„Wie wenige andere verfügte er über einen individuellen Ton, der außerordentliche Klarheit mit tiefem Gefühl verband“
Péter Eötvös, 80, Komponist
Seinem Publikum auch komplexe musikalische Phänomene zugewandt zu vermitteln, war eine seiner wesentlichen Intentionen und Fähigkeiten – als Komponist, Dirigent wie Pädagoge. 1944 im damals ungarischen Teil Transsilvaniens geboren, zog es Peter Eötvös schon in jungen Jahren zur Musik, insbesondere zu den Komponisten der Avantgarde: Anton Webern, Karlheinz Stockhausen, Pierre Boulez, vor allem aber zu Béla Bartók, zeitlebens sein maßgebliches Vorbild. Mit Peter Eötvös verliert die Kulturwelt einen Künstler, der sich in bewundernswerter Weise für die zeitgenössische Musik eingesetzt hat, mit einem ausgeprägten Sinn für differenzierte Klang- und Ausdrucksmomente sowie für musikdramatische Glaubwürdigkeit und Wahrhaftigkeit. Die Musik besaß bei ihm stets eine zutiefst menschliche Dimension – die Menschen waren gleichermaßen Ausdrucksträger wie -empfänger, die Musik ging unmittelbar von ihnen aus und war auf sie gerichtet, auf dass sie etwas in ihnen bewege.
Frédéric Mitterrand, 76, Kulturpolitiker
Er kultivierte seine Melancholie mit besonderer Eleganz. Sie entstammte seiner Herkunft: eine Jugend als wohlerzogener Knabe in Paris, der General de Gaulle bewunderte, mit Stolz den Nachnamen Mitterrand trug und der seine Homosexualität in einem Frankreich entdecken musste, in dem sie noch vom Strafgesetzbuch sanktioniert wurde. Mit zwölf stand er bereits vor der Kamera, die Filmkunst wurde zu seiner großen Leidenschaft. In den 1970er Jahren übernahm er ein Dutzend Kinosäle, die später zur Olympic-Gruppe wurden, einem französischen Arthouse-Aushängeschild. Später entwickelte er Kultursendungen in Radio und Fernsehen, und er war ein fruchtbarer Schriftsteller – das Publikum liebte „Frédos“fast altmodische Kultiviertheit. 2009 ernannte ihn Präsident Sarkozy zum Kulturminister. Mit einer besonderen Neugier, die sich stets mit einem Lächeln verband, entdeckte er das politische Leben, von dem ihm sein Onkel, François Mitterrand, wohl oft erzählt hatte.