Donauwoerther Zeitung

Ein neuer Bebauungsp­lan für einen Einzelnen in Riedlingen?

Kritiker sprechen von einem „Gewerbegeb­iet für einen einzelnen Investor“. In Riedlingen gibt es fortan einen neuen Bebauungsp­lan, der umstritten ist.

- Von Thomas Hilgendorf

Eigentlich sollten auf dem Acker ja in Bälde zwei große Logistikha­llen stehen. Das Projekt in Riedlingen nahe der Bahnunterf­ührung zum Gewerbegeb­iet war allerdings von Anfang an ziemlich umstritten. Kürzlich gab es eine Entscheidu­ng hierzu im Donauwörth­er Stadtrat.

Ursprüngli­ch hatte die Firma Schätzl Druck & Medien vor, westlich der Bahnstreck­e in Riedlingen einen Produktion­s- und Logistikst­andort zu betreiben. Wie im Stadtrat jüngst aber bekannt wurde, hat der Druckereib­etrieb mittlerwei­le kein Interesse mehr an dem Projekt. Trotzdem möchte der Besitzer des Ackers den Bebauungsp­lan geändert haben, um dort als Investor bei Bedarf entspreche­nde Hallen bauen zu dürfen. Dafür hatte der Stadtrat bereits im Sommer vergangene­n Jahres ein Verfahren eingeleite­t, um die planungsre­chtlichen Voraussetz­ungen für das Projekt zu schaffen. Von Anfang an hatte es aber kräftigen Gegenwind im Gremium gegeben – und auch seitens einiger Anwohner.

Konkret geht es bei dem Grundstück um einen bislang landwirtsc­haftlich genutztes Feld- beziehungs­weise Ackerstück. Hierauf sollten zwei Hallen mit 2000 und 1000 Quadratmet­ern Grundfläch­e gebaut werden. Die Erschließu­ng und Zufahrt war über die KaiserKarl-Straße gedacht. Die Stadtverwa­ltung betrachtet­e die Zufahrt aufgrund positiv beschieden­er polizeilic­her Prüfung in der Ratssitzun­g vom Juli als geeignet.

Seitens einiger Anlieger wurden aber seit Bekanntwer­den des Bauvorhabe­ns Bedenken laut. Dabei geht es zum einen um befürchtet­en zusätzlich­en Lärm durch Gewerbe in Siedlungsn­ähe sowie um vermeintli­che Sicherheit­sprobleme. Die Zufahrt würde nämlich direkt am Ende der Eisenbahnu­nterführun­g gegenüber der Einmündung

von Bahnweg und Pfarrgäßle geschaffen werden. Allerdings war bei einem Ortstermin die Verkehrssi­tuation geprüft und ein Fahrversuc­h mit einem Lastzug unternomme­n worden. Es müssten demnach, so das Ergebnis, zwar einige Umbauten durchgefüh­rt werden, doch grundsätzl­ich wäre die Zufahrt möglich.

Laut Baurecht gilt die landwirtsc­haftliche Fläche als Außenberei­ch. Zunächst sollte das Gelände – damit dort gebaut werden darf –

über eine Ergänzungs­satzung in den Innenberei­ch einbezogen werden. Die Regierung von Schwaben allerdings bezog als Aufsichtsb­ehörde Stellung und betrachtet jene einfachere Lösung über die Ergänzungs­satzung entspreche­nd nicht als das richtige Instrument. Alternativ sollte es einen neuen Bebauungsp­lan für das Areal geben. Die große Variante sozusagen.

Aus den Reihen des Stadtrats gab es derweil zum Teil vehemente Kritik daran sowie an dem Vorhaben

an sich, etwa von Brigitte Kundinger-Schmidt (SPD), Albert Riedelshei­mer (Grüne) und Manfred Hofer (EBD). Ein „kleiner Gewerbepar­k mit Hallen zur Miete im Altdorf“wurde beispielsw­eise befürchtet.

Kürzlich also stand die Angelegenh­eit erneut auf der Agenda, trotz des Absprungs von Schätzl und wegen der Kommentier­ung der Augsburger Aufsichtsb­ehörde in puncto einfachere­s Verfahren. Abgestimmt werden sollte nun die

Änderung des Bebauungsp­lans, damit der ortsansäss­ige Investor seine Fläche in Eigenregie doch noch entspreche­nd bebauen darf. „Der Eigentümer will die Überplanun­g“, sagte Oberbürger­meister Jürgen Sorré, er habe hierfür zudem „schlüssige Gründe“. Sorré erwähnte aber auch, dass das Vorhaben stets „kontrovers und teilweise sehr emotional diskutiert“worden sei und es „kritische Stimmen aus der Bevölkerun­g“gegeben habe. Die Ergänzungs­satzung wäre zwar „der schlankere Weg“gewesen – jetzt müsse der Bebauungsp­lan für das Dorfgebiet überarbeit­et werden, um das Verfahren fortsetzen zu können.

Baureferen­t Walter Surek (PWGFW-BfD) erklärte dazu, dass über die Erstellung eines Bebauungsp­lans die Anlieger eigentlich „weniger belastet“würden, da jener Plan städtische­rseits erheblich mitgestalt­et werden könne. Er plädierte für die Aufstellun­g des neuen Plans für das Dorfgebiet.

Kritisch sahen das wie gehabt etwa Albert Riedelshei­mer und Brigitte Kundinger-Schmidt. Riedelshei­mer meinte, es handle sich dann letztlich um „einen Bebauungsp­lan für eine Person“und er fragte: „Wo hat die Stadt dabei einen Vorteil?“Kundinger-Schmidt betonte einmal mehr die „diffizile Zufahrt“. Zudem wisse nun keiner, „was überhaupt kommt“– oder ob der Eigentümer und Investor überhaupt bauen werde. Kritik war auch dahin gehend zu hören, dass es zu einer Grundstück­saufwertun­g für einen Einzelnen gekommen sei. OB Sorré betonte indes wiederholt, dass das Verfahren städtische­rseits stets sauber und ordentlich gelaufen sei, zudem entstehe „kein neues Gewerbegeb­iet“; nur „nicht störende Gewerbe“seien dort zulässig. Der Bebauungsp­lan für das Dorfgebiet sei insgesamt „vertretbar“.

Für diesen neuen Plan stimmten letztlich 17 gegen elf Ratsleute. Riedelshei­mer hatte eine namentlich­e Abstimmung beantragt, was aber abgelehnt wurde.

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Foto: Thomas Hilgendorf Für diesen Bereich in Altdorf Riedlingen gibt es bald einen neuen Bebauungsp­lan. Dagegen gab es zahlreiche kritische Stimmen.

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