CONSTANZE KLEIS
vertrauter anfühlt als ein unbekanntes Glück.
Wenn wir wirklich einmal gründlich ausmisten wollen mit all den Rechtfertigungs-fallen, Geliebt-sein-wollen-irrtümern und Selbstzweifelzwängen, wenn wir wirklich erleben wollen, wie unglaublich befreiend es sich anfühlt, den eigenen Bedürfnissen den Stellenwert zuzugestehen, die sie nun wirklich verdienen, dann sollten wir uns endlich mal trauen zu sagen: „Ganz toll, aber danke, nicht für mich“, wenn wieder jemand die ohnehin unendlich lange To-do-liste von Frauen noch um einen weiteren, vermeintlich total unverzichtbaren Posten erweitert. Um eine Wimperndauerwelle etwa, um die Kunst, instagramtaugliche Motivtorten zu backen oder um eine Kindergeburtstagsparty, die mit der Eröffnungsfeier der Elbphilharmonie konkurrieren kann. „Bei mir gibt es Topfschlagen und selbst gemachte Pizza“, sagt meine Nachbarin. Und dass sie Müttern, die ihre Kinder mit Beipackzetteln bei ihr abliefern mit der Erwartung, dass sie jede Lebensmittelunverträglichkeit auf diesem Planeten bei der Planung berücksichtigt hat, sagt: „Tut mir leid. Wenn Ihr Achtjähriger selbst nicht weiß, was er essen darf, dann müssen Sie ihn wieder mitnehmen!“Ihrer 17-jährigen Tochter, die gerade den Ve- Unsere Autorin: Constanze Kleis (58) hat zusammen mit der Bestseller-autorin Susanne Fröhlich („Moppel-ich“) ein Buch zum Thema Aufräumen und Ausmisten geschrieben: Darin geht es nicht darum, was uns in Haus und Wohnung belastet, sondern was wir in unserem Seelenleben und unseren Beziehungen dringend mal aussortieren sollten, von blöden Kerlen bis hin zu Diät-wirren. Denn entscheidend ist die Frage, was wirklich wesentlich für uns ist und worauf wir getrost verzichten können. „Ich arbeite Vollzeit. Ich kann nicht so tun, als wäre das nicht so und als müsste ich bloß das Supermutti-kostüm überziehen, um die Naturgesetze außer Kraft zu setzen, nach denen auch eine Mutter mal schlafen muss.“Sicher, das schreibt sich leichter hin, als es im wirklichen Leben auch tatsächlich zu sagen und durchzusetzen ist. Es erfordert eine ganze Menge Mut und Selbstvertrauen, über seinen eigenen Schatten zu springen. Aber es lohnt sich. Denn Frauen sind keine Duracell-häschen, die einfach immer klaglos laufen und laufen und laufen. Und ja, es kann sehr vieles weg in so einem Frauenleben. Auch und vor allem diese verrückte Idee, dass wir immer noch immer besser, immer klüger, immer schlanker, immer sportlicher sein sollten. Wir sind mehr als gut genug, um befördert und geliebt zu werden, um Aufmerksamkeit zu verdienen und Anerkennung. Auch für ein exzellentes Essen. Oder einfach nur dafür, dass wir sind, wie wir sind: großartig, anbetungswürdig, klug, fleißig, attraktiv, geistreich und jetzt hoffentlich auch mit viel Platz für Glück, Freude und Entspannung ausgestattet.
Susanne Fröhlich/ Constanze Kleis: „Kann weg! Frau Fröhlich räumt auf“, Gräfe & Unzer, 17,99 Euro