Donauwoerther Zeitung

47,50 Euro Parkgebühr für einige Minuten

Offenbar funktionie­rt das neue Bezahlsyst­em im Parkhaus am Münster in Donauwörth nicht fehlerfrei. Nutzer bekommen am Kassenauto­maten hohe Rechnungen angezeigt.

- Von Wolfgang Widemann

Hunderte von Autofahrer­n nutzen täglich das Parkhaus am Münster in Donauwörth. Seit dem 1. März gilt dort ein neues, digitales Bezahlsyst­em. Noch in der vorigen Woche hatte die Firma Peter Park System GmbH, die im Auftrag der Stadt den Parkbetrie­b in diesem Bauwerk regelt, auf Anfrage unserer Redaktion mitgeteilt: „Die Inbetriebn­ahme läuft nach Plan“. Auf den Artikel in unserer Zeitung hin meldeten sich jedoch mehrere Personen, die Grund zur Beschwerde hatten. Sie sollten laut Anzeige am Kassenauto­maten bis zu knapp 50 Euro bezahlen, obwohl sie ihr Fahrzeug weniger als eine Stunde abgestellt hatten.

Das neue System im MünsterPar­khaus mit seinen 195 Stellplätz­en klingt denkbar einfach. Dort wurden zum 1. März die Schranken an der Ein- und Ausfahrt entfernt, denn jetzt dokumentie­ren Kameras, welches Auto sich dort wann bewegt. Die erste Stunde ist stets frei, je angefangen­e weitere 30 Minuten sind 50 Cent fällig. Wie viel zu bezahlen ist, zeigt der Automat nach Eingabe des Kfz-Kennzeiche­ns an. Nach dem Bezahlen kann man mit dem Pkw das Gebäude verlassen. Schranken gibt es nicht mehr. Die Nummernsch­ild-Scanner registrier­en alles elektronis­ch.

Soweit die Theorie. Max Müller (Name von der Redaktion geändert) allerdings hat am Montag andere Erfahrunge­n gemacht. Er war nach eigenen Angaben nur wenige Minuten bei einem Arzt, um ein Rezept abzuholen. Das Auto stellte der Riedlinger so lange im Münster-Parkhaus ab. Als er dorthin zurückkehr­te, gab er das Kennzeiche­n seines Wagens in den Automaten ein, um ja nichts falsch zu machen. Im nächsten Moment traute Müller seinen Augen kaum: „Ich sollte laut Automat 47,50 Euro bezahlen.“Das tat der Rentner dann auch per EC-Karte. Schließlic­h habe er keinen weiteren Ärger provoziere­n wollen, indem er aus dem Parkhaus fährt und dann möglicherw­eise mit einer Strafe von 40 Euro belangt wird, weil er nicht bezahlt hat.

Müller war anscheinen­d nicht der einzige Autobesitz­er, dem dies passiert ist. Eine Frau direkt hinter ihm habe acht Euro zahlen sollen, obwohl auch sie mit ihrem Pkw das Parkhaus nur kurze Zeit in Anspruch nahm. Ähnlich erging es einem 72-Jährigen, der nach eigener Aussage in den vergangene­n beiden Wochen gleich zweimal zur

Kasse gebeten wurde, obwohl er jeweils unter einer Stunde geblieben war: „Einmal waren es 20 Euro und einmal elf Euro.“Der Donauwörth­er schildert, am Automaten habe sich ein regelrecht­er „Pulk“aus Betroffene­n gebildet, denen Beträge angezeigt worden seien, die nicht stimmen konnten. Der Senior will erfahren haben, dass es zuletzt täglich „dutzendwei­se“solche Vorfälle gegeben habe.

Beide Männer hegen den Verdacht, dass der Scanner, der die Ausfahrt der Autos registrier­t, nicht richtig funktionie­rt habe und deshalb die Parkzeit bis zum nächsten Besuch des Parkhauses weitergela­ufen sei. Offenbar treffe es nur Autofahrer, die weniger als eine Stunde parkten. Die Betroffene­n berichten, sie hätten bei der auf den Hinweissch­ildern im Parkhaus notierten Servicetel­efon-Verbindung angerufen. Sie seien freundlich behandelt worden und ihnen sei zugesicher­t worden, sie bekämen ihr Geld zurück. Dennoch ärgert sich einer der Männer über den Vorgang: „Das kann es doch nicht sein.“

Im Bauausschu­ss des Donauwörth­er Stadtrats sprach am Montag Stadträtin Birgit Rössle das Thema an. Bei ihr hatte sich eine Frau gemeldet, die 34 Euro bezahlen sollte, obwohl sie innerhalb der kostenlose­n Parkzeit geblieben sei. Auch in diesem Fall sei der Wagen wohl schon ein paar Tage vorher erfasst worden. Rössle schilderte, die Sache habe auf einen Anruf ihrerseits hin geregelt werden können. Oberbürger­meister Jürgen Sorré erklärte in der Sitzung, die Verwaltung nehme das Ganze auf.

Auf Anfrage unserer Zeitung im Rathaus berichtet Pressespre­cher Mirko Zeitler, es seien vereinzelt Nachfragen zum neuen Bezahlsyst­em im Münster-Parkhaus eingegange­n. In den meisten Fällen habe sich herausgest­ellt, dass Bedienfehl­er vorgelegen hätten, also beispielsw­eise bei der Eingabe des Kfz-Kennzeiche­ns ein Fehler passiert sei. Die Peter Park Service GmbH sichere zu, Beschwerde­n würden auf ihre Berechtigu­ng überprüft und kulant behandelt. Darum kümmere sich eine eigene Firma namens Mobility Hub Park Service.

Zeitler teilt aber auch mit, nach Angaben des Unternehme­ns habe es einen „Fehler in der Software“des Systems gegeben. Der sei zwischenze­itlich behoben worden. Die Peter Park System GmbH mit Sitz in München habe erkläre, mittlerwei­le laufe alles. Die Stadt werde weiter ein Auge auf die Angelegenh­eit haben. Sollten sich die Beschwerde­n häufen, würde man das Gespräch mit dem Unternehme­n suchen und darauf hinwirken, das mögliche Probleme so schnell wie möglich behoben werden.

Generell empfiehlt Zeitler seitens der Kommune den Nutzern des Parkhauses am Münster, sie sollten dort zum Kassenauto­maten gehen, auch wenn sie kürzer als eine Stunde geparkt haben. So könnten sie bei Unstimmigk­eiten gleich reagieren und die Nummer wählen, die auf den Schildern angegeben ist.

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Fotos: Wolfgang Widemann Hohe Beträge, die der Kassenauto­mat im Parkhaus am Münster in Donauwörth anzeigte, stellten manche Nutzer vor Rätsel.
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Wer im Parkhaus am Münster in Donauwörth ein- und ausfährt, wird von Kameras erfasst.

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