Was uns jetzt unterhält
Neue Filme, Bücher und Musik
Wir begleiten Schauspieler Henning Baum auf seiner Abenteuerreise durchs Leben
Henning Baum entschuldigt sich. Der Serienstar („Der letzte Bulle“), den das Nachrichtenmagazin Focus als „einzigen echten Kerl im deutschen Fernsehen“lobt, kommt mit seiner einjährigen Tochter ins Kölner Café. Eine spontane Planänderung, die Kita habe geschlossen, erklärt Baum. Während die Kleine herumkrabbelt, versucht der 45-jährige Schauspieler (aktueller Kinofilm: „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“), sich aufs Interview zu konzentrieren.
Sie springen ein, wenn die Kita ge‑ schlossen ist – scheint, als hätten Sie mehr vom modernen Männertyp, als man Ihnen gemeinhin zutraut.
Moderner Mann? Was soll das sein? Mit dem Begriff kann ich nichts anfangen. Kümmert der sich besser um seine Kinder? Es gab doch schon früher Väter, denen das sehr wichtig war und die sich intensiv mit ihren Kindern beschäftigt haben.
Sie haben vier Kinder, ein Sohn ist bereits erwachsen. War es früher schwerer, ein guter Vater zu sein?
Mhm. Ich denke eher, dass heute einiges schlechter geworden ist.
Schlechter? Was denn?
Die Betreuungssituation. Damals, vor 20 Jahren, hat man viel leichter einen Kindergartenplatz bekommen. Die Mieten waren auch bezahlbar. Ich nehme mir allerdings auch nicht vor, anders zu sein als früher. Wenn ich einspringe, weil die Kita zu ist, dann ist das die Einsicht in die Notwendigkeit. Das meiste in unserem Tagesablauf ist doch Organisation und Regelung von Zwängen und Abläufen.
Den Wahnsinn, den Sie da eben geschildert haben, erleben Mütter, vor allem alleinerziehende, täglich.
Da haben Sie wohl recht. Was heutzutage stärker geworden ist, ist der Wunsch nach Individualität. Uns Männern werden immer mehr Wünsche eingeredet. Wenn ich Magazine wie Playboy aufschlage, sehe ich lauter schöne Dinge: Autos, Reisen, Uhren, alles, was der Mann gern hätte. Hilft einem aber auch nicht weiter.
Tappen Männer da nicht in die gleiche Falle wie manche Frauen, die glauben, sie bräuchten die‑ ses Kleid und jene Figur, um end‑ lich wirklich glücklich zu sein?
Total. Ich habe zum Beispiel das Gefühl, es gibt immer mehr Männer, die trainieren. Ich finde aber, die sind viel unmännlicher.
Was meinen Sie genau mit unmännlich?
Narzisstisch. Unzufrieden. Der Männertyp von früher hatte etwas Cooles, etwas Gelassenes. Viele junge Typen sind so unruhig. Oder nerdig. Und die Äußerlichkeiten drängen sich so in den Vordergrund.