ADHS haben doch nur Kinder
Falsch. Hibbelig, sprunghaft, unkonzen‑ triert? Niemand denkt daran, dass auch Er‑ wachsene an der Aufmerksamkeitsdefizit‑ Hyperaktivitätsstörung leiden – dabei haben in Deutschland etwa zwei Millionen ADHS, oft ohne davon zu wissen. Sie schleppen die Krank‑ heit seit ihrer Kindheit unerkannt mit: „Die psychische Störung wächst sich nicht einfach aus, mindestens ein Drittel der Betroffenen hat die Symptome auch noch im Erwachsenenalter“, sagt Adhs‑spezialist Johannes Thome, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Uniklinik in Rostock. Die Ursachen sind noch nicht ganz erforscht. „Zu circa 70 Prozent sind die Gene für die Entstehung verantwort‑ lich“, sagt Dr. Lothar Imhof, Facharzt für Psy‑ chosomatische Medizin und Psychotherapie. In bestimmten Hirnregionen ist bei den Betroffe‑ nen der Botenstoff Dopamin nicht ausreichend vorhanden, was zu Störungen bei der Weiterlei‑ tung von Nervenreizen führt.
Chaos, Stimmungsschwankungen, Jähzorn, Impulsivität, Beziehungsunfähigkeit und auch Suchterkrankungen – die Symptome einer ADHS können einerseits das ganze Leben durcheinan‑ derbringen. Andererseits sind die Betroffenen oft originelle und kreative Menschen. Werden jedoch die Probleme in Privatleben und Job zu groß, kann man ADHS relativ gut behandeln. „Die Therapie bei Erwachsenen ist eine Kombination aus psy‑ chotherapeutischer und me‑ dikamentöser Therapie“, so Imhof. Die Ärzte helfen bei der Strukturierung des Alltags und beginnen die Behandlung mit Medika‑ menten – am effektivsten hat sich der Wirkstoff Me‑ thylphenidat (MPH) erwie‑ sen. Er greift in die gestörte Dopamin‑regulation ein. Viele Patienten beschreiben die Wirkung so: als wür‑ de ein Schleier weggezogen und man könne das erste Mal klar sehen. Mehr Infos unter mylife.de.
ADHS wächst sich nicht aus, ein Drittel ist auch im Erwachsenena❞ lter betroffen