Getränke Dengler in Donauwörth: „Eine große Familie, die zusammenhält“
Beruf, Hobby, Leidenschaft – für die Denglers ist ihr Geschäft mehr als nur die Arbeit. Sie machen alles mit Freude und genießen dabei die Zeit mit der Familie.
Händeringend suchen manche Unternehmer nach einem Nachfolger – weil sich in der eigenen Familie keiner findet. Schlimmstenfalls muss mit ihrem Eintritt in den Ruhestand die Firma schließen. Doch es gibt auch Geschäfte, die sich schon seit mehreren Generationen in Familienhand befinden. In unserer Serie stellen wir Unternehmer aus dem Landkreis Donau-Ries vor, bei denen es den Seniorchefs gelingt, ihr Lebenswerk ihren Söhnen oder Töchtern zu übergeben und damit den Fortbestand zu sichern. Diesmal geht es um Getränke Dengler in Donauwörth.
Donauwörth Wer zum ersten Mal den Getränkemarkt Dengler in der Dillinger Straße in Donauwörth betritt, der dürfte überrascht sein. In zwei Verkaufsräumen lagert hier alles, was man für eine ordentliche Party brauchen kann – vom zünftigen Bier über Spirituosen aller Art bis hin zum 3000-Euro-Cognac. Die Leitung des Geschäfts hat Vater Werner an Tochter Tanja übergeben, er arbeitet jedoch weiterhin jeden Tag mit, ebenso wie Mutter Michaela. Dass sie dabei teilweise sieben Tage pro Woche in ihrem Betrieb verbringen, stört die drei nicht, im Gegenteil.
Entspannt sitzen die drei Denglers, Mutter, Vater und Tochter, am Tresen im hinteren Geschäftsraum. Immer wieder klingelt während des Gesprächs das Telefon oder Kundschaft betritt den Laden („Hilfe, ein Notfall! Ich brauche Getränke!“), was jedoch keinen der drei aus der Ruhe bringt. Routiniert werden Bestellungen abgehandelt und Wünsche erfüllt, der Ton stets freundlich und gut gelaunt. „Wir sehen das nicht als Arbeit, wir machen alles mit Spaß“, erklärt Werner Dengler. Mit einem Großteil der Kunden pflege die Familie ein hervorragendes Verhältnis. „Darauf legen wir auch viel Wert“, sagt Tochter Tanja. Wenn ein Verein etwa eine E-Mail schicke
und um ein schriftliches Angebot bitte, werde das immer abgelehnt. „Wir sagen zu allen, kommt mit zwei oder drei Mann vorbei, dann können wir uns kennenlernen“, so Werner Dengler.
1950 wurde die Firma Dengler von seinem Vater gegründet. Damals betrieb das Unternehmen Zigarettenautomaten in Gaststätten und Diskotheken in der Region. Werner Dengler stieg nach seiner Ausbildung mit 18 Jahren ins Geschäft ein. „Irgendwann hat ein Discobesitzer, bei dem wir einen Automaten hatten, gefragt, ob wir ihm nicht auch Asbach mitbringen könnten, wenn wir eh schon immer kommen.“So kam das Getränkegeschäft langsam ins Rollen. „Irgendwann hatten wir also Spirituosen, dann haben die Wirte nach Bier gefragt, dann nach Spezi, Wasser und so weiter“, erzählt der 66-Jährige. 1993 übernahm er das Unternehmen von seinem Vater.
Und weil das Geschäft mit den Getränken immer besser lief, Zigarettenautomaten aber immer teurer wurden, verkauften die Denglers 2005 zunächst alle Automaten außerhalb von Donauwörth, 2019 folgten die im Stadtgebiet.
Auch Tanja Dengler machte ihre Ausbildung 2005 außer Haus. Dass sie danach in das Familienunternehmen einsteigen würde, sei überhaupt keine Frage gewesen, sagt die 36-Jährige und wird sichtlich emotional. „Mir war schon immer klar, dass ich das hier machen will. Ich habe mir nie etwas anderes vorstellen können“, erzählt sie. Schon als kleines Kind sei sie mit ihrem Vater auf Tour gefahren und habe mit dem Großvater in der Werkstatt an den Zigarettenautomaten herumgeschraubt. Nach der Ausbildung arbeitete sie zunächst weiter in ihrem Ausbildungsbetrieb. Im Oktober 2011 stieg sie dann ins heimische Geschäft ein.
Die offizielle Übergabe der Geschäftsführung vollzogen Vater und Tochter im November 2022. Obwohl klar gewesen sei, dass es so kommen würde, sei es doch ein besonderer Moment gewesen, so die 36-Jährige. „Es ist natürlich eine totale Wertschätzung, er traut mir zu, das, was er und sein Vater geschaffen haben, weiterzuführen.“Für ihren Vater war es laut eigener Aussage „überhaupt kein Problem“. „Ich habe ja gewusst, es würde alles in meinem Sinne laufen.“Am Ende mache es für das Tagesgeschäft kaum einen Unterschied, da Vater und Tochter ohnehin alle Entscheidungen gemeinsam träfen.
Seit 2017 können auch Privatleute bei den Denglers Getränke kaufen, was dem Unternehmen, insbesondere während der Pandemiejahre, sehr geholfen habe. Entsprechend sei es jedoch auch notwendig geworden, sich speziell mit den höherpreisigen Spirituosen noch besser auszukennen, um auch besser beraten zu können. 2018 absolvierte Tanja Dengler daher noch die Ausbildung zum „Advisor of Spirits“in Hannover. Für richtige Tastings, also geführte Verkostungen von Spirituosen wie Whisky, fehle allerdings einfach die Zeit. Besonders jetzt, da bald die Hauptsaison startet: „Von 30. April an geht es ungefähr dreieinhalb Monate lang fast 24/7 durch“, sagt Tanja Dengler. Neben den Gastronomen beliefert das Unternehmen dann auch Veranstaltungen wie Feuerwehrfeste und Schützenfeste, aber auch private Feiern. Ab diesem Jahr sorgt die Familie nicht nur für die flüssige Verpflegung an den Schnapsbars, sondern auch für das Bier in den Festzelten.
Dass man für die Arbeit auch nicht selten nachts parat stehen muss, wenn Nachschub abgeholt wird, stört keinen von ihnen. „Das gehört einfach dazu, es ist ganz normal für uns“, meint Werner Dengler. Auch seine Frau Michaela ist nach wie vor im Betrieb tätig, inzwischen weniger im Büro und mehr im Bereich Zubehör, etwa in der Spülstraße, wo in den Stoßzeiten rund 30.000 Gläser mit 90 Grad heißem Wasser gespült und direkt wieder für die Auslieferung bereitgestellt werden. Werner Dengler ist vor allem mit dem Lkw unterwegs, aber auch seine Tochter hat den entsprechenden Führerschein gemacht. „Dann kann sie das auch übernehmen, wenn ich mal nicht mehr kann oder keine Lust mehr habe“, sagt er. „Keine Lust, das wird bestimmt passieren“, zieht ihn seine Tochter lachend auf.
Insgesamt neun Mitarbeiter machen den Betrieb aus, unter anderem ist auch Tanja Denglers Großcousin als Azubi angestellt. Aber auch die anderen Mitarbeiter seien keine „klassischen Mitarbeiter“. „Jeder tut für jeden alles“, sagt Tochter Tanja. „Wir sind einfach eine große Familie, die zusammenhält.“