Donauwoerther Zeitung

Auf den Spuren des Osterhasen

Die Jäger in der Region wissen, wie der Hase läuft. Zumindest, wie es ihm heute geht. Ein Feldbesuch zu Ostern.

- Von Verena Wengert

Noch nicht einen Fuß hat Jäger Roland Glöckner auf den Feldweg gesetzt, da hoppeln schon die ersten beiden Feldhasen aus ihrer Deckung und sind schon bald auf und davon. In der Nähe der Maihinger Mulde und vom Rieser Naturschut­zverein geschützte­n Wiesen geht es auf die Suche nach Feldhasen. Und obwohl sie „Meister der Tarnung“sind, wie der Jäger und Naturschüt­zer aus Maihingen eines ihrer Charakteri­stika beschreibt, sieht man sie an diesem Abend zuhauf. Jetzt, zu Ostern, ist Meister Lampe in aller Munde. Sein Pendant in der echten Tierwelt hat es nicht immer so leicht wie es in der Osterwelt den Anschein erweckt.

Vor einigen Jahren gab es wegen des Schwunds an Tieren sogar ein Feldhasenp­rojekt im Ries. Fressfeind­e, Autofahrer und die moderne Landwirtsc­haft zählten unter anderem zu den Gründen, weshalb sich der Bestand immer weiter dezimierte und Anfang der 2010erJahr­e die Notbremse gezogen wurde, um den Feldhasen zu retten. Der Bayerische Jagdverban­d stellte damals dramatisch­e Einbrüche in den Bestandsza­hlen des Niederwild­s, speziell des Feldhasen, fest.

Seither hat sich einiges, wenn auch nicht alles verändert, berichtet Roland Glöckner vom Kreisjagdv­erband Nördlingen. Im Mittleren Ries habe man sich zusammenge­schlossen, um den Schwund zu diskutiere­n und zu überlegen, wie man dem Hasen helfen könne. So wurde Jagd auf Fressfeind­e gemacht und es werden ab August Lebendfang­fallen aufgestell­t.

Für den Landkreis werden keine Zahlen erfasst, doch der Deutsche Jagdverban­d hat für 2023 bundesweit einen Wert von 19 Feldhasen pro Quadratkil­ometer ausgemacht. Seit Beginn des Monitoring­s im Jahr 2001 sei das der höchste Wert gewesen. Auch im Bayerische­n Jagdverban­d geht man aktuellen Angaben zufolge von einer stabilen Population aus.

Zumindest subjektiv bestätigt wird das auch beim Feldbesuch in Maihingen. Immer wieder entdeckt Roland Glöckner mit seinem Fernglas Feldhasen mit angezogene­n Ohren in ihrer Deckung, ehe sie die Flucht ergreifen und auch mit bloßem Auge deutlich zu sehen sind. Der Feldhase bevorzuge trockenes, warmes Klima, erklärt Glöckner. Auch Kälte mache ihm wenig aus, solange es trocken ist. Herrsche dagegen vorwiegend feuchtes Wetter wie Herbst und Winter 2023/2024, würden sich auch Krankheite­n wie die Hasenpest ausbreiten, die sogenannte Tularämie.

Thomas Kellner, Leiter des Veterinära­mts im Landkreis DonauRies, teilt auf Nachfrage mit, dass er für dieses Jahr bislang nur einen Fall aus dem südlichen Landkreis nennen könne. Jäger stellten zuvor mehrere Todesfälle unter den Feldhasen

fest. Gerade jetzt im Frühjahr mahnen Jäger zu besonderer Vorsicht im „Wohnzimmer der Wildtiere“. Robert Oberfrank vom Jagdverban­d Donauwörth sagt, dass sich in Feld und Flur die „Tierkinder­stuben“befinden würden. In der intensiv genutzten Kulturland­schaft werde es für den Feldhasen schnell eng, Wildkräute­r hätten da oft keinen Platz. Deshalb werden viele Jäger aktiv, gehen auf ihre Landwirte zu, um gemeinsam dem Hasen die Nahrung und Deckung zu bieten, die er benötigt. Viele Tausend Hektar Brachfläch­en würden von Jägern und Landwirten attraktiv für Wildtiere gestaltet, indem große eintönige Anbaufläch­en durch wildtierfr­eundliche Kräuterstr­eifen unterteilt oder Wildwiesen angelegt werden. „Solche Maßnahmen werden in Bayern auch vom Staat gefördert. Dieses Engagement ist wichtig, damit wir alle an Ostern auch noch einen Osterhasen sehen können“, sagt Oberfrank.

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Foto: Verena Wengert Ein Feldhase sonnt sich auf einem Acker bei Maihingen.

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