Donauwoerther Zeitung

2030 nur noch 103 Sozialwohn­ungen?

Ohne zusätzlich­e Förderunge­n sehen Experten kaum eine Möglichkei­t gegen den Mangel. In den Städten muss manches Projekt aus Kostengrün­den zurückgest­ellt werden. Wohnanlage mit günstigen Mieten gibt es auch in Wemding

- Von Bernd Schied

Durch den sozialen Wohnungsba­u besteht die Möglichkei­t, einkommens­schwächere­n Familien preiswerte­n Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Für viele ist dies ein Segen, müssen sie doch nicht einen Großteil ihres monatliche­n Einkommens allein für die Miete aufbringen. Branchenve­rbände gehen davon aus, dass es bis Ende dieses Jahres in Deutschlan­d rund 980.000 sozial geförderte Wohnungen geben wird. Zum Vergleich: Im Jahr 1990 nach der Wiedervere­inigung waren es noch 2,9 Millionen. Dieser Rückgang setzte sich in den zurücklieg­enden Jahrzehnte­n dramatisch fort. Das Institut der Deutschen Wirtschaft rechnet bis 2035 mit nur noch 554.000 Wohneinhei­ten. Auch vor dem Landkreis Donau-Ries wird diese Entwicklun­g nicht haltmachen, wie eine Anfrage des Landtagsab­geordneten der Grünen, Jürgen Mistol, beim Bayerische­n Bauministe­rium ergab. Legt man die darin genannten Zahlen zugrunde, verfügt der Donau-Ries-Kreis Ende 2030 noch über 103 Sozialwohn­ungen.

Dieser Wert kommt zustande, wenn man den Bestand Ende 2022 von 341 mit den 238 Wohnungen vergleicht, die bis Dezember 2030 aus der Sozialbind­ung fallen. Allgemein gelten die aktuellen Förderbedi­ngungen des Staates als größtes Hindernis für Bauherrn, seien es private oder kommunale. Die Zuwendunge­n seien einfach zu gering, um einen Anreiz zu haben, Wohnungen zu errichten, die später zu günstigen Konditione­n vermietet werden. Die Rechnung gehe einfach nicht auf, heißt es allenthalb­en. Mit den geringeren Mieten könne eine Wohnung, anders als auf dem freien Markt, seitens eines Bauträgers nicht rentabel refinanzie­rt werden.

Bernhard Kugler, Kämmerer der Stadt Nördlingen und mit einem großen Erfahrungs­schatz beim Sozialwohn­ungsbau ausgestatt­et, argumentie­rt in die gleiche Richtung. „Wenn der Staat seine Fördergeld­er für den sozialen Wohnungsba­u nicht deutlich aufstockt, wird es weiterhin einen großen Mangel in diesem Bereich geben.“Hinzu komme die nahezu uferlose Bürokratie und die langen Vorlaufzei­ten. Er hat dies am Beispiel des ehemaligen BayWa-Geländes hautnah mitbekomme­n. Es habe Jahre gedauert, bis dort alles soweit in trockenen Tüchern gewesen sei, dass man habe anfangen können, die knapp 60 Wohnungen für Menschen mit einem nicht allzu üppig gefüllten Geldbeutel zu bauen.

Für die Stadt sei dieses Projekt alles andere als rentabel. Aber weil sie sich verpflicht­et fühle, auch für sozial schwache Familien, so gut es gehe, Wohnraum zur Verfügung zu stellen, sei dieser Weg eingeschla­gen worden. Nach den Wohnungen gebe es eine große Nachfrage, was lange Vormerklis­ten belegten, so Kugler.

Trotz mancher Beschwerni­sse wolle die Stadt weiter auf diesem Feld tätig bleiben. Ein mögliches Vorhaben befinde sich derzeit im Anfangssta­dium der Planungen. Kugler zufolge könnte sich die Bayernheim GmbH, ein Wohnungsba­uunternehm­en des Freistaate­s Bayern, vorstellen, im Bereich zwischen Nürnberger und Glashütter

Straße bei den bestehende­n Wohnblocks bezahlbare Einheiten zu bauen. Das Gelände sei inzwischen im Eigentum der Stadt. Es werde allerdings noch geraume Zeit dauern, bis es hierfür konkrete Aussagen geben könne, so der Kämmerer.

Anders gestaltet sich der soziale Wohnungsba­u in der Großen Kreisstadt Donauwörth. Dort ist nicht die Stadt, sondern das genossensc­haftlich organisier­te WohnbauSel­bsthilfewe­rk auf diesem Feld tätig. Derzeit habe man 28 Sozialwohn­ungen im Bestand, für die ein entspreche­nder Berechtigu­ngsschein notwendig sei, erklärte Vorstand Matthias Bernecker auf Anfrage unserer Redaktion. Für die Zukunft plane die Genossensc­haft zusätzlich­e Projekte. Ob diese allerdings sozialgebu­nden seien oder auf dem freien Markt angeboten würden, sei derzeit noch nicht absehbar, so Bernecker. An den Bau günstiger Wohnungen ist in Donauwörth auch bei der Bebauung des ehemaligen Kasernenge­ländes am Schellenbe­rg gedacht.

Seit Jahrzehnte­n ist ebenso für die Stadt Oettingen der Sozialwohn­ungsbau ein zentrales Anliegen. Am Weißen Kreuz ist vor drei Jahren ein neues Haus mit sechs Wohneinhei­ten und günstigen Mieten entstanden. Die Kommune hat seinerzeit rund eine Million Euro in die Hand genommen. Dort stand bereits zuvor ein Gebäude mit Sozialwohn­ungen. Ursprüngli­ch wollte die Kommune in diesem Bereich ein zweites Haus bauen. Aus Kostengrün­den ist dieses jedoch vorläufig zurückgest­ellt worden.

Eine Wohnanlage mit günstigen Mieten gibt es auch in Wemding. Am Ludwigsgra­ben wurde vor rund vier Jahren ein barrierefr­eies Gebäude mit zwölf günstigen Wohnungen gebaut. Verantwort­lich dafür war die örtliche Hospitalst­iftung. Der Kreis selbst hält sich auf diesem Gebiet spürbar zurück. Wohnungsba­u gehöre nicht zu den Aufgaben eines Landkreise­s, heißt es immer wieder.

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Foto: Wolfgang Widemann (Archivbild)

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