Zu groß? Zu klein? Schluss damit!
Sinnbild der Mütterlichkeit, erotisches Werbeplakat, Grund für Unsicherheiten und Ängste. Kein anderes Körperteil beschäftigt Frauen so sehr wie ihre Brust. In unserem Guide finden Sie alles dazu: über Vorsorge, Pflege bis zu Schönheits-ops
Alles über den Busen und warum wir zu ihm stehen sollten
Beziehungsstatus: Es ist kompliziert … Könnten wir auf Facebook mit unseren Brüsten befreundet sein, wäre das die perfekte Beschreibung für un‑ ser Verhältnis. Einerseits lieben wir sie. Fühlen uns durch sie weiblich, mögen Kleider, die sie in Szene setzen. Mit ihnen können wir auf die natürlichste Weise unsere Babys ernähren. Außerdem sind sie so sensi‑ bel, dank unzähliger Nervenbahnen, dass Berührungen uns große Lust bereiten können. Andererseits hadern wir mit unserer Oberweite. Finden sie zu klein. Zu groß. Zu schlaff oder asymmetrisch. Jede dritte Frau in Deutschland denkt so, ergab eine Umfrage des Wäsche‑herstellers Triumph im vergangenen Jahr. Dazu kommen die Sor‑ gen bei jedem ungewohnten Ziehen und die Angst, beim Duschen einen Knoten zu ertasten…höchste Zeit für einen liebevoll‑nüchternen Blick auf eine der wichtigsten Zweier‑beziehungen im Leben jeder Frau. Zusammen mit Frauenärzten, Brustchirurgen und Radiologen haben wir einen großen Guide zu Vorsorge, Pflege und kosme‑ tischen Eingriffen erstellt. Plus: Drei Frauen zeigen, wie persönlich das Verhältnis zu unserem Busen sein kann – egal, ob Körbchengröße A oder C.
Zu groß, zu klein – Busen nach Wunsch?
Zwei Experten geben Antworten auf die wichtigsten Op-fragen
Wie läuft eine Brustvergrößerung ab?
Über einen Minischnitt in Brustfalte oder Achselhöhle setzt der Arzt ein Implantat aus reinem Silikon ein. Je nach Form und Zustand des Brustgewebes platziert er das Kunststoffkissen entweder unter dem Brust‑ muskel, darauf oder unter den Muskelfaszien. Die OP kann zwischen 90 und 120 Minuten dauern und kos‑ tet zwischen 4000 und 6000 Euro.
Welches Material steckt im Implantat?
„Hier ist Silikon das Maß der Dinge“, sagt Prof. Ray‑ mund E. Horch, Direktor der Plastisch‑ und Hand‑ chirurgischen Klinik am Uniklinikum Erlangen. Heutige Modelle sind auslaufsicher, selbst wenn die Hülle ka‑ puttgehen sollte. Auf dem Markt gibt es über 100 Implan‑ tatvarianten. „Je größer, desto eher wirkt wieder die Schwerkraft“, so Dr. Torsten Kantelhardt, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie.
Gibt es Alternativen zum Silikon?
Derzeit wird bei maßvollen Vergrößerungen der Einsatz von Eigenfett diskutiert. Als körpereigener Füllstoff wäre es ideal, zumal es von üppigen Stellen wie Po oder Oberschenkel kommt. Das Risiko: Im Fettgewebe ste‑ cken Stammzellen, die sich im ungünstigsten Fall zu Krebs‑ zellen entwickeln. Experten sehen die Sache deshalb kritisch. „In zehn Jahren werden wir das Thema ,Eigen‑ fett‘ vielleicht anders bewerten. Noch fehlen Lang‑ zeitergebnisse“, sagt Prof. Horch.
Was passiert bei einer Verkleinerung?
Die Verkleinerung ist deutlich aufwendiger, da Haut‑ und Drüsengewebe entfernt und die Brustwarze mit ihren Ner‑ ven versetzt werden muss. Stillen ist danach trotzdem in den meisten Fällen noch möglich. „Oft müssen die Frauen aber zufüttern“, sagt Dr. Kantelhardt. Die Sensitivität der Brüste kann durch den Eingriff in Mitleidenschaft ge‑ zogen werden. „Man muss auch hier bedenken, dass Frauen mit sehr großen Brüsten bereits vorher nicht sehr viel spüren können.“Die OP dauert zwei bis drei Stun‑ den, die Kosten liegen zwischen 5000 und 7000 Euro.
Welche Risiken birgt die OP?
Es kann zu Nachblutungen und langwierig heilenden Wun‑ den kommen. „Wie gut Narben heilen, ist auch genetisch vorgegeben“, so Prof. Horch. Bei Brustvergrößerungen kommt es bei fünf bis zehn Prozent der Frauen zu einer über‑ mäßigen Kapselbildung um das Implantat. „Als mögliche Ursache gilt eine chronische Besiedlung der Silikonprothese mit Bakterien.“Oft bringt erst der Austausch des Implan‑ tats Besserung. Umso wichtiger ist eine einwandfreie Hy‑ giene beim Eingriff, um keine Keime einzuschleusen.
Wie finde ich einen guten Chirurgen?
Bei einem Körperteil, das so viel Fingerspitzengefühl er‑ fordert wie die weibliche Brust, zählt Erfahrung viel. Achten Sie darauf, dass der Operateur eine Facharztaus‑ bildung zum ästhetisch‑plastischen Chirurgen besitzt, und fragen Sie ihn ruhig, seit wann er diesen Titel trägt.
So läuft die Brustkrebs-früherkennung ab
Die richtige Vorsorge zur richtigen Zeit rettet Leben
Tastuntersuchung
Ab 30 sieht die gesetzliche Brustkrebsvorsorge eine jährliche Tastuntersuchung beim Frauenarzt vor (die Kosten übernimmt die Krankenkasse). In diesem Alter ist das Drüsengewebe der Brust meist noch zu dicht für die Röntgen-mammografie. Ohnehin ist die Gefahr, an Brustkrebs zu erkranken, für jüngere Frauen in der Regel viel geringer. Wichtige Ausnahme: Frauen mit Brustkrebs-geschichte in der Familie.
Mammografie
Mit dem Alter steigt das Krebsrisiko. Frauen zwischen 50 und 69 werden deshalb alle zwei Jahre zum kostenlosen Röntgen-check eingeladen. „Da in Deutschland die Qualität in den zertifizierten Zentren hoch ist, können wir mithilfe der Mammografie die Brustkrebs-sterblichkeit um 23 Prozent senken“, sagt Prof. Lars Grenacher, Radiologe und Ärztlicher Direktor der Diagnostik München. Ein zusätzlicher Brustultraschall kann vor allem bei hoher Brustdichte sinnvoll sein.
Weitere Verfahren
Eine Kernspintomografie der Brust (Mamma-mrt) wird z.b. empfohlen, wenn weder Röntgen noch Ultraschall einen klaren Befund ergeben. „Auch bei ausgewählten Indikationen wie operierten Brüsten mit Implantat ist ein MRT sinnvoll, ebenso bei Frauen mit wiederkehrendem Brustkrebs“, sagt Prof. Grenacher. „In Zukunft werden Verfahren wie die Tomosynthese (eine 3-DMammografie) oder das Kegelstrahlbrust-ct, ein dreidimensionales Strahlenbündel, das Spektrum erweitern.“