47,50 Euro Parkgebühr für einige Minuten
Offenbar funktioniert das neue Bezahlsystem im Parkhaus am Münster in Donauwörth nicht fehlerfrei. Nutzer bekommen am Kassenautomaten hohe Rechnungen angezeigt.
Hunderte von Autofahrern nutzen täglich das Parkhaus am Münster in Donauwörth. Seit dem 1. März gilt dort ein neues, digitales Bezahlsystem. Noch in der vorigen Woche hatte die Firma Peter Park System GmbH, die im Auftrag der Stadt den Parkbetrieb in diesem Bauwerk regelt, auf Anfrage unserer Redaktion mitgeteilt: „Die Inbetriebnahme läuft nach Plan“. Auf den Artikel in unserer Zeitung hin meldeten sich jedoch mehrere Personen, die Grund zur Beschwerde hatten. Sie sollten laut Anzeige am Kassenautomaten bis zu knapp 50 Euro bezahlen, obwohl sie ihr Fahrzeug weniger als eine Stunde abgestellt hatten.
Das neue System im MünsterParkhaus mit seinen 195 Stellplätzen klingt denkbar einfach. Dort wurden zum 1. März die Schranken an der Ein- und Ausfahrt entfernt, denn jetzt dokumentieren Kameras, welches Auto sich dort wann bewegt. Die erste Stunde ist stets frei, je angefangene weitere 30 Minuten sind 50 Cent fällig. Wie viel zu bezahlen ist, zeigt der Automat nach Eingabe des Kfz-Kennzeichens an. Nach dem Bezahlen kann man mit dem Pkw das Gebäude verlassen. Schranken gibt es nicht mehr. Die Nummernschild-Scanner registrieren alles elektronisch.
Soweit die Theorie. Max Müller (Name von der Redaktion geändert) allerdings hat am Montag andere Erfahrungen gemacht. Er war nach eigenen Angaben nur wenige Minuten bei einem Arzt, um ein Rezept abzuholen. Das Auto stellte der Riedlinger so lange im Münster-Parkhaus ab. Als er dorthin zurückkehrte, gab er das Kennzeichen seines Wagens in den Automaten ein, um ja nichts falsch zu machen. Im nächsten Moment traute Müller seinen Augen kaum: „Ich sollte laut Automat 47,50 Euro bezahlen.“Das tat der Rentner dann auch per EC-Karte. Schließlich habe er keinen weiteren Ärger provozieren wollen, indem er aus dem Parkhaus fährt und dann möglicherweise mit einer Strafe von 40 Euro belangt wird, weil er nicht bezahlt hat.
Müller war anscheinend nicht der einzige Autobesitzer, dem dies passiert ist. Eine Frau direkt hinter ihm habe acht Euro zahlen sollen, obwohl auch sie mit ihrem Pkw das Parkhaus nur kurze Zeit in Anspruch nahm. Ähnlich erging es einem 72-Jährigen, der nach eigener Aussage in den vergangenen beiden Wochen gleich zweimal zur
Kasse gebeten wurde, obwohl er jeweils unter einer Stunde geblieben war: „Einmal waren es 20 Euro und einmal elf Euro.“Der Donauwörther schildert, am Automaten habe sich ein regelrechter „Pulk“aus Betroffenen gebildet, denen Beträge angezeigt worden seien, die nicht stimmen konnten. Der Senior will erfahren haben, dass es zuletzt täglich „dutzendweise“solche Vorfälle gegeben habe.
Beide Männer hegen den Verdacht, dass der Scanner, der die Ausfahrt der Autos registriert, nicht richtig funktioniert habe und deshalb die Parkzeit bis zum nächsten Besuch des Parkhauses weitergelaufen sei. Offenbar treffe es nur Autofahrer, die weniger als eine Stunde parkten. Die Betroffenen berichten, sie hätten bei der auf den Hinweisschildern im Parkhaus notierten Servicetelefon-Verbindung angerufen. Sie seien freundlich behandelt worden und ihnen sei zugesichert worden, sie bekämen ihr Geld zurück. Dennoch ärgert sich einer der Männer über den Vorgang: „Das kann es doch nicht sein.“
Im Bauausschuss des Donauwörther Stadtrats sprach am Montag Stadträtin Birgit Rössle das Thema an. Bei ihr hatte sich eine Frau gemeldet, die 34 Euro bezahlen sollte, obwohl sie innerhalb der kostenlosen Parkzeit geblieben sei. Auch in diesem Fall sei der Wagen wohl schon ein paar Tage vorher erfasst worden. Rössle schilderte, die Sache habe auf einen Anruf ihrerseits hin geregelt werden können. Oberbürgermeister Jürgen Sorré erklärte in der Sitzung, die Verwaltung nehme das Ganze auf.
Auf Anfrage unserer Zeitung im Rathaus berichtet Pressesprecher Mirko Zeitler, es seien vereinzelt Nachfragen zum neuen Bezahlsystem im Münster-Parkhaus eingegangen. In den meisten Fällen habe sich herausgestellt, dass Bedienfehler vorgelegen hätten, also beispielsweise bei der Eingabe des Kfz-Kennzeichens ein Fehler passiert sei. Die Peter Park Service GmbH sichere zu, Beschwerden würden auf ihre Berechtigung überprüft und kulant behandelt. Darum kümmere sich eine eigene Firma namens Mobility Hub Park Service.
Zeitler teilt aber auch mit, nach Angaben des Unternehmens habe es einen „Fehler in der Software“des Systems gegeben. Der sei zwischenzeitlich behoben worden. Die Peter Park System GmbH mit Sitz in München habe erkläre, mittlerweile laufe alles. Die Stadt werde weiter ein Auge auf die Angelegenheit haben. Sollten sich die Beschwerden häufen, würde man das Gespräch mit dem Unternehmen suchen und darauf hinwirken, das mögliche Probleme so schnell wie möglich behoben werden.
Generell empfiehlt Zeitler seitens der Kommune den Nutzern des Parkhauses am Münster, sie sollten dort zum Kassenautomaten gehen, auch wenn sie kürzer als eine Stunde geparkt haben. So könnten sie bei Unstimmigkeiten gleich reagieren und die Nummer wählen, die auf den Schildern angegeben ist.