Freundin

Die Chaoten

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Sie haben ein Timing‑problem, generell, aber vor allem, wenn Gäste kommen. Statt sich zeitig um Menü‑folge, Garzeiten und Vorbe‑ reitungen wie Schalotten schneiden und Vinaigrett­e anrühren zu kümmern, stellen sie gegen 19.20 Uhr fest, dass die von einem designbega­bten, aber technisch unterbelic­hte‑ ten Freund selbst gebastelte Tischhänge‑ leuchte nicht funktionie­rt. Jetzt werden Tele‑ fonate geführt, wie die Lampe zu reparie‑ ren sei, parallel werden wahllos Salate gewa‑ schen, Lammfilets angebraten, dreierlei Risottos angesetzt, erste Gäste begrüßt, Se‑ samsamen angeröstet, vergessen, schwarz verbrannt in den Müll gegeben. Dabei sind die Gäste schon da. Einer von ihnen, ein Ingenieur, kümmert sich um die defek‑ te Leuchte, andere suchen nach der Salat‑ Vinaigrett­e, die doch schon fast fertig war. Jetzt fallen Sätze wie „Seht doch bitte mal nach …“, „Den Fisch müsste man filetieren“, „Das Rezept ist … Moment, eben hatte ich’s noch“. Abende mit Koch‑chaoten können die nettesten werden, man muss sich nur an drei Regeln halten: helfen, suchen und ko‑ chen, ohne zu fragen. Da wird ein Abend bei den Chaoten zum Event: Die Gäste kochen spontan, kreativ, einzeln oder in immer neu zusammenge­setzten Gruppen. Sind keine Gäste geladen, wären ein gutes Buch oder eine schöne Serie auf Netflix oder so für Part‑ ner oder die ganze Familie ein prima Zeit‑ vertreib. Ach ja, die Nummer vom Pizza‑service wäre auch nicht schlecht, für alle Fälle.

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