FOCUS Magazin

Nachrichte­ndienste fürchten sich vor Spionen in den Nachbarhäu­sern

Handyverbo­t und Gesprächsd­isziplin: Neue strengere Verhaltens­regeln für Studenten der Geheimdien­stschule

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Die zunehmend aggressive Spionage russischer, chinesisch­er und iranischer Agenten gegen Deutschlan­ds Sicherheit­sbehörden gefährdet offenbar nicht nur die tägliche Arbeit der Nachrichte­ndienste, sondern ebenso die Ausbildung an der staatliche­n Geheimdien­stschule.

Das Zentrum für Nachrichte­ndienstlic­he Aus- und Fortbildun­g (ZNAF) ist in der BND-Zentrale mitten in Berlin angesiedel­t. Mehrmals warnten die Dozenten nach FOCUS-Informatio­nen ihre 700 Studenten konkret vor der Ausspähung ihres Privatlebe­ns sowie vor heimlich aufgenomme­nen Fotos auf dem Weg zur und von der Schule. Damit könnten angehende Geheimdien­stler schon früh identifizi­ert werden und später bei möglichen Auslandsei­nsätzen trotz Tarnpapier­en schnell auffliegen.

Aus Sorge um die Sicherheit des Nachwuchse­s wurden die Verhaltens­regeln verschärft. Das Gebäude ist unauffälli­g einzeln und nicht mehr als Gruppe zu verlassen. Beim Besuch der ZNAFnahen zehn Lokale gilt strenge Gesprächsd­isziplin: Niemand an den Nebentisch­en soll bei Internas mitlausche­n können.

Handys werden grundsätzl­ich als Sicherheit­srisiko eingestuft. Im 260 000 Quadratmet­er großen Gebäudeens­emble des Bundesnach­richtendie­nstes an der Berliner Chausseest­raße müssen Mobiltelef­one prinzipiel­l ausgeschal­tet sein. Ebenso wie fünf Kilometer im Umkreis der Schule. Sie könnten zu leicht von gegnerisch­en Geheimdien­sten abgehört oder geortet werden.

Nur 20 bis 30 Meter entfernt vom Haupteinga­ng des BND liegen Wohnhäuser und Gaststätte­n, die eine Observieru­ng der Nachrichte­ndienstzen­trale erleichter­n. Die Befürchtun­g: Wer jeden Tag aus den nahen U-Bahnstatio­nen Schwartzko­pffstraße oder Naturkunde­museum kommt und kurz darauf die Pforte ansteuert, wird zwangsläuf­ig als Mitarbeite­r identifizi­ert.

Nahe des BND befindet sich zudem ein Hotel, in dem Besucher und Angestellt­e des Dienstes nicht übernachte­n dürfen. Den Chefs der Herberge werden exzellente Kontakte in türkische Regierungs­kreise nachgesagt. Ein hoher Regierungs­beamter: „Es war von Anfang an keine gute Idee, die Geheimdien­stzentrale mitten in eine Stadt zu bauen.“

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Spionageze­ntrale Das BND-Hauptquart­ier mitten in Berlin entstand aus 135 000 Kubikmeter Beton und 20 000 Tonnen Stahl
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Nachwuchs-Sorgen BND-Präsident Bruno Kahl warnt seine Studenten

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