Fühlen Männer wirklich so anders als wir?
Wäre das nicht toll: Einmal in die Köpfe der Männer gucken, um sie besser zu verstehen? Geht ja, zum Glück. Wir haben sechs freundin-autoren gebeten, ihr Innerstes nach außen zu kehren und sie gefragt:
Männer verraten, was bei Ereignissen wie Hochzeit, Geburt oder Betrug in ihnen vorgeht
... mit der Freundin zusammenzuziehen? Maximilian Reich hätte nie gedacht, dass er so an einem alten, kaputten Wasserkocher hängen würde
Der Moment, als Sonja und ich entschieden zusammenzuziehen, war eher unro‑ mantisch. Ihr Mietvertrag wurde gekündigt und sie brauchte eine neue Bleibe. Sie lebte in Hamburg, ich in München. Wir waren das Pen‑ deln leid und da sie ohnehin eine neue Wohnung suchen musste, warum nicht eine in München – mit mir? Ich hatte zuvor noch nie mit einer Frau zusammengewohnt. Außer mit meiner Mutter und das funktionierte eigentlich ganz gut. Es gab also keinen Grund für Beklemmungsgefühle, Zweifel, weil ich Freiheiten verlieren könnte. Im Gegenteil: Ich freute mich, bald jeden Morgen mit der Frau aufzuwachen, die ich liebe. Die Unsicherheit kam erst mit dem Umzug.
Ich hatte nie viel Wert auf Einrichtung gelegt. Ist doch egal, wie ein Teller aussieht – das Essen verdeckt sowieso alles. Sonja tickt da anderes. Sie achtet auf jedes Detail, hat ein gutes Gespür für Stil. Deshalb landeten meine Möbel, abgese‑ hen von Bett und Sofa, auch im Keller. Dadurch fühlte sich unser Zusammenzug ein bisschen an, wie in ein fremdes Land auszuwandern: Alles sieht anders aus, es herrschen andere Regeln. In Saudi Arabien stehen Palmen und Alkohol ist verboten. In unserer neuen Wohnung standen plötzlich Teelichter auf der Kommode und ich durfte keine Schuhe im Wohnzimmer tra‑
gen. Diese Umstellung hatte ich unter‑ schätzt, ähnlich wie die Auswanderer bei „Goodbye Deutschland“, die ohne Spanischkenntnisse in Costa Rica einen Job suchen. Anfangs fremdelt man in der Fremde. Männer vielleicht mehr als Frauen, weil wir uns mit Veränderungen schwerer tun. Wenn wir mit 20 unsere Frisur gefunden haben, verändern wir die nicht mehr. Vielleicht geht das auch nur mir so und ich bin ein Sonderling, ich weiß es nicht. Als ich Sonja von meinem Problem, mich an die neue Wohnsitua‑ tion zu gewöhnen, erzählte, reagierte sie verständnisvoll und holte, während ich im Büro war, ein paar Sachen von mir aus dem Keller. Jetzt steht unter anderem mein alter Wasserkocher in der Küche. Der Deckel geht nicht zu und wenn man Wasser in einen Becher gießt, verbrennt man sich die Finger – ein Gefühl von Heimat! Mittlerweile wohnen wir seit einem halben
Jahr zusammen und ich fühle mich in unserer Wohnung zu Hause. Beson‑ ders mag ich den Geruch der frischen Bettwäsche und dass Sonja und ich jeden Abend gemeinsam kochen. Statt in einer Singlebude Tiefkühlpizza auf dem Sofa zu verputzen, essen wir gemeinsam von Designer‑tellern, die von selbst gemachter Pasta ver‑ deckt werden – ich würde es nicht mehr anders haben wollen.