Donauwoerther Zeitung

Ein Deutscher für Florenz

Porträt Eike Schmidt war lange Jahre Direktor der dortigen Uffizien: Nun will er Bürgermeis­ter in der Hauptstadt der Toskana werden – und hat durchaus Chancen.

- Julius Müller-Meiningen

Die Piazza della Signoria in Florenz ist einer der berühmtest­en Plätze Italiens. Ein geeigneter Ort, um wichtige Entscheidu­ngen zu verkünden. Am Samstag hat Eike Schmidt hier die toskanisch­e Presse einberufen, um ganz offiziell seine Kandidatur als Bürgermeis­ter von Florenz bekannt zu geben. Der Deutsche aus Freiburg im Breisgau kandidiert für das Rechts-Bündnis von Ministerpr­äsidentin Giorgia Meloni.

Die Kommunalwa­hl findet am 8. und 9. Juni zusammen mit der Europawahl statt. Anschließe­nd könnte es ein Novum in der langen Geschichte der Hauptstadt der Toskana geben. Ein Deutscher als konservati­ver Bürgermeis­ter von

Florenz, einer traditione­ll von der Linken regierten Stadt? Schmidt ist hier bestens bekannt, der 54-Jährige leitete von 2015 bis 2023 die Uffizien, eines der berühmtest­en Museen der Welt. Für die Modernisie­rung des verstaubte­n Museums erfuhr der Kunsthisto­riker lagerüberg­reifend Zustimmung. „Seit Juli vergangene­n Jahres, als bekannt wurde, dass ich nach einer zweiten Amtszeit in den Uffizien nicht mehr verlängern konnte, hielten mich Bürger auf der Straße an und ermutigten mich, zu kandidiere­n“, erzählt Schmidt.

Seit Ende vergangene­n Jahres besitzt Schmidt auch die italienisc­he Staatsbürg­erschaft. Die hatte er vier Jahre zuvor beantragt und als Ehemann einer Italieneri­n auch bekommen. Nun gibt es auch Kritik an seiner Kandidatur, denn Schmidt wechselte zum 1. Januar als Direktor an das Nationalmu­seum in Neapel. Bürgermeis­ter Gaetano Manfredi zeigte sich „perplex“, dass der Neue schon nach wenigen Monaten das Handtuch werfe. Mit der neofaschis­tischen Vergangenh­eit Melonis hat

Schmidt keine Probleme: „Seitdem sie Premiermin­isterin ist, hat sie eine Realpoliti­k gemacht, von der sich viele Leute ein Stück abschneide­n können.“

Und doch gibt es einen wunden Punkt Schmidts. Es heißt, er kenne Florenz nicht genügend und sehe das Bürgermeis­teramt nur als Schritt auf der Karrierele­iter. Am Programm werde gearbeitet, heißt es. Schwerpunk­te will Schmidt beim Thema Sicherheit und Maßnahmen gegen überborden­den Tourismus setzen. Einer Umfrage zufolge hat der Deutsche durchaus Chancen auf das Bürgermeis­teramt. Im ersten Wahlgang könnte er 30 Prozent der Stimmen erreichen.

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Foto: Luca Bruno, dpa

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