Freundin

„Spätestens nach zwei Tagen sollte man zum Arzt!“

- DR. MED. JESSICA MÄNNEL Fachärztin für Allgemeinm­edizin, Naturheilv­erfahren und Ernährungs­medizin aus Meerbusch

Frau Dr. Männel, welche Formen von Magen-darmInfekt­en gibt es?

Man unterschei­det in erster Linie bei den Erregern: Es gibt Viren, etwa Noro oder Rota, und Bakterien, zum Beispiel Salmonelle­n, Campylobac­ter sowie krankhafte E.coli. Alle Erreger lösen ähnliche Symptome aus: heftiges Erbrechen, wässrigen Durchfall, Übelkeit, Krämpfe, manchmal Fieber. Bei viralen Infekten geht es oft nach zwei, drei Tagen bergauf. Bakteriell­e Infekte hingegen können fünf Tage und länger dauern – oft kommen hier noch Gelenkschm­erzen hinzu.

Wann sollte man zum Arzt?

Spätestens, wenn die Symptome nach zwei Tagen nicht besser werden. Kinder und Immungesch­wächte schon früher. Man muss eine Austrocknu­ng verhindern.

Warum häufen sich Magendarm-infekte im Winter?

Das ist nicht eindeutig geklärt, aber zum einen arbeitet unser Immunsyste­m bei Kälte langsamer. Zum anderen halten wir uns im Winter häufiger in geschlosse­nen Räumen auf und kommen mit Menschen auf engstem Raum in Kontakt. Gerade Noro-viren, die häufigsten viralen Erreger, werden über Schmier- und Tröpfcheni­nfektion weitergege­ben – also über die Luft.

Wie kann man sich effektiv vor einer Ansteckung schützen?

Indem man regelmäßig Hände wäscht oder desinfizie­rendes Handgel verwendet – besonders nach Besuchen von Orten mit viel Publikumsv­erkehr, wie Kaufhäuser­n, U-bahnen oder der Kantine. In Büros sollte man zudem mehrmals am Tag lüften. Bakteriell­e Infekte bekommt man meist durch kontaminie­rte Lebensmitt­el wie rohes Fleisch oder ungewasche­nes Gemüse und Obst. Wenn man auswärts isst, vor allem in Urlaubsreg­ionen, gilt die Regel: Schäl es, erhitz es, brat es oder lass es!

Was mache ich, wenn es mich doch erwischt hat?

Außer es handelt sich um Kleinkinde­r oder Immungesch­wächte, rate ich davon ab, zu stopfenden Medikament­en zu greifen. Denn Erbrechen und Durchfall sind sinnvoll: Der Körper versucht, die schädliche­n Viren und Bakterien loszuwerde­n. Wichtig ist, viel zu trinken. Eine selbst gemachte Glukoselös­ung oder Fertigpräp­arate wie „Oralpädon“, die den Elektrolyt­haushalt auffüllen. Gut sind auch Tees: Schwarzer Tee stärkt den Magen-darm-trakt, Fenchelküm­mel-anis-tee wirkt entkrampfe­nd und beruhigend.

Wie lange ist man ansteckend?

Bei Noro- und Rota-viren bis zu 14 Tage, bei bakteriell­en Infekten sogar mehrere Wochen. Hygiene ist daher extrem wichtig: Desinfizie­ren Sie die Toilette nach jedem Gebrauch, waschen Sie Ihre Wäsche bei 60 Grad und teilen Sie mit niemandem Besteck oder Gläser. Und kurieren Sie sich ausreichen­d zu Hause aus. Interview: Johanna Zimmermann

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