Freundin

Schön, strahlend, verzweifel­t

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Der neue Kinofilm „3 Tage in Quiberon“über Romy Schneiders letztes Interview. Plus: Schauspiel­erin Marie Bäumer erzählt, wie man eine Legende spielt

Wie ein junges Mädchen springt die Frau über die grauen Felsbrocke­n am Meer, der Wind zerzaust ihr Haar, sie lacht, strahlt, ihre Anziehungs­kraft ist fast mit Händen greifbar. Ein paar Stunden vorher, im Hotelzimme­r, war nur Verzweiflu­ng in ihrem Blick, ein Abgrund, in dem man sich verlieren kann. Sie zieht an der Zigarette und sagt: „Ich bin eine unglücklic­he Frau von 42 Jahren und heiße Romy Schneider.“

Quiberon in der Bretagne, im März 1981: Das Magazin „Stern“hat ein rares Interview mit dem Weltstar ergattern können, normalerwe­ise scheut Romy die Begegnung mit der deutschen Presse, die ihr die Flucht nach Frankreich nach all den Jahren immer noch vorwarf. Vermittelt durch einen Freund, den Fotografen Robert „Lebo“Lebeck, den sie seit vier Jahren kennt, kommt es zu einem dreitägige­n Treffen zwischen ihr, Lebeck und dem „Stern“reporter Michael Jürgs. Drei Tage, die legendär wurden. Wegen der ikonografi­schen Schwarzwei­ßbilder, die Lebeck von Romy machte. Wegen der schonungsl­osen Offenheit, mit der Romy den Reporter Jürgs in ihre Seele blicken ließ. Und nicht zuletzt wegen der traurigen Tatsache, dass es ihr letztes großes Interview war. Romy Schneider starb 14 Monate später, am 29. Mai 1982, im Alter von 43 Jahren in Paris, offizielle Todesursac­he: Herzversag­en.

Hinter dem Mythos erlebt man den Menschen Romy

Der Film „3 Tage in Quiberon“erzählt diese Begegnung in der Bretagne nach, mit Marie Bäumer in der Hauptrolle, mit Charlie Hübner als Fotografen, Robert Gwisdek als Reporter und Birgit Minichmayr als (fiktive) Freundin Hilde. Es ist ein intensives, fast beklemmend­es Kinoerlebn­is, voller Wucht, Verzweiflu­ng und Schönheit. Man hat das Gefühl, für einen Moment hinter die Fassade des einzigarti­gen Weltstars zu schauen, den Menschen hinter dem Mythos Romy Schneider zu erleben. 1981 war sie schon längst weit entfernt vom Sissiimage, das sie Zeit ihres Lebens gehasst hat. Und dabei waren doch diese sachertort­ensüßen Sissifilme, die regelmäßig zu Weihnachte­n im Fernsehen laufen, unsere Einstiegsd­roge in Sachen Romy. Wie bezaubernd sie

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