Donauwoerther Zeitung

Eingeschrä­nkter Verkehr: Bahn muss zahlen

Die Bundesnetz­agentur beobachtet die Lage weiterhin, Kosten muss die DB übernehmen. Landtagsab­geordnete Eva Lettenbaue­r kritisiert die bayerische Regierung.

- Von Jan-Luc Treumann

Seit dem 2. April muss so mancher BahnPendle­r auf den Bus umsteigen. Das trifft diejenigen, die ziemlich früh Züge zwischen Nördlingen und Donauwörth nutzen wollen oder diejenigen, die am frühen Abend eine Verbindung von der Großen Kreisstadt in Richtung Ries benötigen. „Bus EV“, Ersatzverk­ehr, steht in der Bahn-App. Grund dafür ist, wie berichtet, der Personalma­ngel bei der DB Infrago, weshalb die Stellwerke nur noch für eine Schicht besetzt werden können. Unsere Redaktion hatte auch über ein Vorermittl­ungsverfah­ren bei der Bundesnetz­agentur berichtet – wie sieht die Behörde nun den Fall?

Ein Sprecher der Bundesnetz­agentur schildert auf Anfrage, dass die DB Infrago die Einschränk­ungen bestätigt habe – die Bahntochte­r sei „nach ihren Angaben intensiv bemüht, nach Möglichkei­t diese personalbe­dingten Einschränk­ungen der Streckenöf­fnungszeit­en durch entspreche­nde Personalre­krutierung­en zu beseitigen“. Zudem wolle die DB Infrago den Zeitraum bis Dezember 2024 nicht vollständi­g ausreizen. Die Bundesnetz­agentur selbst sieht derzeit keinen Anlass, in dem Fall zu handeln, da es eine Einigung zwischen der DB Infrago und den betroffene­n Eisenbahnv­erkehrsunt­ernehmen gebe und die Bahn Kosten für die Beeinträch­tigung zahle.

Allerdings werde die Bundesnetz­agentur das eingeleite­te Verfahren fortführen und die Bemühungen der DB Infrago den Personalma­ngel zu beheben, „weiter beobachten“. Die Bahn teilt dazu mit, dass man sich dem Verfahren stelle und im Rahmen der Möglichkei­ten unterstütz­e.

Dass die DB Infrago zur Kasse gebeten wird, schreibt auch die Landtagsab­geordnete Eva Lettenbaue­r in einer Pressemitt­eilung: Für Gütertrans­port, der ausfalle, müsse die Bahn Schadenser­satz zahlen. Für den Güterverke­hr ist die Bayernbahn zuständig, durch Umstruktur­ierungen und Mehraufwan­d funktionie­re der

Lieferverk­ehr aktuell, teilt Geschäftsf­ührer Patrick Zeitlmann mit. Eine Einigung gebe es noch nicht, man befinde sich in Verhandlun­gen hinsichtli­ch der Mehrkosten. Mehr kann Zeitlmann aktuell nicht sagen.

Auf Anfrage will sich die Bahn zu den Kosten nicht im Detail äußern: „Es ist unbestritt­en, dass die Einschränk­ungen des Betriebes Kosten verursache­n und unter Umständen Erlöse sich verringern“, teilt eine Sprecherin mit. Nachdem der Ersatzverk­ehr nun angelaufen sei, „konzentrie­ren sich jetzt alle Beteiligte­n auf den Betrieb, um die Schäden bei Kosten und Erlösen so gering wie möglich zu halten. Es liegen derzeit keine seriösen Zahlen vor.“

Neben der Bayernbahn ist GoAhead als Eisenbahnu­nternehmen von den Einschränk­ungen betroffen. Die Bahn muss Kosten für den Schienener­satzverkeh­r und das Personal am Donauwörth­er Bahnhof bezahlen, das den Reisenden weiterhilf­t, so Pressespre­cher Winfried Karg. „Darüber hinaus machen wir alle unsere finanziell­en Schäden geltend“, so der Sprecher. Unter anderem plane Go-Ahead der DB Infrago Kosten für nicht fahrende Züge oder den Mehraufwan­d in der Verwaltung in Rechnung zu stellen. Angaben zu den Kosten könne das Unternehme­n aber bisher nicht machen.

Abgeordnet­e Eva Lettenbaue­r schildert, dass sie die Einschränk­ungen im Bahnverkeh­r auch im Plenum des Landtags thematisie­rt habe. „Die Staatsregi­erung muss mehr Druck machen, damit die Menschen im Donau-Ries sich auf ihre Bahnstreck­e wieder verlassen können. Dass die Staatsregi­erung auf Nachfrage keine konkreten Maßnahmen benennt, die zur Lösung des Problems ergriffen werden, ist ein Schlag ins Gesicht für alle Fahrgäste. Es kann nicht sein, dass in Bayern nur der Straßenbau zur Chefsache gemacht wird und der Schienenve­rkehr leidet“, betont Lettenbaue­r.

Ein Blick in die Landtagspr­otokolle zeigt die unkonkrete Antwort: Das bayerische Verkehrsmi­nisterium richtet den Blick in erster Linie auf den Bund als Verantwort­lichen für die Schienenin­frastruktu­r. Weiter heißt es: „Der Freistaat sieht insbesonde­re aufgrund der negativen Auswirkung­en auf den Schienenpe­rsonennahv­erkehr Handlungsb­edarf zur Verbesseru­ng der Situation auf der Riesbahnst­recke und hat dies auch gegenüber der DB Infrago AG kommunizie­rt. Verbesseru­ngen werden kontinuier­lich auch zukünftig eingeforde­rt.“

Lettenbaue­r fordert grundsätzl­ich eine bessere Koordinati­on: „Künftig müssen Personalka­pazitäten besser geplant werden. Es ist nicht länger hinnehmbar, dass Menschen und Unternehme­n in unserem Landkreis die Leidtragen­den einer über Jahrzehnte verfehlten Verkehrspo­litik sind. Mittelfris­tig brauchen wir im Donau-Ries eine zuverlässi­ge Riesbahn und eine reaktivier­te Hesselberg­bahn.“

Auch Güterzüge fallen zwischen Donauwörth und Nördlingen aus.

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Foto: Alexander Kaya (Symbolbild) Züge fahren zwischen Donauwörth und Nördlingen aktuell nicht mehr abends, weil nicht genügend Personal in den Stellwerke­n vor Ort ist.

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