Der Morgen danach …
Streit mit dem Partner, One-night-stand oder eine schlimme Nachricht: wie man am nächsten Tag damit umgeht
Du kümmerst dich um rein gar nichts!“„Und ich kann deinen ewigen Perfektionis‑ mus nicht mehr ertragen! Das ist doch krank!“Ein Wort gab am Vorabend das andere, die Emotio‑ nen kochten hoch, in Wut und Ärger verletzte man sich gegensei‑ tig. Und dann? Schweigt jeder und dreht sich im Bett auf die an‑ dere Seite. Am nächsten Mor‑ gen sind beide angespannt, viel‑ leicht auch noch voller Groll, und keiner weiß, wie er dem Part‑ ner begegnen soll. „Wichtig ist jetzt, zunächst negativen Gefüh‑ len Raum zu geben, um sie los‑ lassen zu können. Dabei hilft, sich von der Seele zu schreiben, was einen umtreibt, und den Zettel wegzuwerfen, um sich von al‑ len belastenden Emotionen zu be‑ freien“, rät Psychologin Felicitas Heyne. Anschließend hilft es, eine schöne Erinnerung zu visualisie‑ ren, „die einen mit dem Partner verbindet und wieder bewusst macht, was man an ihm und an der Beziehung hat“, sagt Heyne. Wer selbst verletzend war, sollte auf den Partner zugehen und, auch wenn es Überwindung kos‑ tet, sagen: „Es tut mir leid“, weil das in der Regel alle Türen öffnet. Außerdem bekommt er so Gelegenheit, sich auch zu ent‑ schuldigen. Dann steht einer liebevollen, versöhnlichen Umar‑ mung nichts mehr im Weg. Ge‑ rade Berührungen tun der Bezie‑ hung jetzt besonders gut. Denn Us‑paarforscher John Gott‑ man fand heraus: Um ein verlet‑ zendes Verhalten auszugleichen, sind nach einem Streit fünf posi‑ tive Gesten wichtig. Zum Bei‑ spiel auch noch ein Kuss, ein Vor‑ schlag für einen gemeinsamen Restaurantbesuch am Abend, ein ehrliches Kompliment sowie ein Lächeln, wenn man sich an diesem Morgen vom anderen verabschiedet.
WORAN MAN SONST NOCH DENKEN SOLLTE
„Hat der Streit sich an einer Kleinigkeit entzündet und ist dann schnell eskaliert, steckt dahin‑ ter oft ein tieferer Konflikt“, sagt Felicitas Heyne. Dann sollte man überlegen: „Worum ging es mir bei dem Streit wirklich?“Hat man sich geärgert, weil er keine Einkäufe besorgt hat, wäh‑ rend man selbst den Haushalt geschmissen hat, geht es in Wahr‑ heit vielleicht um das Thema Gerechtigkeit in der Beziehung. Vorwürfe bringen da wenig. „Statt der Einstellung ,Ich gegen dich‘ ist es viel erfolgreicher, den Partner nicht als Teil des Pro‑ blems zu begreifen, sondern als Teil der Lösung“, rät Felicitas Heyne. Außerdem sachlich und in Ruhe miteinander zu be‑ sprechen, was sich künftig ändern soll, damit beide zufrie‑ dener sind.