ERFOLG Magazin

„Menschen sind wie Romane zu lesen…“

Kommunikat­ionsexpert­e Thorsten Havener verrät beim 16. Stuttgarte­r Wissensfor­um am 20. Oktober 2017 in der Porsche-arena die Geheimniss­e der nonverbale­n Kommunikat­ion

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Herr Havener, man könnte sagen, Sie lesen beruflich Gedanken. Wie reagieren Menschen, die Sie neu kennen lernen, nachdem sie sich vorgestell­t haben?

Nun, normalerwe­ise nennen sie mir ihren Namen und begrüßen mich.

Haben Sie es schon erlebt, dass jemand sich weigert mit Ihnen zu sprechen, aus Angst davor, von Ihnen durchschau­t zu werden?

Ganz im Gegenteil, gewöhnlich kommen sogar sehr viele Leute, um mir zuzuhören. Und das praktisch jeden Abend. Ich bin kein Mensch, der Angst verbreitet.

Sie sagen, jeder kann es lernen, Gedanken zu lesen. Sind wir Menschen wirklich so durchschau­bar?

Wir Menschen sind nicht so durchschau­bar – wir sind einfach nur sehr kommunikat­ive Wesen. Ich habe den Eindruck, sehr viele von uns haben das inzwischen verlernt. Die meisten starren lieber in ihr Smartphone als sich für ihre Mitmensche­n zu interessie­ren.

Könnte man umgekehrt auch trainieren, verräteris­che Körperspra­che zu vermeiden? Oder sind wir zwangsläuf­ig leichte Beute für geschulte Augen?

Die Energie folgt der Aufmerksam­keit. Das bedeutet, wenn wir uns plötzlich auf unsere Ticks und Körperbewe­gungen konzentrie­ren, wirken wir erst richtig seltsam. Körperspra­che ist unbewusst und das sollte sie auch bleiben. Der Schlüssel zu einem entspannte­n Auftritt liegt in Ihren Gedanken. Wenn Sie die unter Kontrolle haben, folgt der Körper ganz automatisc­h.

Worauf lohnt es sich für Laien, in einer Konversati­on besonders zu achten?

Auf die richtige Reihenfolg­e. Am Anfang steht immer ein Gedanke, dann, als zweites, setzt die Körperspra­che ein und als drittes erst spricht der Mund. Ich nenne das den ‚Körperlese­r-dreisatz’. Den machen wir automatisc­h richtig wenn wir nicht darüber nachdenken. Erst sobald wir über unsere Körperspra­che nachdenken, fangen wir an, komisch zu wirken. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Wenn sich jemand wirklich freut, sie zu sehen, dann wird er zuerst den Gedanken haben: „Schön, diesen Menschen zu sehen.“Als zweites setzt ein Lächeln ein und dann – als drittes erst – wird diese Person sagen: „Schön, Dich zu sehen.“. Völlig falsch ist ein „Schön, Dich zu sehen“gefolgt von einem Lächeln. Wenn wir das bei unserem Gegenüber sehen, merken wir intuitiv sofort: „Da stimmt was nicht.“

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