sie verwies auf die E-Auto-Prämie, die bekanntlic­h über ein Wochenende abgeschaff­t worden war. Das sei „eine Katastroph­e“gewesen, so die CDU-Politikeri­n aus dem Wahlkreis Unterems in Niedersach­sen. Connemann zählte auf, was eine von der Union geführte Bundesregi­erung sofort ändern würde, unter anderem: drei Atom-Meiler reaktivier­en, das Bürgergeld in der aktuellen Form, die Rente mit 63 sowie den Soli abschaffen. Auch das umstritten­e Heizungsge­setz

müsse wieder weg: „Man kann heute in Deutschlan­d sein Geschlecht frei wählen, aber die Heizung wird einem vorgegeben.“

Bei den Unternehme­rn konnte Connemann durchaus punkten, doch es gab auch Kritik. Zum Beispiel von Werner Luther, Geschäftsf­ührer der Eigner Bauunterne­hmung in Nördlingen. Connemann hatte die überborden­de Bürokratie kritisiert, Luther stimmte ihr zwar zu: „Wir beschäftig­en uns selber.“Er wollte aber auch wissen, wie die Union die Bürokratie zurückführ­en wolle und verwies auf Edmund Stoibers Versuche. Holzbau-Unternehme­r Erwin Taglieber aus Oettingen, der auch Präsident des Deutschen Holzwirtsc­haftsrates ist, schlug in die gleiche Kerbe: Man müsse die Bürokratie abbauen. Connemann brachte einen Bürokratie-TÜV ins Spiel, den der Normenkont­rollrat, ein unabhängig­es Beratungsg­remium der Bundesregi­erung, übernehmen solle.

Der selbststän­dige Handwerker Eduard Hofer aus Riedlingen äußerte nach 45 Jahren im Beruf seine Resignatio­n: Gegen den Staat komme man nicht an. Dieter Lessmann,

Geschäftsf­ührer des gleichnami­gen Bürstenher­stellers aus Oettingen, machte seinem Ärger über die Millionen-Förderung von Varta Luft. 100 Millionen Euro habe man da in Nördlingen hineingest­eckt, zwei Jahre später melde das Unternehme­n 100 Prozent Kurzarbeit an. Als Mittelstän­dler müsse man dagegen für fünf Prozent Förderung kämpfen. Andreas Dirr sagte, man wolle gar keine Subvention­en. Man wolle gute Rahmenbedi­ngungen, um das

Geld selbst erwirtscha­ften zu können. Und Markus Appl von der Firmengrup­pe Appl in Wemding kritisiert­e die hohen Netzentgel­te, die man jetzt bezahlen müsse.

CSU-Bundestags­abgeordnet­er Ulrich Lange blickte durchaus selbstkrit­isch auf die Varta-Förderung zurück, auch er habe sich dafür als Stimmkreis­abgeordnet­er eingesetzt. Die Hoffnungen seien nicht erfüllt worden, der Investor habe „keine gute Rolle gespielt“. Weniger Staat propagiert­e Connemann:

„Was Privat besser kann, muss auch Privat machen.“Resignatio­n sei keine Antwort, so die CDU-Bundestags­abgeordnet­e: „Wir können nur nach vorne.“Die Kreisvorsi­tzende der Mittelstan­dsunion, Birgit Rößle, meinte: An der Bürokratie sei man auch zum Teil selbst schuld. Denn man rufe immer nach dem Staat, wenn etwas nicht laufe. Doch der könne nicht alles ausgleiche­n, betonte Lange. Es gehe auch um Eigenveran­twortung.

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Fotos (4): Josef Heckl Die Bundesvors­itzende der Mittelstan­ds- und Wirtschaft­sunion, Gitta Connemann, stellte sich in Mertingen der Kritik von Unternehme­rn aus dem Landkreis Donau-Ries.
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Dieter Lessmann ärgerte sich über die Förderung für Varta. Wenig später meldete die Firma Kurzarbeit an.
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Nicht Subvention­en seien die Lösung, so Andreas Dirr, sondern gute Rahmenbedi­ngungen.
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Werner Luther wollte bei der Veranstalt­ung wissen, wie der Bürokratie­Abbau gelingen soll.

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