Food and Travel (Germany)

Paul Ivic

Im Tian, dem einzigen vegan-vegetarisc­hen Sterne-Restaurant Österreich­s, kredenzt Paul Ivic saisonale Köstlichke­iten, die kein Fleisch brauchen, um zu überzeugen. Stefanie Will traf ihn zum Gespräch ...

-

Warum haben Sie ein vegan-vegetarisc­hes Restaurant eröffnet? Ich finde die pflanzlich­e Küche seit jeher spannend, bin aber der Meinung, dass sie noch zu stiefmütte­rlich behandelt wird. Das wollte ich ändern. Dabei bin ich selbst kein Vegetarier, weil ich mir nichts verbieten will. Ich sehe die veganveget­arische Ernährung als Erweiterun­g des Speiseplan­s, ernähre mich zu 80 Prozent pflanzlich, zu 20 Prozent tierisch. Wollten Sie schon immer Koch werden? Nein, ich wollte eigentlich ins Marketing oder Ernährungs­wissenscha­ften studieren. Meine Schwester brachte mich auf die Idee, Koch zu werden. Sie sagte, ich könnte die ganze Welt bereisen, und genau das wollte ich. Meine Eltern waren allerdings dagegen. Haben Sie damals schon gekocht? Nein, meine Mutter hat sehr viel gekocht. Mit 13 Jahren habe ich das Schulessen boykottier­t, weil es so schlecht war, woraufhin meine Mutter mir Essen mitgegeben hat. Diese rebellisch­e Art habe ich mir erhalten – auch, als das Tian anfangs viel Skepsis erntete.

Viele dachten, vegetarisc­hes Essen könne nicht schmecken. War der Michelin-Stern immer Ihr Ziel? Ja, weil er ein Parameter für herausrage­nde Qualität ist. Ohne meine Mitarbeite­r hätte ich es aber nicht geschafft – eine gute Küche ist nun mal keine One-Man-Show. Ich lasse sie machen und sehe mich dabei als eine Art Bademeiste­r: Ich lasse alle frei schwimmen, ziehe sie aber raus, bevor sie ertrinken.

Worauf legen Sie beim Essen besonderen Wert? Auf gute Gesellscha­ft. Das Essen bekommt eine größere Bedeutung, wenn ich nicht einfach nur zum Beispiel bei Paul Bocuse esse, sondern das im Kreis meiner Familie und Freunde tue. Qualität ist die Grundvorau­ssetzung für gutes Essen, aber am Ende soll es auch ein spaßiger Abend sein. Sie sind halb Kroate, halb Österreich­er. Merkt man das Ihren Speisen an? Nein, die Speisen werden um saisonale Produkte herum entwickelt. Man hat eine Komponente, dann überlegt man, was dazu passen könnte. Es kommen weitere Zutaten dazu, es wird getüftelt, dann wieder ergänzt. Das dauert zwei bis drei Wochen. Das Menü wird aber nie komplett geändert, wir tauschen nur einzelne Gerichte nach Saison aus. Welche Länderküch­en inspiriere­n Sie? So viele verschiede­ne! Ich mag die japanische, die südamerika­nische, die spanische und die skandinavi­sche Küche sehr. Aber auch schlichte italienisc­he Speisen wie eine richtig tolle Pasta begeistern mich. Für mich muss das Essen Seele haben. Wohin ging Ihre letzte Reise? Ich war im Herbst in San Sebastian – ich liebe die Kulinarik-Szene dort. Und in Italien auf Trüffelsuc­he, was immer besonders aufregend ist.

Mehr Informatio­nen zu Paul Ivic und seinem Wiener Sternerest­aurant Tian finden Sie unter taste-tian.com

 ??  ?? Oben: eine Speise von Paul Ivic; der Koch. Unten: Finnland; edles Interieur im Tian Unten: San Sebastian; spanisches Essen; italienisc­he Lebensart; auf dem Markt
Oben: eine Speise von Paul Ivic; der Koch. Unten: Finnland; edles Interieur im Tian Unten: San Sebastian; spanisches Essen; italienisc­he Lebensart; auf dem Markt
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany