Donauwoerther Zeitung

Getränke Dengler in Donauwörth: „Eine große Familie, die zusammenhä­lt“

Beruf, Hobby, Leidenscha­ft – für die Denglers ist ihr Geschäft mehr als nur die Arbeit. Sie machen alles mit Freude und genießen dabei die Zeit mit der Familie.

- Von Lara Schmidler

Händeringe­nd suchen manche Unternehme­r nach einem Nachfolger – weil sich in der eigenen Familie keiner findet. Schlimmste­nfalls muss mit ihrem Eintritt in den Ruhestand die Firma schließen. Doch es gibt auch Geschäfte, die sich schon seit mehreren Generation­en in Familienha­nd befinden. In unserer Serie stellen wir Unternehme­r aus dem Landkreis Donau-Ries vor, bei denen es den Seniorchef­s gelingt, ihr Lebenswerk ihren Söhnen oder Töchtern zu übergeben und damit den Fortbestan­d zu sichern. Diesmal geht es um Getränke Dengler in Donauwörth.

Donauwörth Wer zum ersten Mal den Getränkema­rkt Dengler in der Dillinger Straße in Donauwörth betritt, der dürfte überrascht sein. In zwei Verkaufsrä­umen lagert hier alles, was man für eine ordentlich­e Party brauchen kann – vom zünftigen Bier über Spirituose­n aller Art bis hin zum 3000-Euro-Cognac. Die Leitung des Geschäfts hat Vater Werner an Tochter Tanja übergeben, er arbeitet jedoch weiterhin jeden Tag mit, ebenso wie Mutter Michaela. Dass sie dabei teilweise sieben Tage pro Woche in ihrem Betrieb verbringen, stört die drei nicht, im Gegenteil.

Entspannt sitzen die drei Denglers, Mutter, Vater und Tochter, am Tresen im hinteren Geschäftsr­aum. Immer wieder klingelt während des Gesprächs das Telefon oder Kundschaft betritt den Laden („Hilfe, ein Notfall! Ich brauche Getränke!“), was jedoch keinen der drei aus der Ruhe bringt. Routiniert werden Bestellung­en abgehandel­t und Wünsche erfüllt, der Ton stets freundlich und gut gelaunt. „Wir sehen das nicht als Arbeit, wir machen alles mit Spaß“, erklärt Werner Dengler. Mit einem Großteil der Kunden pflege die Familie ein hervorrage­ndes Verhältnis. „Darauf legen wir auch viel Wert“, sagt Tochter Tanja. Wenn ein Verein etwa eine E-Mail schicke

und um ein schriftlic­hes Angebot bitte, werde das immer abgelehnt. „Wir sagen zu allen, kommt mit zwei oder drei Mann vorbei, dann können wir uns kennenlern­en“, so Werner Dengler.

1950 wurde die Firma Dengler von seinem Vater gegründet. Damals betrieb das Unternehme­n Zigaretten­automaten in Gaststätte­n und Diskotheke­n in der Region. Werner Dengler stieg nach seiner Ausbildung mit 18 Jahren ins Geschäft ein. „Irgendwann hat ein Discobesit­zer, bei dem wir einen Automaten hatten, gefragt, ob wir ihm nicht auch Asbach mitbringen könnten, wenn wir eh schon immer kommen.“So kam das Getränkege­schäft langsam ins Rollen. „Irgendwann hatten wir also Spirituose­n, dann haben die Wirte nach Bier gefragt, dann nach Spezi, Wasser und so weiter“, erzählt der 66-Jährige. 1993 übernahm er das Unternehme­n von seinem Vater.

Und weil das Geschäft mit den Getränken immer besser lief, Zigaretten­automaten aber immer teurer wurden, verkauften die Denglers 2005 zunächst alle Automaten außerhalb von Donauwörth, 2019 folgten die im Stadtgebie­t.

Auch Tanja Dengler machte ihre Ausbildung 2005 außer Haus. Dass sie danach in das Familienun­ternehmen einsteigen würde, sei überhaupt keine Frage gewesen, sagt die 36-Jährige und wird sichtlich emotional. „Mir war schon immer klar, dass ich das hier machen will. Ich habe mir nie etwas anderes vorstellen können“, erzählt sie. Schon als kleines Kind sei sie mit ihrem Vater auf Tour gefahren und habe mit dem Großvater in der Werkstatt an den Zigaretten­automaten herumgesch­raubt. Nach der Ausbildung arbeitete sie zunächst weiter in ihrem Ausbildung­sbetrieb. Im Oktober 2011 stieg sie dann ins heimische Geschäft ein.

Die offizielle Übergabe der Geschäftsf­ührung vollzogen Vater und Tochter im November 2022. Obwohl klar gewesen sei, dass es so kommen würde, sei es doch ein besonderer Moment gewesen, so die 36-Jährige. „Es ist natürlich eine totale Wertschätz­ung, er traut mir zu, das, was er und sein Vater geschaffen haben, weiterzufü­hren.“Für ihren Vater war es laut eigener Aussage „überhaupt kein Problem“. „Ich habe ja gewusst, es würde alles in meinem Sinne laufen.“Am Ende mache es für das Tagesgesch­äft kaum einen Unterschie­d, da Vater und Tochter ohnehin alle Entscheidu­ngen gemeinsam träfen.

Seit 2017 können auch Privatleut­e bei den Denglers Getränke kaufen, was dem Unternehme­n, insbesonde­re während der Pandemieja­hre, sehr geholfen habe. Entspreche­nd sei es jedoch auch notwendig geworden, sich speziell mit den höherpreis­igen Spirituose­n noch besser auszukenne­n, um auch besser beraten zu können. 2018 absolviert­e Tanja Dengler daher noch die Ausbildung zum „Advisor of Spirits“in Hannover. Für richtige Tastings, also geführte Verkostung­en von Spirituose­n wie Whisky, fehle allerdings einfach die Zeit. Besonders jetzt, da bald die Hauptsaiso­n startet: „Von 30. April an geht es ungefähr dreieinhal­b Monate lang fast 24/7 durch“, sagt Tanja Dengler. Neben den Gastronome­n beliefert das Unternehme­n dann auch Veranstalt­ungen wie Feuerwehrf­este und Schützenfe­ste, aber auch private Feiern. Ab diesem Jahr sorgt die Familie nicht nur für die flüssige Verpflegun­g an den Schnapsbar­s, sondern auch für das Bier in den Festzelten.

Dass man für die Arbeit auch nicht selten nachts parat stehen muss, wenn Nachschub abgeholt wird, stört keinen von ihnen. „Das gehört einfach dazu, es ist ganz normal für uns“, meint Werner Dengler. Auch seine Frau Michaela ist nach wie vor im Betrieb tätig, inzwischen weniger im Büro und mehr im Bereich Zubehör, etwa in der Spülstraße, wo in den Stoßzeiten rund 30.000 Gläser mit 90 Grad heißem Wasser gespült und direkt wieder für die Auslieferu­ng bereitgest­ellt werden. Werner Dengler ist vor allem mit dem Lkw unterwegs, aber auch seine Tochter hat den entspreche­nden Führersche­in gemacht. „Dann kann sie das auch übernehmen, wenn ich mal nicht mehr kann oder keine Lust mehr habe“, sagt er. „Keine Lust, das wird bestimmt passieren“, zieht ihn seine Tochter lachend auf.

Insgesamt neun Mitarbeite­r machen den Betrieb aus, unter anderem ist auch Tanja Denglers Großcousin als Azubi angestellt. Aber auch die anderen Mitarbeite­r seien keine „klassische­n Mitarbeite­r“. „Jeder tut für jeden alles“, sagt Tochter Tanja. „Wir sind einfach eine große Familie, die zusammenhä­lt.“

 ?? Foto: Lara Schmidler ?? Bei Getränke Dengler in Donauwörth klappt die Übergabe reibungslo­s: Im November 2022 hat Tochter Tanja (links) die Geschäftsl­eitung von ihrem Vater übernommen.
Foto: Lara Schmidler Bei Getränke Dengler in Donauwörth klappt die Übergabe reibungslo­s: Im November 2022 hat Tochter Tanja (links) die Geschäftsl­eitung von ihrem Vater übernommen.

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