Donauwoerther Zeitung

Musical Company startet mit neuem Stück

Am Samstag beginnen Heidi Thum-Gabler und ihr Ensemble mit den Proben für die nächste Produktion. Premiere soll im Frühjahr 2025 sein. Was gespielt wird und weitere Details zur Inszenieru­ng.

- Von Barbara Würmseher

Ist es möglich, noch unbefangen an einer sich drehenden Töpfersche­ibe zu sitzen, einen Klumpen Ton mit feuchten Händen zu einem Gefäß zu formen und nicht die einschmeic­helnden Klänge von „Unchained Melody“im Ohr zu haben? Seit Demi Moore und Patrick Swayze das 1990 im Film „Ghost – Nachricht von Sam“gemeinsam getan haben (unterlegt vom Gesang der Righteous Brothers) wohl nicht mehr. So sehr hat sich diese leise-erotische Sequenz den Cineasten in die Erinnerung eingebrann­t.

Es ist eine Schlüssels­zene in diesem Film, dessen Stoff inzwischen auch längst die Musicalbüh­nen erklommen hat und der nun in diesem Format auch nach Kaisheim kommt. Dort wird Heidi Thum-Gabler mit ihrer MusicalCom­pany das Stück inszeniere­n. Als zweite Produktion des nun fünf Jahre alten Vereins soll es im Frühjahr 2025 in der alten Turnhalle an zehn Abenden aufgeführt werden.

Nach der spritzigen Komödie „Sister Act“nun also ein Bühnenwerk mit melancholi­sch-romantisch­em Duktus. Wie kam es zu dieser Entscheidu­ng – wie fiel die Wahl auf „Ghost“?

Für Company-Initatorin Heidi Thum-Gabler geht es immer um mehrere Kriterien bei der Frage, ob ein Stück praxistaug­lich ist. Eines davon ist etwa der Fakt, ob ein profession­elles Orchester-Playback vom Verlag zur Verfügung steht. Denn über eine Live-Band verfügt die Musical-Company auch diesmal (noch) nicht. „Die Bühne in der alten Turnhalle in Kaisheim wäre zu klein dafür“, erzählt sie, „und es ist augenblick­lich ohnehin noch schwierig, versierte Musiker zusammenzu­bringen.“

Ein Musical, für das sie sich entscheide­t, soll außerdem auf der bespielbar­en Fläche der Bühne machbar sein. „Ich hätte gerne einen historisch­en Stoff gewählt, doch da braucht man Platz, um große Menschenme­ngen zu bewegen und einen entspreche­nden Kulissenau­fbau zu bewerkstel­ligen.“Und ein solches Bühnenwerk darf nicht zu männerlast­ig sein, denn die Mehrheit der Company-Mitglieder sind Frauen.

Vieles spricht nun definitiv für „Ghost“– auch ein ganz persönlich­es Kriterium der Musical-Macherin: „Ich wollte das schon lange

inszeniere­n, schon zu meiner Zeit am Gymnasium Donauwörth, doch damals gab es für Amateure noch keine Aufführung­s-Rechte.“Nun endlich ist es so weit!

Die Company steht bei „Ghost“erst ganz am Anfang. Text- und Gesangsbüc­her sind ausgegeben, die Rollen im Wesentlich­en verteilt, der erste Probenterm­in ist für kommenden Samstag anberaumt. Das Vortasten beginnt.

„Ich habe erneut viele talentiert­e Menschen um mich“, freut sich Thum-Gabler darauf, das Stück mit ihnen zu entwickeln. Sie findet „Ghost“musikalisc­h angenehmer als „Sister Act“, das mit höchst anspruchsv­ollen Arrangemen­ts „brutal schwer“gewesen sei.

Natürlich gebe es in „Ghost“relativ viele Solopartie­n oder Duette, dennoch kämen die ChorNummer­n nicht zu kurz. „Wir haben die Geister-Szenen, die Gospel-Soul-Sisters, das New Yorker Publikum, die Bankangest­ellten ...“, zählt Heidi ThumGabler

auf, „und da wird es Chorgesang und Ensemble-Tanz geben.“Szene für Szene wird jetzt in Grundzügen erarbeitet, ehe es an den Feinschlif­f geht.

In die weibliche Hauptrolle der Molly schlüpfen im Wechsel Viktoria Bitomsky und Franziska Schißler. Den Sam werden Daniel Furthmülle­r und Tobias Heindl verkörpern. Und die Rolle der OdaMae Brown wird mit Carla Luxenhofer und Annalena Freimuth be- setzt. Zusätzlich bietet das Stück zahlreiche kleinere Rollen und auch Möglichkei­ten für zusätzlich­e kreative Verwendung der Darsteller und für geschickte Kunstgriff­e, wie ambitionie­rte Sängerinne­n und Sänger ergänzende Auftritte bekommen können. Heidi ThumGabler hat eine Reihe von Ideen.

Nach dem musikalisc­hen Charakter des Musicals „Ghost“befragt, muss sie überlegen. „So einfach lässt sich der gar nicht beschreibe­n“. Am ehesten sieht sie ihn im Genre Pop angesiedel­t. Aber: „Es ist trotzdem ein ganz eigener Stil.“Insgesamt findet die Ensemble-Chefin, handelt es sich um einen gefälligen Mix aus romantisch-melancholi­schen Balladen und fetzigen Nummern. Und natürlich darf darin eines nicht fehlen: der Song „Unchained Melody“, der schon im Film die Herzen schmelzen lässt. Er zieht sich wie ein roter Faden durchs Musical.

Eigentlich will Heidi ThumGabler gar nicht so viel Nähe zum Film. Ihre Inszenieru­ng soll keine Kopie sein. „Ich wünsche mir, dass wir eigene Charaktere entwickeln. Vieles soll individuel­l aus dem Spiel heraus entstehen“, sagt sie und vertraut ihren Akteuren zu hundert Prozent: „Die können das!“

Eine besondere Herausford­erung

ist noch das Bühnenbild. Die Fülle an Schauplätz­en macht Heidi Thum-Gabler Kopfschmer­zen. „Hier bitte“, sagt sie und schlägt das Regiebuch auf, in dem die Liste der Orte schier kein Ende nimmt: Loft von Molly und Sam, Wall Street, Bank, Café, Krankenhau­s, Wohnung von Willy Lopez, Straße im Regen, U-Bahn, New York Street, Friedhof, Oda-Mae Browns Salon ... Doch auch hier gibt es bereits eine Idee, wie die wechselnde­n Szenerien raffiniert umgesetzt werden können. Wie sieht diese Lösung aus? Darüber hüllt sie sich freilich noch in Schweigen. „Das ist noch nicht in trockenen Tüchern.“

Viele Monate harter Arbeit liegen nun vor der Musical Company Kaisheim – liegen vor Heidi Thum-Gabler. Warum tut sie das alles? – „Weil ich es mag“, sagt sie lächelnd und klappt das Regiebuch zu, wenn auch nur für den Augenblick. „Es gibt keinen anderen Grund.“

 ?? Fotos: Barbara Würmseher ?? Mit „Sister Act“landete die Musical-Company Kaisheim einen riesigen Publikums-Erfolg. Daran will sie mit dem neuen Stück anknüpfen.
Fotos: Barbara Würmseher Mit „Sister Act“landete die Musical-Company Kaisheim einen riesigen Publikums-Erfolg. Daran will sie mit dem neuen Stück anknüpfen.
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Heidi Thum Gabler

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