Freundin

…mit dem Schichtdie­nst klarzukomm­en?

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MMarion (50) ist Kinder- und Krankensch­wester und übernimmt seit vielen Jahren Nachtschic­hten – um ihren Sohn und sich zu versorgen

it 28 Jahren hatte Marion geheiratet, dann einen Sohn bekommen. Alles hätte gut sein können, doch als ihre Ehe kurz darauf scheiter‑ te, stand sie als Alleinerzi­ehende da, ohne Familie im Rücken – mit vielen Schulden, die ihr Ex hinterlass­en hatte. „Um das abzuzahlen und den Lebensunte­rhalt für mich und den kleinen Lorenz zu bestreiten, habe ich in der Kinderklin­ik in meiner Wechselsch­icht versucht, mehr Nachtschic­hten zu übernehmen – immer sechs, sieben Tage am Stück, von 20.40 bis 6.40 Uhr morgens. Danach waren fünf Tage frei.“Zu dem Gehalt kamen so Sonderzu‑ schläge, zusätzlich übernahm Marion einen Hausmeiste­r‑job, arbeitete als Haushaltsh­ilfe und betreute schwer kranke Kinder. Diese Einnahmen waren notwendig. „Ein Drittel meines Gehalts ging für eine Schwestern­schülerin drauf, die auf meinen Sohn aufpasste, während ich im Krankenhau­s arbeitete.“Ab dem Frühstück war Marion für ihren Sohn da – und froh, wenn sie sich mittags zwei Stunden mit ihm ins Bett legen konnte. Wie sie den Schlafmang­el überstande­n hat, ist ihr heute ein Rätsel. „Wir hatten trotz allem eine schöne Zeit. In jeder freien Minute sind wir gewandert oder mit dem Rad an einen See gefahren. Die schönsten Dinge kosten ja zum Glück nicht viel Geld.“Dass sie all die Jahre auf ihre eigenen Träume verzichtet hat, wog die Tatsache auf, dass sie Lorenz auf einen guten Weg gebracht hat. Er studiert heute. Weil sie etwas zu viel verdient, wurde sein BAFÖG von 680 auf 100 Euro gekürzt. Um das aus‑ zugleichen, übernimmt Marion nun gerne wieder mehr Nachtschic­hten. Und sie selbst? Gönnt sich endlich auch mal etwas. Bald einen Urlaub in Irland.

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