GE VERNOVA Mit voller (Wind-)Kraft voraus
Am 2. April 2024 läuteten Larry Culp und Scott Strazik den letzten Schritt im Umbau von General Electric ein. Mit der Abspaltung des Energie-Geschäfts vollendet GE den Abschied von einem 132 Jahre alten Konglomerat, einst das wertvollste Unternehmen der Welt. Strazik, der im Gegensatz zu Culp auf eine lange GE-Karriere zurückblickt, ist CEO des neuen Unternehmens GE Vernova. Dort sind die Energie-Zweige des früheren Mutterkonzerns gebündelt. Zu ihnen gehören GE Power, GE Renewable Energy, GE Digital und GE Energy Financial Services. Das Portfolio ist breit: Es umfasst die Energiegewinnung durch Gas, Dampf und Windkraft, Kernenergie, Stromnetztechnologie und Beratung im Bereich Energiewirtschaft. Der Sitz ist Cambridge in Massachusetts, weniger als fünf Kilometer Luftlinie von der früheren Zentrale entfernt. Die Aussicht auf den Abschluss des Umbauprojekts verlieh der GE-Aktie ab November letzten Jahres ordentlich Auftrieb. Analysten schreiben das unter anderem dem Ende des Konglomeratsabschlags zu. GE-Anleger erhielten für jede vierte GE-Aktie eine vom Neuableger GE Vernova. Die Aktie des Energieunternehmens verlor innerhalb des ersten Tages an der Börse 1,4 Prozent. Insgesamt ist sie seit dem Börsengang rund sieben Prozent gefallen und notiert nun bei 132 Dollar.
Noch ist offen, ob GE Vernova ähnlich stark von der Abspaltung profitieren wird wie GE Healthcare. Jason Adams, Portfoliomanager des T Rowe Price Global Industrials Fund, rechnet mit hohen Wachstumschancen. Der steigende Bedarf
an Rechenzentren, die generative künstliche Intelligenz ermöglichen, werde das Energiegeschäft befeuern. Im März verlautbarte Vernova, in den kommenden zwei Jahren den massiven Rückstand bei Offshore-Windkraftanlagen aufholen zu wollen. Analysten sehen darin den Hinweis auf verbesserte Marktbedingungen in dem angeschlagenen Sektor. Hohe Inflation, Zinserhöhungen und Probleme in der Lieferkette mit hohen Abschreibungen trieben die Projektkosten in der Branche bis vor Kurzem in die Höhe.
Nun werden die Aussichten zunehmend positiv eingeschätzt. Bis 2028 rechnet Vernova mit einem einstelligen jährlichen Umsatzwachstum und zehn Prozent bereinigter Ebitda-Marge. 1,8 Milliarden Dollar Cashflow möchte Vernova laut Bloomberg nächstes Jahr generieren. Das Analyseunternehmen Morningstar hält diese Einschätzungen für konservativ. Es rechnet nicht zuletzt aufgrund des „Inflation Reduction Act“von Noch-Präsident Joe Biden mit etwas stärkerem Wachstum. Dennoch bleibt abzuwarten, inwieweit sich der Markt tatsächlich erholt. Empfehlung: Halten.