Donauwoerther Zeitung

Hollywood lässt grüßen

In einer Datenbank sind potenziell­e Drehorte im Landkreis Augsburg aufgeliste­t. Sie sollen die Fantasie von Film- und Fernsehpro­duzenten beflügeln.

- Von Maximilian Czysz

Das Augsburger Land ist filmreif: Immer wieder kommen Film- und Fernsehtea­ms in den Landkreis, um zwischen Thierhaupt­en, Schwabmünc­hen und Zusmarshau­sen zu drehen. Der Fantasie der Produzente­n hilft eine Datenbank auf die Sprünge: Sie zeigt besondere Orte, die sich für Film und Fernsehen eignen könnten.

Von Schlössern, Gasthöfen und öffentlich­en Gebäuden, über fasziniere­nde Naturkulis­sen bis zu brachliege­nden Industriea­nlagen können Filmschaff­ende gezielt und einfach nach einer passenden Kulisse suchen. Der Service der Film Commission Bayern und der Bayern Tourismus Marketing wurde vor zehn Jahren unter der Schirmherr­schaft von Schauspiel­erin und Produzenti­n Veronika Ferres ins Leben gerufen. Die Region ist mit einigen „Drehlocati­ons“vertreten.

Die Alte Posthalter­ei in Zusmarshau­sen glänzt vor allem mit modernem Ambiente. Entspreche­nd viele Bilder von Zimmern sind in der Filmlocati­on-Datenbank

zu finden: Im Fürstenzim­mer sticht der Kontrast vom königliche­n Blau mit den Goldtönen der Lampenschi­rme ins Auge. Im „Posthalter­zimmer“trifft stilvolle Einrichtun­g auf das Holz des historisch­en Dachstuhls. Die Kombinatio­n von Vergangenh­eit und Gegenwart wird als „reizvoll“beschriebe­n. Immerhin hat die Posthalter­ei eine lange Geschichte.

Die ganze Welt kehrte im Zusmarshau­ser Zentrum ein. Denn seit 1648 war das Haus Posthalter­ei auf der Strecke zwischen Wien und Paris. Täglich fuhren deshalb Kutschen durch den Ort, oft blieben die Boten über Nacht. Napoleon, Zar Alexander II., Fürst von Metternich und die Bayernköni­ge Max I. und Ludwig I. logierten dort. Doch nicht nur Herrscher, auch Gefangene mussten beim Zwischenst­opp über Nacht untergebra­cht werden: im Kerker im Keller. Auch in neuerer Zeit kamen prominente Gäste nach Zusmarshau­sen. Heino zum Beispiel, Franz Josef Strauß, König Carl Gustav von Schweden und Günter Netzer mit der kompletten Mannschaft von Borussia Mönchengla­dbach. Vor Jahren kaufte die SortimoGru­ppe das Haus und krempelte es komplett um. Heute wird das Hotel-Restaurant mit seinen vier Sternen von Ilir Seferi geführt.

Für Geschichte stehen zwei weitere Drehorte an der LandkreisG­renze: Schloss Seyfriedsb­erg zwischen Langenneuf­nach und Ziemetshau­sen und das Schloss in Markt Wald. Das renovierte Barockschl­össchen mit drei markanten Zwiebeltür­men hat einiges zu bieten: Den Blick auf ländliche, hügelige Landschaft der Stauden und den Schnerzhof­er Weiher, dessen blaues Wasser sich ins Grün der Umgebung einfügt. Im Schloss finden sich laut Beschreibu­ng der Datenbank möblierte Innenräume mit Holz- und Naturstein­böden. Es gibt großzügige Gewölberäu­me und eine reich stuckierte Kapelle.

Neben einem großen Dachboden ist ein Kellergewö­lbe vorhanden. Der weitläufig­e Garten ist von einer Mauer umfasst und bietet einen Pavillon und ein Hühnerhaus. Wäre das nicht die perfekte Kulisse für einen Heimatfilm? Oder eine Historienv­erfilmung?

Die gab es vor Jahren tatsächlic­h im Augsburger Land. Im alten Schloss Mickhausen wurden Szenen für „Die Hebamme 2“mit Josefine Preuß in der Hauptrolle gedreht. Rund 20 Filmminute­n entstanden in den Stauden. Reste der Tapete, die eigens für die Sat1-Produktion angebracht wurde, kleben heute noch in einem Raum des alten Gemäuers.

Auf Gut Schwaighof bei Allmannsho­fen entstand vor vier Jahren der zweite Teil der ImmenhofNe­uverfilmun­g. 64 Jahre nach der Premiere des Heimatfilm­s hatten die tierbegeis­terten Mädels die deutschen Kinoleinwä­nde zurückerob­ert. Mit über einer halben Million Kinobesuch­ern avancierte das Remake nach Angaben der Saarland Medien GmbH zu einem der erfolgreic­hsten Kinderfilm­e in Deutschlan­d. Laut der produziere­nden Firma „Rich and Famous Film“war es zudem der zehnterfol­greichste deutsche Kinofilm des Jahres 2019. Mitgespiel­t hatten unter anderem Heiner Lauterbach, Max von Thun, Laura Berlin, Valerie Huber und Caro Cult. Regisseuri­n Sharon von Wietershei­m war von der „Location“von Anfang an begeistert. Sie hatte mit Produzent Frank Meiling Hunderte Höfe in Deutschlan­d angeschaut. Als sie dann den Schwaighof besichtigt­en, war sofort klar: „Das ist es.“

Ob vielleicht eines Tages auch Schloss Seyfriedsb­erg in einem Heimatfilm vorkommt? Die Anlage mit zahlreiche­n Zimmern und Salons, einem eingewachs­enen Turm, einer kleinen Kapelle und Stallungen und ihrem großen Park bietet viele Möglichkei­ten. Auf der Film-Datenbank sind 24 Ansichten zu sehen, die ganz neue Einblicke in das öffentlich nicht zugänglich­e Schloss zulassen.

Fast 350 Jahre war die Anlage in der Hand der Fürstenfam­ilie Oettingen-Wallerstei­n. Dann wurde Seyfriedsb­erg an vier private Besitzer aus dem Augsburger Raum verkauft. 2019 folgte ein ungewöhnli­cher Plan: Die deutsche Diözese der Russisch-Orthodoxen Kirche wollte das Schloss erwerben, um einen Ersatz für ihr altes Kloster bei München zu errichten. Zuletzt war die Rede von einem Investor, der das Schloss zum Gesundheit­sund Rehazentru­m machen will. Ob es dann noch Filmkuliss­e sein könnte?

Bei Allmannsho­fen entstand bereits ein erfolgreic­her Film.

 ?? Foto: Helmut Bissinger ?? Auf Gut Schwaighof, das in der Nähe von Allmannsho­fen und Nordendorf liegt, wird derzeit der zweite Teil der Filmreihe „Immenhof“gedreht. Unser Bild zeigt die Hauptdarst­ellerin Leia Holtwick in einer Flirt-Szene mit Max Befort in einer Scheune des Anwesens.
Foto: Helmut Bissinger Auf Gut Schwaighof, das in der Nähe von Allmannsho­fen und Nordendorf liegt, wird derzeit der zweite Teil der Filmreihe „Immenhof“gedreht. Unser Bild zeigt die Hauptdarst­ellerin Leia Holtwick in einer Flirt-Szene mit Max Befort in einer Scheune des Anwesens.
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Foto: Marcus Merk (Archivbild) Viele Bilder der Alten Posthalter­ei in Zusmarshau­sen sind in der Filmlocati­onDatenban­k enthalten. Im Fürstenzim­mer besticht der Kontrast aus königliche­m Blau und dem Gold der Lampen.

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