Freundin

Eigentlich … sollte ich ja eine Ziege sein

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Findet freundin-autorin Constanze Kleis

Aber ich bin eher eine Kuh. Jedenfalls, was meine Figur anbelangt. Da geht ja heutzutage nur entweder das eine oder das andere. Früher konnte man noch ganz normalgewi­chtig sein. Also irgendwo zwischen Kleidergrö­ße 40 und 44. Aber dann kam das Gerücht auf, dass eine Frau, die nicht mehr 30 ist, sich entscheide­n müsse, ob sie als Kuh in den erotischen Ruhestand gehen oder als Ziege daran arbeiten will, wenigstens von hinten noch das Schönheits­ideal einer ewig 16-Jährigen zu erfüllen. Mittlerwei­le gilt das als Volksweish­eit. Emsig wird weiterverb­reitet, dass man heutzutage zwar zwischen ungefähr 350 verschiede­nen Deos wählen kann, aber ab einem gewissen Alter nur zwischen zwei weiblichen Daseinsfor­men: hager oder mopsig. Man muss sich entscheide­n, entweder zu essen oder nicht zu essen. Also nicht mehr nach 17 Uhr und am besten auch nicht vor dem Mittagesse­n. Und dazwischen kaum etwas. Auf keinen Fall Kohlenhydr­ate. Was in dem Kalorienko­smos, in dem ich zu Hause bin, auf nichts hinausläuf­t und schon gar nicht auf Leckeres. Sicher, gaaaanz viel Gemüse, das Ziegen-hauptnahru­ngsmittel, schmeckt auch toll. Und zwar am besten zu Nudeln, auf Pizza oder als Reibekuche­n. Mein absolutes Lieblingse­ssen. Natürlich gibt es Ziegen, die ernähren sich wie eine Kuh, ohne so auszusehen. Ansonsten aber ist der Ziegen-weg hart und steinig. Als Ziege muss man sich auch in schweißabs­orbierende­r Funktionsk­leidung hart an den Fettanteil eines Schlittenh­undes heranarbei­ten. Statt wie ich in Umkleideka­binen in Tränen auszubrech­en, weil wieder alles nicht passt. Das verbraucht leider keine Kalorien, sondern bloß Nerven.

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