Freundin

„Aber ich wollte einfach in Afrika arbeiten“

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Karin Kuschel (50) erfüllte sich ihren Traum

Einige Male habe ich an meiner Ent‑ scheidung gezweifelt. Etwa in den Nächten im Zelt mitten im Busch, ich wollte schlafen, während die anderen am Lagerfeuer feierten. Oder als ich mitten in der Wildnis den Reifen des Safari‑fahrzeugs wechseln sollte und das 37‑Kilo‑rad nicht hochgehiev­t bekam. Da fielen mir die Freunde zu Hause ein, die meinten: „In deinem Alter, du bist total verrückt.“Ich war 45 Jahre alt, als ich meine gute Stelle als Personal‑ und Marketingl­eiterin kündigte, damals das einzig Sichere in meinem Leben. Meine 25‑jährige Beziehung war zwei Jahre vorher in die Brüche gegangen, ich lebte mit befriste‑ tem Mietvertra­g. Aber ich wollte meinen Alltag nicht wieder in Ordnung bringen, sondern meinen langjährig­en Traum wahr machen: Afrika. Jetzt oder nie. So meldete ich mich für eine Ausbildung zum Safari‑guide an, in Südafrika nahe beim Krüger National‑ park. Dort war ich die Oma im Busch: 16 der 20 Teilnehmer waren junge Männer zwischen 18 und Anfang 20, manche sprachen anfangs nicht mal mit mir. Bei langen Bushwalks in der Hitze kam ich schon mal an meine Grenzen. Aber die Erlebnisse waren gigantisch. Ich erkannte bald Vögel am Gesang, sah Elefanten, Zebras, Löwen. Ich sattelte noch einen Kurs zum Lodge‑manager drauf und bekam tatsächlic­h eine Stelle. Heimweh hat mich schließlic­h nach Deutschlan­d zurückgefü­hrt, doch Afrika blieb in meinem Herzen, ich reise oft dorthin, denn ich habe ein Reise‑ büro für Safaris und Guide‑kurse ge‑ gründet. Und weiß jetzt als 50‑Jährige: Ich habe alles richtig gemacht.

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