Donauwoerther Zeitung

Europa-Minister Eric Beißwenger bei den Landwirten

Es ging um Probleme mit der Saatkrähe, dem Wolf und um bürokratis­che Hürden. Wie der Politiker die Gesetze beeinfluss­en will. Warum die Europa-Wahl keine Denkzettel-Wahl sein darf.

- Von Helmut Bissinger

Eric Beißwenger kennt Addis Abeba in Äthiopien, Tirana in Albanien oder die bayerische Vertretung in Quebec in Kanada, aber Mertingen stand bisher nicht auf seiner Besuchslis­te. Das wollte der CSU–Landtagsab­geordnete Wolfgang Fackler ändern. So lud er auch im Hinblick auf die Europawahl seinen Parteikoll­egen Beißwenger in die Alte Brauerei ein. Der aktuelle Anlass: eine Diskussion­srunde mit Vertretern aus den verschiede­nen Bereichen der Landwirtsc­haft.

Der Allgäuer Beißwenger, früher selbst Bio-Bauer, ist der bayerische Staatsmini­ster für Europaange­legenheite­n und Internatio­nales. Er sitzt normalerwe­ise in Brüssel, ist aber in ganz Europa unterwegs, um die Interessen des Freistaate­s zu vertreten. Dass er nun in Mertingen speziell über die Sorgen und Nöte der Landwirtsc­haft diskutiert­e, machte Beißwenger in seiner ersten Anmerkung deutlich: „50 Prozent aller Gesetze und Verordnung­en, die unsere Landwirte betreffen, werden in Brüssel gemacht.“

Die Politik wolle er im Großen beeinfluss­en, aber auch im Kleinen erklären, sagte der Minister. Er versuche, bei der Entstehung von Gesetzen Einfluss zu nehmen. Dazu spreche er in der europäisch­en Hauptstadt nicht nur mit Parlamenta­riern, sondern auch mit den Beamten. Sei ein Gesetz einmal verabschie­det, sei es schwer korrigierb­ar.

Erst jüngst war Beißwenger in Serbien, wo bei bayerische­n Unternehme­n immerhin 25.000 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r beschäftig­t seien. Es gelte, die Interessen Bayerns zu vertreten, den Freistaat aber auch zu repräsenti­eren. „Bayern hat einen hervorrage­nden Ruf“, erklärte Beißwenger und verwies mit einem Schmunzeln darauf, dass Bayern letztlich auch in geografisc­her Hinsicht der Mittelpunk­t Europas sei.

Geduldig hörte sich der ehemalige Bankkaufma­nn und ausgebilde­te Landwirt das an, was die Vertreter der Landwirtsc­haft vorzubring­en hatten: das Problem mit dem Artenschut­z für den Biber, aber auch mit dem Wolf. „Da bestehe immerhin die Möglichkei­t, die Population durch eine Entnahme einzudämme­n“, machte Beißwenger klar. Bei den Saatkrähen sei dies anders. Ihre Zahl zu reduzieren sei äußerst schwierig, weil im ungünstigs­ten Fall sofort wieder eine neue Kolonie entstehe. Thema war außerdem die Bürokratie, die mittlerwei­le – so die

Rechnung der Bauern – 25 Prozent ihrer Arbeit beanspruch­e.

Warum die Ampel-Regierung trotz anderer Sparmöglic­hkeiten die Bauern ausgesucht hat? „Weil diese Klientel sie mit Sicherheit am allerwenig­sten wählt.“Er selbst habe, wie er einräumt, durchaus damit zu kämpfen, seine Arbeit zu erklären. Brüssel sei weit weg. Dabei versuche er dort, ein Netzwerk für Bayern aufzubauen und im Ausland die Vorzüge des Freitstaat­es hervorzuhe­ben. „Da werden wir sehr positiv gesehen“, meint der Minister. Das gelte nicht überall so für die „feministis­che Außenpolit­ik der Ampel“.

Die Europawahl eigne sich nicht als „Denkzettel-Wahl“. Die CSU müsse um jede Stimme kämpfen. Deswegen sei mit Anke Drukewitz aus Wengenhaus­en auch eine Listenkand­idatin nach Mertingen gekommen. Beißwenger sieht die Gefahr, dass bei der Europawahl die „extremisti­schen Gruppierun­gen“an Bedeutung gewinnen könnten.

Dass längst nicht alle Themen auf den Tisch kamen, die den Landwirten unter den Nägeln brennen, zeigte sich am Ende, musste MdL Fackler angesichts des Terminplan­s des Ministers die Diskussion­srunde doch je abbrechen. Zumindest blieb aber noch Zeit, um sich in das von Bürgermeis­ter Veit Meggle mitgebrach­te Gästebuch der Gemeinde Mertingen einzutrage­n.

 ?? Foto: Helmut Bissinger ?? In einer Diskussion­srunde stellte sich Minister Eric Beißwenger (hinten links) den Fragen von Vertretern aus der Landwirtsc­haft. Eingeladen hatte den Minister für Europaange­legenheite­n und Internatio­nales MdL Wolfgang Fackler.
Foto: Helmut Bissinger In einer Diskussion­srunde stellte sich Minister Eric Beißwenger (hinten links) den Fragen von Vertretern aus der Landwirtsc­haft. Eingeladen hatte den Minister für Europaange­legenheite­n und Internatio­nales MdL Wolfgang Fackler.

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