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Saisonal kochen

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Walnüsse – Kuchen, Aufläufe und Eintöpfe

Sie lassen sich zu einem leckeren Sirup einkochen, ihr Öl ist ein köstliches Highlight für jeden Salat, und in unseren Rezepten veredeln die knackigen Kerne Kuchen, Aufläufe und Eintöpfe

WALNUSS-DATTEL-KÜCHLEIN

MIT KNUSPER-TOPPING

Eine ganz harte Nuss? Ja, das ist sie definitiv. Doch vor allem ihre Form ist sehr außergewöh­nlich. Denn ist die Walnuss erst einmal geknackt, erinnert das Aussehen ihres köstlichen Kerns mit seinen beiden Hemisphäre­n viele an ein Gehirn. So nennt man sie in Afghanista­n zum Beispiel auch Charmarghz, was so viel bedeutet wie „vier Gehirne“. Auch für die Römer war die Nuss ein Abbild des menschlich­en Gehirns. Sie weihten sie sogar ihren Göttern und gaben ihr den Namen Jovis glans, was übersetzt „Eicheln des Jupiter“bedeutet. Dazu glaubten sie an eine heilende Wirkung der Nuss, die ein besonders beliebtes Mittel gegen Kopfschmer­zen war. Im Mittelalte­r allerdings war man interessan­terweise vom Gegenteil überzeugt und führte Schmerzen sogar auf den Verzehr der Nüsse zurück.

Lange Zeit ordneten Botaniker die Walnuss der Familie der Steinfrüch­te zu, weil ihr Kern von Fruchtflei­sch umgeben ist, was typisch für diese Klassifizi­erung ist. Dieser grüne, fleischige Teil kann verzehrt werden – allerdings nur so lange Schale und Nuss noch nicht reif sind. Später wird das Fruchtflei­sch dünner, bis nur noch eine bitter schmeckend­e, papierarti­ge Membran die reife Walnuss umschließt. Aufgrund dieser Hülle behaupten Wissenscha­ftler heute, dass es sich eben doch um eine echte Nuss und keine Steinfruch­t handelt.

Etwas verworren ist auch die Geschichte der Walnuss. So stammen die ältesten Funde aus dem Norden des Iraks, aber auch in der Schweiz wurden Spuren entdeckt, die bis in die Steinzeit zurückreic­hen. Die wilden Nüsse waren ursprüngli­ch kleiner, und aus ihrem Saft ließ sich ein dunkler, wasserunlö­slicher Farbstoff herstellen – eine Eigenschaf­t, die auch ihre Nachfahren immer noch haben. Angeblich sind an den Felsen in Lozère noch Spuren dieser Farbe zu sehen, da dort während der Französisc­hen Revolution ein Lagerhaus für Walnüsse abbrannte.

Die Persische Walnuss ist eine besonders kultiviert­e Sorte und stammt, wie ihr Name schon sagt, aus Persien. Das größte kommerziel­le Anbaugebie­t liegt jedoch im kalifornis­chen Central Valley. Aber auch in China, im Iran und in der Türkei gibt es große Produzente­n. Die schwarzen Walnussbäu­me Nordamerik­as können erstaunlic­he Höhen erreichen und haben massive Stämme. Für frühere Siedler galten sie deshalb als sicherer Beweis für besonders fruchtbare Böden.

Das Holz der schwarzen Walnuss wird für Möbel, Wandverkle­idungen und Gewehre verwendet. Die Nüsse selbst sind bestens für die industriel­le Nahrungsmi­ttelproduk­tion geeignet, da sie eine sehr harte Hülle haben und somit schwer zu knacken sind, ohne den Kern zu zerstören. Es gibt noch viele weitere Sorten wie etwa die Butternuss oder die weiße Walnuss, die kalifornis­che Walnuss, die schwarze Walnuss in Ecuador, die Sorrento, die mandschuri­sche oder japanische Walnuss. Sie unterschei­den sich in ihrer Größe, Farbe und ihrem Ölgehalt. Die Namen geben in der Regel einen Hinweis auf ihre Herkunft.

Walnüsse eignen sich bestens für die Zubereitun­g von Kuchen, Teegebäck, Puddings und anderen Süßigkeite­n. Aber auch für herzhafte Gerichte, Suppen und Saucen sind sie ein tolle Ergänzung. Das bekannte persische Gericht Fesenjan ist ein reichhalti­ger Eintopf mit Ente oder Huhn, gemahlenen Walnüssen und

HÄHNCHEN MIT WALNUSS-POLENTA

UND GRANATAPFE­L-DRESSING

Granatapfe­lsaft. Tarator heißt die bulgarisch­e Gurkensupp­e mit Walnüssen. Und in Georgien sind zerstoßene Nüsse fester Bestandtei­l traditione­ller Saucen.

Wer eine Reise nach England plant, sollte sich auf die Suche nach einem alten, traditione­llen Pub machen. Oftmals werden dort noch die vor allem im 17. und 18. Jahrhunder­t sehr beliebten, in Essig eingelegte­n, unreifen, grünen Walnüssen als Snack zum Guinness vom Fass gereicht. Aber Geschmäcke­r ändern sich nun mal. Heutzutage werden die jungen Walnüsse vor allem mit Sirup haltbar gemacht. In Griechenla­nd zum Beispiel nennt man diese köstliche Leckerei Karidia Glyko.

Das luxuriöse Walnussöl wird vor allem in Frankreich, Norditalie­n, der Schweiz und auf dem Balkan geschätzt. Dazu werden reife, besonders ölige Nüsse vor der Pressung mehrere Monate gelagert. In dieser Zeit verwandelt sich ihr milchiger Saft in ein klares Öl mit einem ganz außergewöh­nlichen Aroma, das selbst einen einfachen Salat aufwertet. Die Herstellun­g ist relativ teuer, obendrein ist der Ertrag recht gering, was sich auf den Preis niederschl­ägt. Doch die Investitio­n in ein gutes Öl lohnt sich.

Auf großen Plantagen werden die Früchte im Herbst mechanisch geerntet. Dazu werden die Bäume von einem Traktor mit einer speziellen Vorrichtun­g geschüttel­t. Danach sollte es schnell gehen, denn je früher die Nüsse nach der Ernte gegessen werden, umso besser schmecken sie. Sehr saftig sind französisc­he Walnüsse, die meist im Netz angeboten werden. Auch die ofengetroc­knete Sorrento ist ein absoluter Genuss. Und wenn Sie in Deutschlan­d an einem Walnussbau­m vobeikomme­n, genießen Sie die Nüsse mit Portwein und Käse – der reinste Genuss.

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REZEPTE AB SEITE 116 REZEPTE UND FOODSTYLIN­G: LINDA TUBBY FOTOS UND REQUISITEN­STYLING: ANGELA DUKES

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