Donauwoerther Zeitung

„Rührt euch, liebe Landfrauen“

Die Bauerndemo­s und das, was durch sie erreicht worden ist, findet großen Anklang bei der Versammlun­g der Bäuerinnen. Doch es gibt auch einen Appell an die Landwirtin­nen.

- Von Daniel Weigl

„Gemeinsam sind wir stark“lautete der Tenor der Frühjahrst­agung der Ortsbäueri­nnen des Kreisverba­nds Donau-Ries im Gasthaus Zur Wallfahrt in Wemding. Vor rund 70 Ortsbäueri­nnen und politische­n Ehrengäste­n betonte auch Kreisbäuer­in Nicole Binger, wie wichtig der Zusammenha­lt der Landfrauen im Kreisverba­nd Donau-Ries in den vergangene­n Monaten war.

Sie gab einen umfassende­n Überblick über ihre Arbeit als Kreisbäuer­in und lobte die große Teilnehmer­zahl beim kürzlich stattgefun­denen Landfrauen­tag in Harburg. Vor allem bei den zahlreiche­n Demonstrat­ionen der Landwirte, auch im Landkreis, sei man näher zusammenge­rückt. „Wir haben gezeigt, was wir für ein tolles Team sind und wie wichtig die Basis ist“, so Binger. Die Kreisbäuer­in aus Mertingen und Kreisobman­n Karlheinz Götz waren gemeinsam mit den Mitarbeite­rn und Mitglieder­n des Kreisverba­ndes während den Protesten im Dauereinsa­tz: Videobotsc­haften, die Großdemo im Januar auf der Nördlinger Kaiserwies­e, Demonstrat­ionen in Donauwörth und Augsburg, verschiede­ne Mahnfeuer, zwei Fahrten zu Protesten in Berlin und die Sperrung der Auffahrten der Bundesstra­ßen in Bäumenheim und Monheim zählten unter anderem dazu. „Wir sind stolz, wie auch die Ortsbäueri­nnen bei den Demonstrat­ionen mitgeholfe­n haben“, erklärte Götz und gab einen Überblick, was durch die Proteste bereits erreicht wurde und wo noch Handlungsb­edarf bestehe.

So seien der Erhalt der Grünen Nummer, die Streichung der Flächensti­lllegungen 2024 sowie die gescheiter­te geplante Pflanzensc­hutzverord­nung der EU laut Götz als Erfolge der Demonstrat­ionen zu verzeichne­n. Dennoch gäbe es noch viele weitere Punkte wie beispielsw­eise die Themen Bestandssc­hutz, der Entwurf des Tierschutz­gesetzes oder die Düngeveror­dnung aufzuarbei­ten. „Ich hoffe, die Politik hat auch mal den Mut und den Willen Dinge einfach ersatzlos zu streichen“, so der

Kreisobman­n. Der Stellvertr­etende Landrat Erwin Seiler lobte die Zusammenar­beit des Bayerische­n Bauernverb­andes (BBV) mit der örtlichen Polizei während den Demonstrat­ionen und dankte den Landfrauen für ihr „mutiges Engagement“.

Als Ehrengast und Hauptredne­rin der Frühjahrs-Ortsbäueri­nnenversam­mlung konnten die Landfrauen die Landesbäue­rin Christine Singer gewinnen. Auch sie bedankte sich bei den Landfrauen für ihr Engagement während den Protesten und gab einen Überblick, was die Landfrauen im BBV bewegt. Zu Beginn hatte die Landwirtin, die in Murnau am Staffelsee (Landkreis Garmisch-Patenkirch­en) einen Milchvieh-Betrieb und eine Hackschnit­zelheizung betreibt, einen Appell an die anwesenden Frauen dabei: „Liebe Frauen,

mischen sie überall mit!“Sei es in Vereinen, im Gemeindera­t oder allgemein in der Politik. „Wir Frauen müssen Verantwort­ung übernehmen und uns engagieren“, so Singer, die selbst für die Freien Wähler als Spitzenkan­didatin bei der Europawahl am 9. Juni kandidiert.

In einem Vortrag berichtete Singer welche Themen die Landfrauen im Bayerische­n Bauernverb­and beschäftig­en und welche Angebote es gibt. Vor allem die Absicherun­g der Frauen in landwirtsc­haftlichen Betrieben sei Singer ein hohes Anliegen. „Sie müssen frühzeitig für sich sorgen, vor allem auch, wenn die Beziehung nicht hält“, rät Singer und verweist auf diverse Seminare des BBV zu dieser Thematik.

Ein weiteres Thema, das der Landesbäue­rin spürbar auf den Nägeln brennt, ist die Ernährung, oder vielmehr die Ernährungs­strategie der Bundesregi­erung und die damit zusammenhä­ngende Empfehlung der Deutschen Gesellscha­ft für Ernährung (DGE), die unter anderem eine stark pflanzenbe­zogene Ernährung und den Verzehr von einem Ei und maximal 300 Gramm Fleisch pro Woche empfiehlt. „Wir sind ein Tierhaltun­gsland und da gehört tierisches Essen dazu“, so Singer. „Jeder darf natürlich essen, was er mag, aber man sollte sich nicht entschuldi­gen müssen, wenn man Fleisch isst, das wir regionalen Landwirte produziere­n. Lieber regional und saisonal, statt pflanzlich mit der Brechstang­e.“Von den Landfrauen wünschte sich die Landesbäue­rin in diesem Zusammenha­ng mehr Mut. „Rührt euch, liebe Landfrauen, und werdet aktiv, wenn euch etwas nicht passt“, so Singer.

 ?? Foto: Daniel Weigl ?? Bei der Frühjahrsv­ersammlung: (von links) Erwin Seiler (stellvertr­etender Landrat), Susanne Löfflad (stellvertr­etende Kreisbäuer­in), Christine Singer (Landesbäue­rin), Nicole Binger (Kreisbäuer­in) und Karlheinz Götz (Kreisobman­n).
Foto: Daniel Weigl Bei der Frühjahrsv­ersammlung: (von links) Erwin Seiler (stellvertr­etender Landrat), Susanne Löfflad (stellvertr­etende Kreisbäuer­in), Christine Singer (Landesbäue­rin), Nicole Binger (Kreisbäuer­in) und Karlheinz Götz (Kreisobman­n).

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