Die Freude, helfen zu können
Bei der Arbeit ausgelastet, zu Hause warten Mann und Kinder – wo bleibt da noch Zeit, sich zu engagieren? Fünf Frauen erzählen, wie sie es machen
Alle zwei Monate steht ein kleines Highlight für mich an. Etwas, worauf ich mich richtig freue. Es ist ein Abend, den ich mit anderen ehren‑ amtlichen Helfern von „Essen packt an!“organisiere. Wir laden Obdachlose in eine leer stehende Esse‑ ner Wohnung ein, um ihnen kostenlose Haarwäschen, ‑schnitte und Nagelpflegen anzubieten. Dazu gibt es Getränke, warmes Essen, Salate und Süßigkeiten. Der Andrang ist jedes Mal groß, es ist fast wie im Film: bunt, wild und wuselig. Jeder Helfer packt flei‑ ßig mit an und bringt sein Können ein, kümmert sich um das leibliche Wohl oder schenkt den Bedürf‑ tigen ein offenes Ohr. Ihre Erzählungen und Mei‑ nungen zu hören und sich mit ihnen auszutauschen, ist toll, sie haben oft viel Lebenserfahrung. Liege ich dann später nach einem langen Abend fix und fertig neben meinem Mann im Bett, warm zuge‑ deckt, denke ich an die strahlenden Gesichter und die Zufriedenheit der Gäste und bin dankbar für das, was ich habe. Ich lebe ein absolut sorgen‑ freies Leben und habe das Bedürfnis, ein Stück davon abzugeben. Damit das aber neben meinem Teilzeitjob, meiner Familie, den Tieren und dem Haushalt nicht zu viel wird, gönne ich mir jede Woche einen freien Tag, den Montag. Da muss ich nicht arbeiten und bleibe gerne einfach mal den ganzen Tag daheim. Ich gehe nicht ans Telefon und bestelle abends mit der Familie oft nur eine Pizza. An diesen Tagen bin ich ganz bei mir und genieße die Ruhe. Das gibt mir Kraft für das Engagement.