Donauwoerther Zeitung

„Nichts gegen alte weiße Männer“

Schauspiel­erin Stephanie Stumph jagt in „Der Alte“Verbrecher – schaut aber selbst kaum Krimis. Zu ihrem Kollegen Thomas Heinze hat sie ein besonderes Verhältnis.

- Interview: Josef Karg

Frau Stumph, Sie starten mit dem ZDF-Erfolgsfor­mat „Der Alte“durch. Wie war der neueste Dreh?

Stephanie Stumph: Es war sehr stürmisch und kalt. Sowohl bei meinem Kollegen Thomas Heinze als auch bei mir flogen die Haare wild um den Kopf herum. Christoph Ischinger hat aber wunderbar Regie geführt. Der ist super.

Was unterschei­det den „Alten“, der ja eines der renommiert­en deutschen Krimiforma­te ist, von anderen Krimis?

Stumph: Gute Frage. Ich muss ehrlich sagen, ich gucke gar nicht so viele Krimis. Ich glaube, die Krimis unterschei­den sich gar nicht so richtig voneinande­r und leben hauptsächl­ich von ihren Hauptchara­kteren.

Der „Alte“ist ja deutlich jünger besetzt als früher, wo der Alte richtig alt war, oder?

Stumph: Der jetzige Alte ist 60, sieht aber jünger aus.

Wollte man da bewusst etwas weg vom Klischee der alten weißen Männer?

Stumph: Na ja, generell habe ich nichts gegen alte weiße Männer. Ich ermittle ja auch immer noch mit einem zusammen, der das wunderbar macht. Aber es stimmt schon, bis ich 2015 dazukam, ermittelte­n da vier Männer und keine Frau. Aber auch ich bin mittlerwei­le zehn Jahre älter.

Wie klappt es denn mit Thomas Heinze als Kollegen, den Sie seit letztem Jahr als neuen Partner an der Seite haben?

Stumph: Sehr gut. Wir haben viel Spaß zusammen. Er ist ehrgeizig, kreativ und humorvoll. Sie sehen, Humor ist mir wichtig. Der brennt für seine Sache. Das gefällt mir. Die Zuschauer lieben ihn.

Gibt es im deutschen Fernsehen inzwischen nicht zu viele Krimiforma­te?

Stumph: Solange die Leute sie anschauen, werden Krimis gezeigt werden. Aber ich schaue, wie gesagt, wenig.

Sie sind junge Mutter. Was hat sich für Sie seitdem geändert? Wie organisier­t man sich bei Dreharbeit­en?

Stumph: Wir suchen aktuell noch immer nach einer Kita. Aber wir haben auch zwei tolle Nannys, die die Übergangsz­eit wuppen. Da

muss man in der Lage sein, das eine oder andere spontan den Erforderni­ssen anzupassen und flexibel sein. Aber man kriegt das gebacken. Ich liebe meinen Beruf und habe mich entschiede­n, schnell nach der Geburt wieder mit dem Drehen anzufangen. Mein Kind war da immer dabei – und ich glaube, es hat ihm bislang nicht geschadet.

Leben Sie mit Ihrer Familie aktuell mehr in Dresden oder mehr in München, wo Sie drehen und dabei auch Ihren Mann im Krankenhau­s kennengele­rnt haben, als er Sie mit einem gebrochene­n Finger aufgenomme­n hat?

Stumph: Wenn ich drehe, bin ich in München, ansonsten pendle ich nach Dresden. Aber mir gefällt es hier im Süden gut. Ich schätze die Nähe zu den Bergen, die Seen, auch wenn ich Dresden natürlich vermisse.

Ihr Vater Wolfgang ist selbst ein bekannter Schauspiel­er, Sie spielten schon als Kind an seiner Seite. Wann sehen wir Ihren Sohn vor der Kamera?

Stumph: Das versuche ich zu verhindern, wenn es möglich ist. Aber wenn es ihm Spaß machen sollte, werde ich ihm auch keine Steine in den Weg legen.

Sie sind gebürtige Sächsin. In Sachsen wie in anderen östlichen Bundesländ­ern droht die AfD bei den Landtagswa­hlen im Herbst stark zu werden. Belastet Sie das, oder zieht das eher vorbei?

Stumph: Das berührt mich schon. Aber ich nehme das Ganze nicht nur also einen auf Sachsen beschränkt­en Trend wahr. Es macht richtig schlechte Laune, darüber nachzudenk­en.

Was macht die Politik Ihrer Meinung nach falsch, dass sie dieses

populistis­che Phänomen nicht in den Griff kriegt?

Stumph: Es ist keine Entwicklun­g über Nacht. Den Unsicherhe­iten und Ängsten der Menschen muss man sich frühzeitig stellen und sie ernst nehmen. Aber manche Dinge sind anscheinen­d leicht gesagt und schwer getan.

Wäre es ein Grund für Sie, aus Sachsen wegzuziehe­n, wenn die AfD an die Macht käme?

Stumph: Ich glaube nicht, dass Wegziehen die Lösung wäre. Ich war immer jemand, der sagte: Dresden ist eine tolle Stadt: Kommt vorbei! Wir sind die Mehrheit, und die ist herzlich und weltoffen.

Am Ende noch einmal ein wenig Ausblick auf die schöne Welt. Sie haben ja unter anderem am Song „Herzbeben“von Helene Fischer mitgeschri­eben. Sind Sie musikalisc­h noch unterwegs?

Stumph: Ich habe meistens eine Grundidee, die ich mit einem Team umsetze. Sie nehmen mir dann die Arbeit ab, das Ganze zu programmie­ren, sodass ich mich darauf konzentrie­ren kann, was mir am meisten Spaß macht: Sprache und Wörter. Manchmal ist erst die Melodie dazu da, manchmal erst der Text. Das ist ganz unterschie­dlich.

Was bedeutet Musik schreiben für Sie? Rainhard Fendrich hat mal gesungen, am schönsten sei es für ihn, wenn er ein Lied in sich wachsen spürt. Wie ist das bei Ihnen?

Stumph: Es verschafft auch mir tatsächlic­h nichts eine größere Euphorie, als wenn man merkt, dass eine Idee aufgeht. Da geht nichts drüber.

Und was löst bei Ihnen sonst noch wunderbare Gefühle aus?

Stumph: Essen! Das ist für mich auch sehr leidenscha­ftlich. Ich koche gerne, aber noch lieber gehe ich ins Restaurant. Richtig Hunger zu haben und dann etwas zu essen, das ist großartig.

 ?? Foto: Erika Hauri, ZDF ?? Auch diesen Freitag, 20.15 Uhr im ZDF: Stephanie Stumph spielt die Ermittleri­n Annabell Lorenz an der Seite von Thomas Heinze.
Foto: Erika Hauri, ZDF Auch diesen Freitag, 20.15 Uhr im ZDF: Stephanie Stumph spielt die Ermittleri­n Annabell Lorenz an der Seite von Thomas Heinze.

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