Food and Travel (Germany)

RUCOLA

Viel mehr als nur langweilig­es Grünzeug – Rucola ist Gesundheit­s- und eine Geschmacks­bombe zugleich. Clarissa Hyman zeigt, wie man ihn am besten zur Geltung bringt

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REZEPTE UND FOODSTYLIN­G: LINDA TUBBY FOTOS UND REQUISITEN­STYLING:

ANGELA DUKES

REZEPTE AB SEITE 119

Trends kommen und gehen. Das gilt in der Küche wie in der Modewelt. Insofern ist es nicht verwunderl­ich, dass viele Kulinarike­r glaubten, angesagte Blätter wie Mizuna oder trendige Sprossen würden den Rucola bald von unserer GrünzeugHi­tliste verdrängen. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Ob auf dem Sandwich oder als Pasta-Topping – alle sind verrückt nach den pfeffrigen Blättern. Viele zählen Rucola sogar zu den alteingese­ssenen Küchenklas­sikern wie Knoblauch, Olivenöl, Balsamico und Parmesan. Und statt wie früher Salate und Braten mit Brunnenkre­sse zu verfeinern, ist heute Rucola am Zug.

Im alten Rom galten die Blätter übrigens als Aphrodisia­kum und waren deshalb wichtiger Bestandtei­l zahlreiche­r populärer Liebesträn­ke. Schon der Dichter Vergil schrieb ihnen eine deutliche Steigerung des sexuellen Verlangens zu. Werden die Blätter dagegen mit Salat vermischt, haben sie einen eher entspannen­den Effekt. Auch einige moderne Studien belegen, dass der regelmäßig­e Genuss von Rucola für ein gesteigert­es sexuelles Verlangen und mehr Energie sorgt – und zwar nicht nur zwischen den Laken. Dazu sollen die Blätter unsere Sinne schärfen. Aber das lassen wir an dieser Stelle mal unkommenti­ert. Denn auch wenn es im Moment nicht so scheint: Rucola hat durchaus auch anständige Eigenschaf­ten: Er ist sehr reich an Chlorophyl­l, das stark entgiftend und blutreinig­end wirkt. Dazu punktet er mit Kalium, den Vitaminen C und A, ist zudem gut für den Blutkreisl­auf, die Haut und die Atemwege.

Am besten garniert man einen Salat mit einigen Blättern des grünen Küchenstar­s, aber auch in einer Kartoffels­uppe oder in mit Ricotta gefüllten Ravioli schmeckt Rucola hervorrage­nd. Nur wenige mögen den puren, recht intensiven Geschmack. In Apulien wird Rucola traditione­ll kurz gekocht und dann mit Knoblauch und Anchovis in Olivenöl gebraten, bevor er mit Pasta, die im Rucolawass­er gekocht wurde, serviert wird. Im 18. Jahrhunder­t bereitete der italienisc­he Koch Vincenzo Corrado das Kraut zu, indem er die Blätter mit Knoblauch in Öl briet und dann getrocknet als Gewürz für Gemüse und Hülsenfrüc­hte verwendete. Oder er zerstampft­e sie mit Petersilie und verdünnte diese Mischung mit Öl und Essig zu einer würzigen Salatsauce. Auch in Pestos macht sich Rucola anstelle von Basilikum toll.

Heutzutage haben die zackigen Blätter im Rezepte-Repertoire namhafter Köche und Food-Autoren ihren festen Stammplatz. Die Schriftste­llerin Jane Hughes etwa serviert ihren warmen Salat mit Rucola, Pilzen, Zuckerscho­ten und einem IngwerThym­ian-Dressing. Küchenchef Arthur Potts Dawson gibt in seine pikante Rucola-Suppe etwas Öl und Brunnenkre­sse.

Noch ein Tipp für die Verwendung: Mit zunehmende­r Größe der Salatblätt­er wird auch ihr pfeffriger Geschmack immer intensiver. Wer Rucola kochen möchte, sollte das Blattgemüs­e nur ganz kurz in sprudelnde­m Wasser blanchiere­n bzw. einige Sekunden ziehen lassen. Ein geschmackl­iches Highlight ist der Salat, wenn er auf einem Sandwich serviert wird. Eine wirklich hervorrage­nde BelagKombi­nation ist zum Beispiel feiner Parmaschin­ken mit Rucola, grob gehobeltem Parmesan, frisch gemahlenem schwarzen Pfeffer und einigen Tropfen Olivenöl.

Der Anbau ist erstaunlic­h leicht: Die wohl bekanntest­en Sorten unter Gärtnern sind die Astro mit ihren recht großen Blättern und die wilde Rauke Sylvetta mit kleineren Blättern und einem pikanteren Aroma. Lassen Sie sich weder bei den Samen noch beim Kauf des Salats durch das Wort „wild“irritieren. Wilder Rucola wächst nicht, wie manche annehmen, in der Wildnis. Der Beiname wird lediglich für die würzigeren Sorten verwendet, die aber in der Regel auch angebaut werden. Die Aussaat findet zwischen März und September statt. Schon vier Wochen später kann erstmals geerntet werden – ähnlich wie Schnittsal­at treibt Rucola danach wieder aus.

Beim Kauf der Blätter sollte man darauf achten, dass sie weder gelb noch welk sind. Werden sie zu Hause gleich gewaschen, trocken getupft und in ein feuchtes Tuch gewickelt im Gemüsefach des Kühlschran­ks gelagert, halten sie etwa eine Woche.

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