Fledermäuse: Helfer dringend gesucht
18 verschiedene Fledermausarten gibt es in der Region. In Kirchen, auf Dachböden und in Wäldern beziehen die Tiere ihr Quartier. Doch es fehlt an Unterstützern.
Sie kommen nur in der Dunkelheit heraus, ihre Orientierungsrufe stoßen sie im Ultraschallbereich aus und allzu oft werden sie mit Vampiren in Verbindung gebracht. Kurz gesagt: Fledermäuse haben nicht den besten Ruf. Völlig zu Unrecht, finden Anika Lustig und Gustav Dinger, Experten auf dem Gebiet. Sie sind fasziniert von den nachtaktiven Flugtieren, die sich auch im Kreis Donau-Ries angesiedelt haben – in Kolonien, die in einem Fall sogar mehr als 1000 Tiere zählen.
Seit 30 Jahren koordiniert Gustav Dinger die Arge Fledermausschutz Donau-Ries, noch länger beschäftigt er sich mit den Tieren, die ihn nach wie vor begeistern. „Wenn ich mit manchen Leuten rede, merke ich richtig, wie sie sich vor Fledermäusen ekeln. Dabei haben sie ein superweiches Fell und sind ganz warm, wenn sie auf Betriebstemperatur laufen.“Das weiß Dinger, weil er lange Pfleglinge aufgepäppelt hat. Generell solle man Fledermäuse aber natürlich nicht mit der Hand anfassen, betont er.
Und für Pfleglinge hat Dinger mittlerweile auch keine Zeit mehr, denn er hat alle Hände voll zu tun mit seinem Ehrenamt im Fledermausschutz. Das beginne immer schon im Januar mit den Winterquartierkontrollen, erzählt er. Dafür beschränkt sich der Fledermausexperte nicht nur auf den Landkreis Donau-Ries, sondern ist mitunter auch in Nachbarlandkreisen unterwegs. Ab Ende April beginnen dann bayernweit die sogenannten Ausflugszählungen. Dafür positioniert man sich in der Dämmerung vor bekannten Quartieren und zählt die Tiere, die herausfliegen. Hier beginnen bereits die Probleme. Denn bei der Arge Fledermausschutz sind aktuell etwa 15 Personen aktiv, zusätzlich helfe immer wieder die Jugendgruppe des Bund Naturschutz – demgegenüber stehen jedoch 44 Kommunen im ganzen Landkreis. „Es wäre super, wenn wir für jede Kommune eine oder zwei Personen hätten, die mithelfen“, sagt Dinger, zumal auch die Bedingungen für eine solche Ausflugszählung genau stimmen müssen: Es sollte eine warme, trockene, nicht allzu windige Nacht sein, zudem sollte es auch davor nicht geregnet haben. „Manchmal ist das schwierig, wenn es ein sehr feuchter Frühling ist.“Entsprechend verkürze sich dann auch der Zeitraum, in dem eine solche Zählung möglich sei.
Insgesamt 18 verschiedene Fledermausarten gibt es im Landkreis Donau-Ries. Zahlreiche Kolonien, also Gruppierungen von teils mehreren hundert Fledermäusen, haben sich hier in verschiedenen Gebäuden und Wäldern Quartiere gesucht. „Es kommt immer auf die Art an“, erklärt Anika Lustig von der Koordinationsstelle für Fledermausschutz Südbayern an der Ludwig-Maximilians-Universität München. So würden manche Arten überwiegend in Bäumen Quartier beziehen, andere an Gebäuden, wieder andere seien für beides bekannt. Generell bevorzugen die Tiere es kühl und eher feucht, sodass sie nicht austrocknen. Perfekt eignen sich daher ungenutzte Dachböden oder Kirchentürme als Unterschlupf. Auch im Kreis Donau-Ries
werden einige Gotteshäuser von Fledermauskolonien bewohnt. Die bislang größte hat man erst kürzlich in der Gansheimer Kirche gefunden: Rund 1400 Tiere wurden dort im vergangenen Jahr in der Turmspitze gezählt, wie Gustav Dinger berichtet. „Bei den Fledermäusen dort handelt es sich um das Große Mausohr“, erzählt er. Auch in Seglohe, Huisheim und Mönchsdeggingen haben sich Kolonien dieser Art in den Kirchen eingerichtet. Doch nicht nur für eine solche Bestandsaufnahme ist Dinger zur Stelle, sondern auch für andere Anliegen, etwa als sogenannte ökologische Baubegleitung, wenn bei Baumaßnahmen eine Fledermauskolonie entdeckt werde. „Manchmal rufen mich auch Leute an, die Fledermäuse im Haus haben und sie nicht wollen, andere wollen sie haben und sie kommen nicht“, erzählt er. In ersterem Fall sei oft Aufklärungsarbeit gefragt, wie auch Anika Lustig weiß. „Fledermäuse sind nicht gefährlich, sie machen auch nichts kaputt und bauen nicht, sie hinterlassen lediglich Kot und Urin.“Nach dem Sommer ziehen die Tiere zudem in ihre Winterquartiere – das könne je nach Art entweder ein Keller oder
Ähnliches sein, während andere wiederum weite Strecken bis nach Polen oder ins Baltikum zurücklegen. Nach dem Winter kommen sie wieder zurück, oft in ihre alte Unterkunft. „Fledermäuse sind total ortstreu“, erzählt Dinger. Deswegen sei es auch schwierig, sie umzusiedeln oder ihnen extra angeschaffte Kästen schmackhaft zu machen. Generell gelte: „Wenn sie nicht stören, muss man auch nichts machen.“
Um den Fortbestand der geschützten Tiere zu gewährleisten, ist Dinger auf der Suche nach ehrenamtlichen Helfern. „Jeder kann so viel machen, wie er möchte und schafft“, betont er. Geplant seien Veranstaltungen, Führungen und Workshops im Landkreis, um Interessierte in die Thematik einzuführen. Wer möchte, kann danach weiter einsteigen und die Betreuung von Fledermausquartieren übernehmen. Dafür gibt es zwei Auftaktund Informationsveranstaltungen, nämlich am Freitag, 12. April, um 19 Uhr im Vereinsheim des DAV in Nördlingen und am Mittwoch, 17. April, 19 Uhr im Landratsamt Donauwörth, Haus C, Raum 3.66. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.