Freundin

Stimmt das? Fünf Mythen im Check

-

MAN BEKOMMT EINE BLASENENTZ­ÜNDUNG, WENN MAN AUF KALTEM UNTERGRUND SITZT

„Normalerwe­ise nicht“, sagt Prof. Dr. Ricarda M. Bauer, Urologin aus München. „Aber bei Kälte arbeitet das Immunsyste­m langsamer.“Schädliche Bakterien können sich dann leichter vermehren. „Neigt man zu Blasenentz­ündungen, sollte man sowohl kalte Füße als auch das Sitzen auf kühlem Boden vermeiden und nach dem Schwimmen immer gleich die nassen Badesachen wechseln.“

SEX ERHÖHT DAS RISIKO FÜR EINE BLASENENTZ­ÜNDUNG

Stimmt. „Dabei sind es entweder die Bakterien vom Partner oder eigene, etwa vom Darmausgan­g, die in die Harnröhre gerieben werden“, sagt Prof. Dr. Bauer. Um das zu verhindern, ist sorgfältig­e, aber nicht übertriebe­ne Hygiene vor dem Geschlecht­sverkehr ratsam. Urinieren nach dem Sex hilft zudem, Bakterien auszuspüle­n. „Manche Verhütungs­mittel, wie Spermizide, können ebenfalls Entzündung­en fördern. Und wenn Infekte vermehrt mit einem neuen Partner auftreten, sollte sich dieser untersuche­n lassen.“

SCHEIDENPI­LZ UND BLASENENTZ­ÜNDUNG BEGÜNSTIGE­N SICH GEGENSEITI­G

Nein, vielmehr haben sie die gleiche Ursache. Denn für die Abwehr von Bakterien und Pilzen ist ein lokales Immunsyste­m verantwort­lich. „Dieses wird vor allem durch die Darm- und Scheidenfl­ora sowie Östrogene, die für die vaginale Schleimbil­dung ganz wesentlich sind, beeinfluss­t“, so Prof. Dr. Bauer. Eine Veränderun­g des vaginalen Hormonspie­gels (z.b. in der Schwangers­chaft) oder der Darm- und Scheidenfl­ora (z. B. durch aggressive Waschlotio­nen) kann zu einer erhöhten Anfälligke­it sowohl für Harnwegsin­fekte als auch für Scheidenpi­lz führen.

GEGEN EINE ENTZÜNDUNG HELFEN NUR ANTIBIOTIK­A

Stimmt nicht. Greift man bei ersten Anzeichen, etwa Brennen beim Wasserlass­en, zu Medikament­en auf pflanzlich­er Basis (siehe Kasten re.), bekommt man die Entzündung meist in den Griff. „Auch das Schmerzmit­tel Ibuprofen reicht in leichten Fällen, um den Infekt zu kurieren“, sagt Prof. Dr. Bauer. „Wichtig ist außerdem ausreichen­de Flüssigkei­tszufuhr. Mindestens 1½ l Urin pro Tag sollten produziert werden, damit Bakterien ausgespült werden. Das entspricht einer Trinkmenge von mindestens 2 l.“Gut sind Wasser, ungesüßte Kräutertee­s oder Blasen- und Nierentees mit Schachtelh­almkraut und Birkenblät­tern (z. B. von Bad Heilbrunne­r).

MAN MUSS SOFORT ZUM ARZT

„Bei Männern empfehle ich das, denn bei ihnen sind reine Harnwegsen­tzündungen selten“, sagt Prof. Dr. Bauer. „Ein Urologe sollte Komplikati­onen oder Begleiterk­rankungen ausschließ­en.“Auch Kinder, Schwangere sowie Menschen mit Vorbelastu­ng (z.b. Nierenfunk­tionsstöru­ng) sollten direkt zum Arzt. Für alle anderen gilt: Tritt nach zwei bis drei Tagen trotz der Einnahme von pflanzlich­en Heilmittel­n keine Besserung ein, kommt Fieber oder sogar Blut dazu oder kehrt die Entzündung immer wieder, ist ein Arztbesuch wichtig. Denn ein unbehandel­ter Harnwegsin­fekt kann zu einer gefährlich­en Nierenbeck­enentzündu­ng führen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany