INTERVIEW „Antibiotika werden häufig viel zu früh verordnet“
Frau Dr. Graser, warum erkranken wir so häufig an Schnupfen?
Das kommt daher, weil die verantwortlichen Rhinoviren sehr verbreitet sind. Schnupfen entsteht durch eine Tröpfcheninfektion. Diese Viren dringen über die Nasenschleimhaut in den Organismus ein. Händeschütteln und das Anfassen von Türklinken erhöhen das Risiko, sich anzustecken. Es folgen Niesreiz, ein wässriger Fließschnupfen und später eine verstopfte Nase. Häufig sind auch die Nasennebenhöhlen mitbetroffen, was sich vor allem durch ein dumpfes Druckgefühl im Bereich der Augen und in Stirnkopfschmerzen äußern kann.
Gibt es einen Weg, den Schnupfen rascher loszuwerden?
Ja, an oberster Stelle steht natürlich, sich möglichst ausreichend Schlaf und Ruhe zu gönnen, damit sich der Körper regenerieren kann. Auch viel Trinken ist wichtig, damit das Nasensekret flüssig bleibt.
Auf welche Weise unterstützt die klassische Schulmedizin den Heilungsprozess?
Für sieben bis zehn Tage ist die Anwendung von abschwellenden Nasentropfen sinnvoll, damit Nase und Nasennebenhöhlen belüftet werden und das Sekret gut abfließen kann. Bei deutlichen Schmerzen können zudem antientzündliche Medikamente, wie Ibuprofen, eingesetzt werden. Zusätzlich ist ein Schleimlöser aus der Apotheke zu empfehlen, damit sich das Sekret besser lösen kann. Wenn die Beschwerden zunehmen und sich das Nasensekret von wässrig zu gelblich-grünlich verändert, sind eventuell Antibiotika nötig. Das sollte jedoch vom Arzt von Fall zu Fall genau abgewogen werden. Oft werden sie heute zu häufig und zu früh eingesetzt.
Wie hilft die Naturheilkunde?
Hier haben sich etwa Senföle, wie zum Beispiel in der Kapuzinerkresse, ebenso wie Inhalationen mit Salbeitee bewährt. Sie regen die Durchblutung
an, lösen Schleim, befeuchten die Schleimhäute und hemmen Entzündungen. Des Weiteren hilft die Akupunktur bei Erkältungen und Nebenhöhlenentzündungen sehr gut. Meist tritt hierbei schon nach 1–2 Sitzungen eine deutliche Besserung des Beschwerdebildes ein und die Nase wird freier. Interview: Edith Einhart