Kosmetik made in Germany
Spannende Geschichten über deutsche TraditionsUnternehmen und ihre Bestseller
Der Seifen-reformer aus Boppard-bad Salzig
Universitäts-hautklinik Bonn, 1950. Es herrscht Waschverbot für Patienten mit akuten Ekzemen, die damals üblichen Seifen sind viel zu aggressiv. Eine unerträgliche Situation für die Betroffenen. Ein junger Arzt, Dr. med. Maurer, entwickelt die erste „Seife ohne Seife“, die dem ph-wert der Haut angepasst ist – mit sensationellem Erfolg. Ein Experiment, das Maurer allerdings gegen den Willen des Klinikchefs durchgeführt hat. Maurer wird gefeuert, bleibt aber selbstbewusst, sagt: „Die Menschen haben sich 2000 Jahre lang falsch gewaschen“, und wechselt in die Industrie. Die Gesundheit der Haut wird das Fundament des mittelständischen Unternehmens Sebapharma mit seiner Marke sebamed, mit heute mehr als 100 Produkten. Entsprechen die Waschprodukte überall derselben Rezeptur, so passt man sich im Pflegebereich den unterschiedlichen Klimazonen an. „Wir haben in Norwegen eine Kältecreme entwickelt, die uns dort im Winter förmlich aus den Händen gerissen wird. Für den Fernen Osten wurde eine Handcreme entworfen, die an die warmschwülen Witterungsverhältnisse angepasst wurde“, erklärt Daniel Hale, Area Sales Manager. Der Renner in allen Ländern übrigens, auch in Deutschland, ist die „Flüssig Wasch-emulsion“.
Die „Blemish Balm“Erfinderin aus Essen
Nach dem Zweiten Weltkrieg fehlt es in den deutschen Krankenhäusern an Pflegekräften, koreanische Krankenschwestern kommen zu uns und helfen aus. Die Kosmetikerin Christine Schrammek entwickelt eine Creme, die die Haut von Patienten nach einer Operation schützt und pflegt. Die Koreanerinnen sind begeistert, in ihrer Heimat wird ein makel‑ loser Teint sehr geschätzt. Schon nach kurzer Zeit ist Schrammeks „Blemish Balm“dort ein Verkaufsschlager – die Spezialcreme für unreine Haut wird zum Vorbild aller späteren BB Creams. Zeitgleich wird das erste Kosmetikinstitut in Essen eröffnet, etwas später folgen eine eigene Berufsschule und ein internationales Fortbildungszentrum für Kosmeti‑ kerinnen. Seit Ende der 80er‑jahre ist Tochter Dr. med. Christine Schrammek‑drusio mit an Bord – die Hautärztin setzt mit einer eigenen Gesichtspflege‑serie die erste deutsche „Doctor Brand“um. Heute sind sie in mehr als 50 Ländern präsent, „dank der Weitsicht meiner Mutter, dass es für Wachstum ausländische Märkte braucht. Dadurch hatten wir den Vorteil, dass wir oft die Ersten waren“, sagt Christine Schrammek‑drusio.
Der CosmeceuticalsPionier aus Aachen
Es muss nicht immer eine gigantische Multimedia‑ Präsentation sein, manchmal spricht ein geniales Produkt für sich: Als Walther Janssen 1997 durch Asien reist, um die hautaufhellende Serie „White Secrets“vorzustellen, hat er nur einen kleinen Klapptisch dabei. Es wurde ein Riesenerfolg. „Grenzen gibt es nur in den Köpfen“, sagt der Firmengründer von Janssen Cosmetics – 2017 gibt es seine Produkte bereits in 85 Ländern. Globalisierung als Motor der Zukunft – nach dieser Devise wird das Fami‑ lienunternehmen bis jetzt von den drei Söhnen wei‑ tergeführt. Vor genau 20 Jahren ist eine neuartige System‑ pflege, die die Lücke zwischen reiner Schönheitspflege und wissenschaftlich fundierter Hautpflege (Cosmeceu‑ ticals) füllte, der Grundstein der Firma. Auf internatio‑ nalen Messen werden die Produkte, die in jedem Land der Welt identisch formuliert und zugelassen sind, präsentiert und bekannt gemacht. Heute ist Russland der erfolgreichste Markt: „Dort konnten wir von Anfang an Fuß fassen“, so Ulrich Jans‑ sen, „ausschlaggebend dafür war die professionelle Ausbildung der Kosmetikerinnen.“
Die Apotheken-marke aus Meckenheim
Der Titel des Kinofilms „Keinohrhasen“wurde für eine besonders kreative Wortschöpfung gehalten, etwas ganz Ähnliches gab es aber schon 1958: „Nichtseifen‑ stück“ist damals die gängige Bezeichnung für „Eubos Fest“. Der Zahnarzt Heinrich Werner Janssen gründet 1930 in Berlin eine Arzneimittelfirma. Die Marke Eubos, vor allem durch medizinische
Hautpflegeprodukte für die ganze Familie bekannt, eta‑ bliert sich ab den 60er‑jahren, auch im Ausland. „Die Empfehlung von Dermatologen, mit denen wir seit jeher zusam‑ menarbeiten, ist sehr wertvoll für eine erfolgreiche Marken‑ bildung“, sagt Vertriebsleiter Harald Steiner. In 25 Ländern erhältlich, boomen neben Südeuropa in den letzten Jahren auch asiatische Länder wie Südkorea, dabei spielt „das hohe Ansehen von Produkten für Kinder im asiatischen Raum“eine große Rolle. Interessant ist, dass im Export zusätzlich be‑ sonders die parfumfreien Varianten geordert werden. Die Ursache dafür ist gelernt: Die Produkte der unparfümierten Basis‑ pflege wurden als Erstes in den Exportländern eingeführt.
Der ShampooSpezialist aus Bielefeld
Kaum zu glauben, aber als 2005 das erste Koffein‑ Shampoo auf den Markt kommt, das dem hormonell beding‑ ten Haarausfall bei Frauen nach der Menopause entgegenwirkt, ist das Thema noch ein Riesen‑
tabu in Deutschland – über so was spricht man nicht. Dennoch sind kurz nach dem Start die kof‑ feinhaltigen Shampoos von „Plantur 39“schnell ausverkauft. Inzwischen ist die Pflegeserie in über 40 Ländern vertreten. Seit 1905 hat sich die Unterneh‑ mensgruppe Dr. Wolff zum Ziel gesetzt, wissenschaft‑ lich fundierte Produkte zu entwickeln. Hinter diesem Erfolg stehen laut Pressesprecher Marcel Klöpping „die eigene Forschung und die offene Kommunikation von Problem und Problemlösung. Und German Engineering, das für Glaubwürdigkeit und Qualität steht. Das zeigt auch ein stetig wachsender Anteil an Menschen, die unseren Produkten vertrauen.“Das überzeugt sowohl unsere europäi‑ schen Nachbarn als auch asiatische Frauen: Neben Groß‑ britannien entwickeln sich seit 2015 auch einige asiatische Länder zu den erfolgreichsten Märkten weltweit.