…die bürokratischen Hürden zu meistern? Ü
Carina (25) arbeitet als selbstständige Hebamme in einem Geburtshaus. Sie liebt ihren Job, aber Krankenkassen und Versicherungen haben sie desillusioniert
ber 300 Babys hat sie schon auf die Welt geholt – und noch immer ist sie beseelt von dem Moment, in dem sie einer Mutter ihr Kind in die Arme legt. Seit einem Jahr arbeitet Carina als freie Hebam‑ me in einem Geburtshaus und kann dort – nach drei Jahren, die sie an einer großen Klinik verbracht hat – ihren Beruf endlich so ausführen, wie sie sich das erträumt hat. „In Krankenhäusern rennt man zwischen drei oder vier Frauen hin und her und hat nie Zeit, sich auf eine Gebärende einzulassen. Das ist im Geburtshaus besser.“Doch ob‑ wohl die 25‑Jährige um nichts in der Welt et‑ was anderes machen möchte, ist sie doch desillusioniert: „Die Krankenkassen kürzen die Leistungen und geben vor, wie lange wir für einen Nachsorgetermin brauchen dürfen. Aber wenn eine Mutter weinend vor mir sitzt, weil das Stillen nicht klappt, kann ich doch nicht einfach gehen, nur weil meine veranschlagte halbe Stunde vorbei ist.“Bis zu 80 Stunden pro Woche zu arbeiten mit 24‑stündiger Rufbereitschaft und nur einem freien Tag pro Monat, das kann vorkom‑ men. Wenn Carina dann noch wegen ein paar Euro mit den Kassen streiten oder von Sei‑ ten der Versicherungen immer höhere Aufla‑ gen erfüllen muss, könnte sie richtig wütend werden. „Ich wünsche mir, dass die Politik auch in Zukunft Frauen ermöglichen wird, frei auszuwählen, ob sie in einer Klinik, zu Hause oder in einem Geburtshaus gebären möchten.“Carina und ihr Freund wünschen sich irgendwann auch eine eigene Familie. Ihre Kinder, so viel steht schon mal fest, wer‑ den im Geburtshaus zur Welt kommen.