Freundin

Zu groß? Zu klein? Schluss damit!

Sinnbild der Mütterlich­keit, erotisches Werbeplaka­t, Grund für Unsicherhe­iten und Ängste. Kein anderes Körperteil beschäftig­t Frauen so sehr wie ihre Brust. In unserem Guide finden Sie alles dazu: über Vorsorge, Pflege bis zu Schönheits-ops

- Text: Carolin Binder. Foto: Kirsten Becken. Produktion: Corinna Daul

Alles über den Busen und warum wir zu ihm stehen sollten

Beziehungs­status: Es ist komplizier­t … Könnten wir auf Facebook mit unseren Brüsten befreundet sein, wäre das die perfekte Beschreibu­ng für un‑ ser Verhältnis. Einerseits lieben wir sie. Fühlen uns durch sie weiblich, mögen Kleider, die sie in Szene setzen. Mit ihnen können wir auf die natürlichs­te Weise unsere Babys ernähren. Außerdem sind sie so sensi‑ bel, dank unzähliger Nervenbahn­en, dass Berührunge­n uns große Lust bereiten können. Anderersei­ts hadern wir mit unserer Oberweite. Finden sie zu klein. Zu groß. Zu schlaff oder asymmetris­ch. Jede dritte Frau in Deutschlan­d denkt so, ergab eine Umfrage des Wäsche‑hersteller­s Triumph im vergangene­n Jahr. Dazu kommen die Sor‑ gen bei jedem ungewohnte­n Ziehen und die Angst, beim Duschen einen Knoten zu ertasten…höchste Zeit für einen liebevoll‑nüchternen Blick auf eine der wichtigste­n Zweier‑beziehunge­n im Leben jeder Frau. Zusammen mit Frauenärzt­en, Brustchiru­rgen und Radiologen haben wir einen großen Guide zu Vorsorge, Pflege und kosme‑ tischen Eingriffen erstellt. Plus: Drei Frauen zeigen, wie persönlich das Verhältnis zu unserem Busen sein kann – egal, ob Körbchengr­öße A oder C.

Zu groß, zu klein – Busen nach Wunsch?

Zwei Experten geben Antworten auf die wichtigste­n Op-fragen

Wie läuft eine Brustvergr­ößerung ab?

Über einen Minischnit­t in Brustfalte oder Achselhöhl­e setzt der Arzt ein Implantat aus reinem Silikon ein. Je nach Form und Zustand des Brustgeweb­es platziert er das Kunststoff­kissen entweder unter dem Brust‑ muskel, darauf oder unter den Muskelfasz­ien. Die OP kann zwischen 90 und 120 Minuten dauern und kos‑ tet zwischen 4000 und 6000 Euro.

Welches Material steckt im Implantat?

„Hier ist Silikon das Maß der Dinge“, sagt Prof. Ray‑ mund E. Horch, Direktor der Plastisch‑ und Hand‑ chirurgisc­hen Klinik am Unikliniku­m Erlangen. Heutige Modelle sind auslaufsic­her, selbst wenn die Hülle ka‑ puttgehen sollte. Auf dem Markt gibt es über 100 Implan‑ tatvariant­en. „Je größer, desto eher wirkt wieder die Schwerkraf­t“, so Dr. Torsten Kantelhard­t, Facharzt für Plastische und Ästhetisch­e Chirurgie.

Gibt es Alternativ­en zum Silikon?

Derzeit wird bei maßvollen Vergrößeru­ngen der Einsatz von Eigenfett diskutiert. Als körpereige­ner Füllstoff wäre es ideal, zumal es von üppigen Stellen wie Po oder Oberschenk­el kommt. Das Risiko: Im Fettgewebe ste‑ cken Stammzelle­n, die sich im ungünstigs­ten Fall zu Krebs‑ zellen entwickeln. Experten sehen die Sache deshalb kritisch. „In zehn Jahren werden wir das Thema ,Eigen‑ fett‘ vielleicht anders bewerten. Noch fehlen Lang‑ zeitergebn­isse“, sagt Prof. Horch.

Was passiert bei einer Verkleiner­ung?

Die Verkleiner­ung ist deutlich aufwendige­r, da Haut‑ und Drüsengewe­be entfernt und die Brustwarze mit ihren Ner‑ ven versetzt werden muss. Stillen ist danach trotzdem in den meisten Fällen noch möglich. „Oft müssen die Frauen aber zufüttern“, sagt Dr. Kantelhard­t. Die Sensitivit­ät der Brüste kann durch den Eingriff in Mitleidens­chaft ge‑ zogen werden. „Man muss auch hier bedenken, dass Frauen mit sehr großen Brüsten bereits vorher nicht sehr viel spüren können.“Die OP dauert zwei bis drei Stun‑ den, die Kosten liegen zwischen 5000 und 7000 Euro.

Welche Risiken birgt die OP?

Es kann zu Nachblutun­gen und langwierig heilenden Wun‑ den kommen. „Wie gut Narben heilen, ist auch genetisch vorgegeben“, so Prof. Horch. Bei Brustvergr­ößerungen kommt es bei fünf bis zehn Prozent der Frauen zu einer über‑ mäßigen Kapselbild­ung um das Implantat. „Als mögliche Ursache gilt eine chronische Besiedlung der Silikonpro­these mit Bakterien.“Oft bringt erst der Austausch des Implan‑ tats Besserung. Umso wichtiger ist eine einwandfre­ie Hy‑ giene beim Eingriff, um keine Keime einzuschle­usen.

Wie finde ich einen guten Chirurgen?

Bei einem Körperteil, das so viel Fingerspit­zengefühl er‑ fordert wie die weibliche Brust, zählt Erfahrung viel. Achten Sie darauf, dass der Operateur eine Facharztau­s‑ bildung zum ästhetisch‑plastische­n Chirurgen besitzt, und fragen Sie ihn ruhig, seit wann er diesen Titel trägt.

So läuft die Brustkrebs-früherkenn­ung ab

Die richtige Vorsorge zur richtigen Zeit rettet Leben

Tastunters­uchung

Ab 30 sieht die gesetzlich­e Brustkrebs­vorsorge eine jährliche Tastunters­uchung beim Frauenarzt vor (die Kosten übernimmt die Krankenkas­se). In diesem Alter ist das Drüsengewe­be der Brust meist noch zu dicht für die Röntgen-mammografi­e. Ohnehin ist die Gefahr, an Brustkrebs zu erkranken, für jüngere Frauen in der Regel viel geringer. Wichtige Ausnahme: Frauen mit Brustkrebs-geschichte in der Familie.

Mammografi­e

Mit dem Alter steigt das Krebsrisik­o. Frauen zwischen 50 und 69 werden deshalb alle zwei Jahre zum kostenlose­n Röntgen-check eingeladen. „Da in Deutschlan­d die Qualität in den zertifizie­rten Zentren hoch ist, können wir mithilfe der Mammografi­e die Brustkrebs-sterblichk­eit um 23 Prozent senken“, sagt Prof. Lars Grenacher, Radiologe und Ärztlicher Direktor der Diagnostik München. Ein zusätzlich­er Brustultra­schall kann vor allem bei hoher Brustdicht­e sinnvoll sein.

Weitere Verfahren

Eine Kernspinto­mografie der Brust (Mamma-mrt) wird z.b. empfohlen, wenn weder Röntgen noch Ultraschal­l einen klaren Befund ergeben. „Auch bei ausgewählt­en Indikation­en wie operierten Brüsten mit Implantat ist ein MRT sinnvoll, ebenso bei Frauen mit wiederkehr­endem Brustkrebs“, sagt Prof. Grenacher. „In Zukunft werden Verfahren wie die Tomosynthe­se (eine 3-DMammograf­ie) oder das Kegelstrah­lbrust-ct, ein dreidimens­ionales Strahlenbü­ndel, das Spektrum erweitern.“

 ??  ?? Drei Frauen, drei unterschie­dliche Perspektiv­en auf die eigene Brust. Der gemeinsame Nenner: Alle drei haben ihr Glück mit den eigenen Rundungen gefun‑ den. Auf den nächsten Seiten erzählen Agnes (35), Doris (57), und Katja (45, v. li.) ihre Geschichte
Drei Frauen, drei unterschie­dliche Perspektiv­en auf die eigene Brust. Der gemeinsame Nenner: Alle drei haben ihr Glück mit den eigenen Rundungen gefun‑ den. Auf den nächsten Seiten erzählen Agnes (35), Doris (57), und Katja (45, v. li.) ihre Geschichte

Newspapers in German

Newspapers from Germany