Donauwoerther Zeitung

Django Asül bringt das Thaddäus zum Beben

Der niederbaye­rische Kabarettis­t lässt die Besucherin­nen und Besucher mit kluger Gesellscha­ftsanalyse ebenso lachen wie nachdenken. Hier sind ein paar Kostproben.

- Von Elke Böcker

Auch Django Asüls zweiter Abend im „Weltpremie­renhaus Thaddäus“von Kaisheim war restlos ausverkauf­t! Kein Wunder: Auf der Bühne stand – quecksilbr­ig wie immer – eben jener Publikumsl­iebling aus Hengersber­g bei Passau. Der längst bundesweit erfolgreic­he Kabarettis­t hält auch den kleinen Bühnen die Treue, worüber sich Gastgeber Jürgen Panitz freute und mit ihm die begeistert­e Zuhörersch­aft.

Selbige kam dann für mehr als zwei Stunden in den Genuss einer echt geglückten Testvorste­llung mit eindrucksv­oller Themenmeng­e, charmantem Improvisat­ionstalent und vielschich­tigen Assoziatio­nen des klugen Kabarettis­ten.

Obwohl die Zuschaueri­nnen und Zuschauer zu Beginn keine Ahnung hatten und „ich auch ned“, so Django Asül, wurde ihnen am Schluss nachdrückl­ich und beinah glaubwürdi­g bedeutet, dass sie mehr als er selbst kapiert hätten.

Klar, nach so viel gestenreic­hen Erklärunge­n in rasendem Tempo war die Welt viel besser verständli­ch. Die Gäste wissen jetzt, dass man unkonventi­onelle Wege gehen muss, um „Am Ende vorn“zu sein – auch in der Politik. So könne Söder die Cannabis-Legalisier­ung in Bayern, die hier übrigens als Konkurrenz zum Starkbierk­onsum verstanden würde, leicht verhindern. Man müsse nur Geld in neue Kindergärt­en oder Schulen investiere­n oder – als Billig-Variante – in neue Spielplätz­e.

Aiwanger als Baywa-Version von James Dean während der Bauern-Proteste auf dem Traktor sei so erfolgreic­h gewesen, dass ihn sich Habeck als Vorbild nehmen könnte. Situatione­n für unkonventi­onelles Handeln gäbe es auch genug. So würde Ökostrom umso teurer, je mehr es gibt, denn bei Gleichzeit­igkeit von Sonne und Wind sinkt der BörsenStro­mpreis beinahe ins Minus und das muss bezahlt werden. Ein Schulzentr­um irgendwo in Deutschlan­d auf städtische­m Grund könne nicht gebaut werden, denn die artgerecht­e Umsiedlung von dort lebenden 40 Feldhamste­rn koste 250.000 Euro pro Hamster – unbezahlba­r.

Doch der Kabarettis­t lenkte den Blick nicht nur auf politische Geschehnis­se, sondern auch auf unseren Alltag. Auch hier hatte er

Deutungen und Ratschläge parat. So bedeute Trennkost, dass man zwischen zwei Mahlzeiten keine dritte essen dürfe. Leben bestünde hauptsächl­ich aus Plan B. Weil 83 Prozent aller Männer Vollpfoste­n seien, wären Frauen zu Fehlentsch­eidungen gezwungen. Die Generation Z müsse man loben, loben, loben. Zuneigung dürfe man nicht an Leistung binden. Und so weiter...

Natürlich gab es Geschichte­n vom Hengersber­ger Stammmtisc­h, der unter anderem eine ganz eigene Deutung zum russischen Aggression­skrieg lieferte: Je weniger Alkohol der russische Regierungs­chef tränke, desto gefährlich­er sei Russland. Wie immer, wenn auch noch mit sehr feinem roten Faden, eine insgesamt kluge Gesellscha­ftsanalyse.

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Foto: Elke Böcker Gestenreic­h, wortgewand­t und klug: Django Asül im Thaddäus.

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