Musical Company startet mit neuem Stück
Am Samstag beginnen Heidi Thum-Gabler und ihr Ensemble mit den Proben für die nächste Produktion. Premiere soll im Frühjahr 2025 sein. Was gespielt wird und weitere Details zur Inszenierung.
Ist es möglich, noch unbefangen an einer sich drehenden Töpferscheibe zu sitzen, einen Klumpen Ton mit feuchten Händen zu einem Gefäß zu formen und nicht die einschmeichelnden Klänge von „Unchained Melody“im Ohr zu haben? Seit Demi Moore und Patrick Swayze das 1990 im Film „Ghost – Nachricht von Sam“gemeinsam getan haben (unterlegt vom Gesang der Righteous Brothers) wohl nicht mehr. So sehr hat sich diese leise-erotische Sequenz den Cineasten in die Erinnerung eingebrannt.
Es ist eine Schlüsselszene in diesem Film, dessen Stoff inzwischen auch längst die Musicalbühnen erklommen hat und der nun in diesem Format auch nach Kaisheim kommt. Dort wird Heidi Thum-Gabler mit ihrer MusicalCompany das Stück inszenieren. Als zweite Produktion des nun fünf Jahre alten Vereins soll es im Frühjahr 2025 in der alten Turnhalle an zehn Abenden aufgeführt werden.
Nach der spritzigen Komödie „Sister Act“nun also ein Bühnenwerk mit melancholisch-romantischem Duktus. Wie kam es zu dieser Entscheidung – wie fiel die Wahl auf „Ghost“?
Für Company-Initatorin Heidi Thum-Gabler geht es immer um mehrere Kriterien bei der Frage, ob ein Stück praxistauglich ist. Eines davon ist etwa der Fakt, ob ein professionelles Orchester-Playback vom Verlag zur Verfügung steht. Denn über eine Live-Band verfügt die Musical-Company auch diesmal (noch) nicht. „Die Bühne in der alten Turnhalle in Kaisheim wäre zu klein dafür“, erzählt sie, „und es ist augenblicklich ohnehin noch schwierig, versierte Musiker zusammenzubringen.“
Ein Musical, für das sie sich entscheidet, soll außerdem auf der bespielbaren Fläche der Bühne machbar sein. „Ich hätte gerne einen historischen Stoff gewählt, doch da braucht man Platz, um große Menschenmengen zu bewegen und einen entsprechenden Kulissenaufbau zu bewerkstelligen.“Und ein solches Bühnenwerk darf nicht zu männerlastig sein, denn die Mehrheit der Company-Mitglieder sind Frauen.
Vieles spricht nun definitiv für „Ghost“– auch ein ganz persönliches Kriterium der Musical-Macherin: „Ich wollte das schon lange
inszenieren, schon zu meiner Zeit am Gymnasium Donauwörth, doch damals gab es für Amateure noch keine Aufführungs-Rechte.“Nun endlich ist es so weit!
Die Company steht bei „Ghost“erst ganz am Anfang. Text- und Gesangsbücher sind ausgegeben, die Rollen im Wesentlichen verteilt, der erste Probentermin ist für kommenden Samstag anberaumt. Das Vortasten beginnt.
„Ich habe erneut viele talentierte Menschen um mich“, freut sich Thum-Gabler darauf, das Stück mit ihnen zu entwickeln. Sie findet „Ghost“musikalisch angenehmer als „Sister Act“, das mit höchst anspruchsvollen Arrangements „brutal schwer“gewesen sei.
Natürlich gebe es in „Ghost“relativ viele Solopartien oder Duette, dennoch kämen die ChorNummern nicht zu kurz. „Wir haben die Geister-Szenen, die Gospel-Soul-Sisters, das New Yorker Publikum, die Bankangestellten ...“, zählt Heidi ThumGabler
auf, „und da wird es Chorgesang und Ensemble-Tanz geben.“Szene für Szene wird jetzt in Grundzügen erarbeitet, ehe es an den Feinschliff geht.
In die weibliche Hauptrolle der Molly schlüpfen im Wechsel Viktoria Bitomsky und Franziska Schißler. Den Sam werden Daniel Furthmüller und Tobias Heindl verkörpern. Und die Rolle der OdaMae Brown wird mit Carla Luxenhofer und Annalena Freimuth be- setzt. Zusätzlich bietet das Stück zahlreiche kleinere Rollen und auch Möglichkeiten für zusätzliche kreative Verwendung der Darsteller und für geschickte Kunstgriffe, wie ambitionierte Sängerinnen und Sänger ergänzende Auftritte bekommen können. Heidi ThumGabler hat eine Reihe von Ideen.
Nach dem musikalischen Charakter des Musicals „Ghost“befragt, muss sie überlegen. „So einfach lässt sich der gar nicht beschreiben“. Am ehesten sieht sie ihn im Genre Pop angesiedelt. Aber: „Es ist trotzdem ein ganz eigener Stil.“Insgesamt findet die Ensemble-Chefin, handelt es sich um einen gefälligen Mix aus romantisch-melancholischen Balladen und fetzigen Nummern. Und natürlich darf darin eines nicht fehlen: der Song „Unchained Melody“, der schon im Film die Herzen schmelzen lässt. Er zieht sich wie ein roter Faden durchs Musical.
Eigentlich will Heidi ThumGabler gar nicht so viel Nähe zum Film. Ihre Inszenierung soll keine Kopie sein. „Ich wünsche mir, dass wir eigene Charaktere entwickeln. Vieles soll individuell aus dem Spiel heraus entstehen“, sagt sie und vertraut ihren Akteuren zu hundert Prozent: „Die können das!“
Eine besondere Herausforderung
ist noch das Bühnenbild. Die Fülle an Schauplätzen macht Heidi Thum-Gabler Kopfschmerzen. „Hier bitte“, sagt sie und schlägt das Regiebuch auf, in dem die Liste der Orte schier kein Ende nimmt: Loft von Molly und Sam, Wall Street, Bank, Café, Krankenhaus, Wohnung von Willy Lopez, Straße im Regen, U-Bahn, New York Street, Friedhof, Oda-Mae Browns Salon ... Doch auch hier gibt es bereits eine Idee, wie die wechselnden Szenerien raffiniert umgesetzt werden können. Wie sieht diese Lösung aus? Darüber hüllt sie sich freilich noch in Schweigen. „Das ist noch nicht in trockenen Tüchern.“
Viele Monate harter Arbeit liegen nun vor der Musical Company Kaisheim – liegen vor Heidi Thum-Gabler. Warum tut sie das alles? – „Weil ich es mag“, sagt sie lächelnd und klappt das Regiebuch zu, wenn auch nur für den Augenblick. „Es gibt keinen anderen Grund.“