Schwestern
So nennt sich eine Gruppe von Krimiautorinnen, die sich regelmäßig treffen und an schaurigen Orten für neue Thriller recherchieren. Wir haben sie bei einem besonders gruseligen Ortstermin begleitet
Vielleicht wird man bald eine Leiche in einer der Kühlkammern fin‑ den. Versteckt hinter den langen Regalreihen. Oder aufgespießt an einem der Hirschgeweihe. Viel‑ leicht schwimmt bald ein menschlicher Finger im Formaldehyd‑glas neben den Giftschlan‑ gen. Und was ist mit dem Arsen, mit dem vor Jahrzehnten Tierpräparate behandelt wur‑ den? Kann es heute noch Unheil anrichten?
So viele Ideen. So viele Ansätze für Geschichten. „Da hat man doch schon jetzt alle Zutaten für einen Krimi im Kopf“, wispert Stefanie Gregg, eine der Autorinnen. Wir sind in Obermenzing, einem stillen Wohnviertel von München: Inmitten der Idylle aus Reihenhäusern befindet sich die Zoologische Staatssammlung, eine For‑ schungseinrichtung, die in ihrem Inneren über 20 Millionen Tierexemplare aufbewahrt. Skelette, aufgespießte Insekten, in Spiritus eingelegte Frösche, die sich in langen Regal‑ reihen der unterirdischen Depots befinden, ein Kabinett des Schreckens, zumindest optisch. Für Publikum ist die Sammlung normalerweise verschlossen.
Heute wird eine Ausnahme gemacht. Es läuft eine Gruppe Frauen durch die Gänge, die man hier so noch nicht gesehen hat. Sie schauen in jede Ecke, fragen den Leiter der Sammlung, den erzählfreudigen Professor Gerhard Haszprunar, seltsame Sachen wie: „Wenn man im Depot jemanden einschließt, wie lange dauert es, bis er