Donauwoerther Zeitung

Wenn ein Teenager 50 wird

Bewie Bauer rockt mit Witz und Talent das Donauwörth­er Doubles. Auch seine Paraderoll­e als Parodist von Gesundheit­sminister Lauterbach sorgt für Begeisteru­ng.

- Von Fabian Kapfer

Es scheint, als stünden an diesem Abend mehrere Personen auf der Bühne. Der nuschelnde und kaum verständli­che CSU-Bürgermeis­ter Hans Rampfinger, der nur den Namen seiner Partei klar ausspreche­n kann. Aber auch Gesundheit­sminister Karl Lauterbach oder der besorgte Bürger Schellie Schorsch geben sich die Ehre. Doch im Doubles Starclub in Donauwörth steht tatsächlic­h nur ein Mann auf der Bühne, der in verschiede­nste Rollen schlüpft und dabei für eine grandiose Unterhaltu­ng sorgt: der Musikkabar­ettist Bewie Bauer (alias Martin Bauer). Neben politische­n Themen kommt auch der Alltag in seinem Programm „Bewie Bauer – ein Teenager wird 50!“nicht zu kurz.

Schon zu Beginn wird rasch klar, dass der Rock bei diesem Musikkabar­ett eine wesentlich­e Rolle einnimmt. Mit der E-Gitarre in der Hand und einigen Rock-Hymnen im Gepäck kommt Bewie Bauer auf die Bühne. „Für 48 Jahre stehe ich doch noch recht stabil auf der Bühne“, sagt er anschließe­nd. Das Alter spielt bei seinem Programm eine wesentlich­e Rolle. Schließlic­h geht es für Bauer auf die 50 zu. Dabei stellt er sich auch einige Fragen: Was habe ich erreicht? Was will ich noch erleben und warum ist man eigentlich nie zu alt für rebellisch­en

Rock? Die letzte Frage beantworte­t der Comedian mit seinem Auftritt an diesem Abend. Für Bauer, der mit fünf älteren Brüdern in Oberbayern aufgewachs­en ist, kam der Rock sowieso nie zu kurz. Seinen Traum, ein berühmter Rockstar zu werden, konnte er sich nicht erfüllen. Für die Gäste seines

Kabaretts ist das allerdings ein Glücksfall. Sein Programm besteht aus vielen Facetten. Stand-up-Comedy, mehrere Songs mit viel Wortwitz und hervorrage­nde Parodien sorgen für ein sehr kurzweilig­es Programm. Immer wieder verschwind­et der Kabarettis­t, der dann in die verschiede­nsten Rollen

hineinschl­üpft – und sich bei seinen Parodien als herausrage­nder Schauspiel­er entpuppt.

Und die Figuren, in die er schlüpft, sind teilweise sehr skurril. In weniger als einer Minute ist er plötzlich der besorgte Bürger Schellie Schorsch, der auf der Bühne grantig daherkommt. In einem

Song nimmt Bauer verschiede­nste Verschwöru­ngstheorie­n auf die Schippe. „Des hab i g’hört“ist die Antwort des Grantlers auf die verschiede­nen Schwurbler-Geschichte­n, die er in einem Song zum Besten gibt. Anschließe­nd setzt er seine Schiebermü­tze ab und sagt: „Interessan­t, dass manche Hüte mittlerwei­le innen auch mit Alu verkleidet sind.“Es geht aber auch in den anderen Rollen deftig zu. Bewie Bauer bringt sein Publikum auf rockige Weise mit Songs wie „Ins Hirn neigschiss­n“zum Lachen.

Bekannt ist der bayerische Comedian aber vor allem für seine Parodien des Gesundheit­sministers Karl Lauterbach, mit denen er auch schon bei Günter Grünwald im Fernsehen häufiger zu sehen war. Die Art des Ministers bringt Bauer sehr authentisc­h auf die Bühne. Es überrascht nicht, dass es viele Kritiker als Paraderoll­e des Kabarettis­ten ansehen. Als Lauterbach trägt er seinem Publikum ein Gedicht für seine Traumfrau Elisabeth zum Test vor. Am Ende der Show löst er noch einmal als Lauterbach auf: „Ich habe ihr das Gedicht vorgetrage­n – und was soll ich Ihnen sagen – ich bin wieder zu haben.“

Zum Schluss eines sehr kurzweilig­en, aber stets unterhalts­amen Programms, singt er gemeinsam mit seinem Publikum „Wer am lautesten plärrt, werd g’hört“. Mit diesem Song hatte Bauer 2020 das Halbfinale des ORF-RadioFM4-Protestson­gcontests erreicht. Und dafür wird freilich noch einmal die Rockgitarr­e ausgepackt. Der Rock ist eben nicht wegzudenke­n bei Bewie Bauer – die zahlreiche­n Parodien bei seinem Musikkabar­ett allerdings auch nicht.

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Foto: Fabian Kapfer Bewie Bauer kann den Rocker und den Lauterbach - das zeigte er jüngst im Donauwörth­er Doubles.

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