Freundin

Ein Frau erzählt 1973 von ihrer Lust auf spontanen Sex – und stellt die Frage: Braucht frau nicht mehr als nur einen Mann?

ANGST VORM FLIEGEN

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Wer hat’s geschriebe­n? Die Us‑schriftste­llerin Erica Jong fütterte ihren Roman mit auto‑ biografisc­hen Erfahrunge­n. 18 Mil‑ lionen Mal ging der Weltbestse­ller über die Ladentheke.

Worum geht es? Die Heldin, eine 29‑jährige Schriftste­llerin, reist mit ihrem Mann nach Wien. Dort trifft sie auf einen Engländer mit Hippie‑attitüde, ist von ihm faszi‑ niert und brennt mit ihm durch. Am Ende kehrt sie zu ihrem Ehe‑ mann zurück, weil sie erkennt, dass das Ausleben erotischer Fanta‑ sien allein sie noch nicht zu einem freieren Menschen macht.

Das war neu: Eine Frau schreibt über ihre Sehnsucht nach zügello‑ sem Sex und dem „optimalen Spontanfic­k“. Das galt als schamlos, gierig und nymphoman, zudem die Sprache direkt und unverblümt ist. Das Buch stellt auch offen die Frage, warum man als Frau nicht beides haben kann: eine glückliche Ehe und aufregende­n Sex mit einem anderen Mann.

So liest es sich: „Doch was wird mit dem Verlangen, das die Ehe nicht mehr stillen kann? (…) Das Pochen in der Möse, das süchtige Verlan‑ gen danach, zugestopft, in jede Kör‑ peröffnung gefickt zu werden (…) Sein Penis ist der hochaufrag­ende rote Schornstei­n eines Ozean‑ dampfers, (…) ich streiche an ihm entlang, ächzend und stöhnend wie der Meereswind (…)“

Das sagten die Kritiker: „Heute in der Ära des ‚Women’s Liberation Movement‘ (die damalige Frauenbe‑ wegung, Anm. d. Red.) wird da‑ menhafte Zurückhalt­ung abgelegt, holen nach den militanten Propa‑ gandistinn­en der Emanzipati­on auch Dichterinn­en den männlichen Vorsprung an literarisc­her Krassheit auf.“(„Spiegel“, 1976)

Erica Jong, „Angst vorm Fliegen“, Ullstein, 9,99 Euro

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