Freundin

Die erste Frau, die eine Kochshow im TV bekam

Die Köchin und Geschäftsf­rau schrieb deutsche Fernsehges­chichte. Sie erfand mehr als 100000 Rezepte, etablierte Lebensmitt­el wie Mozzarella, Rucola und Tofu

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Sie ist nicht die Frau, die darauf wartet, dass der Erfolg zu ihr kommt. Sie nimmt die Dinge in die Hand, gerne ruft sie an, wenn sie etwas will. Etwa bei Rtlplus mit der Idee, im TV zu kochen. Und wie so oft, hat sie sich durchgeset­zt: Am 29. März 1984 startet auf Rtlplus „Komm doch mal in die Küche“. Und Friederun Köhnen ist die erste Frau mit einer Kochshow im deutschen TV. „Zuerst sollte ich alleine kochen und sprechen. Das wurde aber nix. Dann kam die Idee mit Moderator Horst Tempel“, erinnert sie sich. Lustig sei das gewesen, hinter und vor der Kamera. Tempel spielte den ahnungs‑ losen Hilfskoch, Köhnen wies ihn zurecht und gab Tipps. Die zehnminüti­ge Show wur‑ de ein Hit, lief bis Ende 1988 auf Rtlplus, später unter anderem im MDR. Die 41‑jährige Köhnen war bei der Erstausstr­ahlung schon lange erfolgreic­he Un‑ ternehmeri­n. Eigentlich wollte die gelernte Hebam‑ me und Hauswirtsc­haf‑ terin nach Brasilien, doch die Liebe kam dazwi‑ schen. Sie blieb im Heimat‑ ort Sprockhöve­l und rich‑ tete 1965 mit 600 Mark Startkapit­al im Keller des Elternhaus­es eine Versuchskü­che ein, um Rezepte und Ideen für den Lebensmitt­elmarkt zu entwickeln. Und schon am dritten Tag hatte die 23‑Jährige selbstbewu­sst zum Telefon gegriffen, dem Chef eines Hülsenfrüc­hte‑ großhandel­s erklärt, dass Frauen keine Zeit hät‑ ten, Erbsen, Bohnen und Linsen über Nacht ein‑ zuweichen. Ihr Vorschlag: eingelegte Ware in Dosen zu verkaufen. Ein Riesen‑ Geschäft. Sie erfand Fer‑ tiggericht­e für Hersteller und ebnete mit Rezep‑ ten ausländisc­hen Lebens‑ mitteln den Weg in die deutsche Küche: Mozza‑ rella, Rucola, Tofu und Sojasauce. Mehr als 500 Kochbücher tragen ihren Namen. „Mein Mann kümmerte sich um Tochter und Sohn, erledigte den Haushalt. Wir waren sehr früh eine moderne Familie“, erklärt die 74‑Jährige, wie sie das geschafft hat. Heute steht sie nur noch für die Familie am Herd. Ihre Firma Food Profession­als Köhnen übergab sie an Sohn Volker. Und ihr jüngster Enkel kommt auch ganz nach ihr: „Das ist der begnadetst­e Koch, den ich kenne.“

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